Geldern 89-Jährige überführt Enkeltrick-Betrüger

Geldern · Gertrud Arnold aus Geldern wollte man mit dem "Enkeltrick" übers Ohr hauen. Doch die Seniorin drehte den Spieß um: Mit Hilfe der Polizei lockte sie einen Täter filmreif in die Falle. Jetzt suchen die Ermittler Komplizen.

 Gertrud Arnold (89) spielte am Telefon immer wieder sehr gekonnt das ahnungslose Opfer.

Gertrud Arnold (89) spielte am Telefon immer wieder sehr gekonnt das ahnungslose Opfer.

Foto: Seybert, Gerhard

Mit Schlagfertigkeit und Geistesgegenwart hat die 89-jährige Gertrud Arnold einen "Enkeltrick"-Betrüger dingfest gemacht.Sie reagierte sofort richtig, als sich um 9.30 Uhr am Dienstagmorgen ein Mann mit einem vertrauten: "Guten Morgen Gertrud" bei ihr meldete. Erst glaubte sie, ihren Verwandten Hans zu erkennen. "Aber dann hab ich gemerkt, das ist gar nicht Hans? Stimme." Sie legte trotzdem nicht auf, sondern hörte sich an, was der vermeintliche Hans wohl wollte. Und das war: Geld. Möglichst viel.

Er müsse sich Geld für einen Hauskauf borgen, tischte der Betrüger ihr seine Geschichte auf: "Wie viel ich denn auf der Bank hätte?" Als die Seniorin ihm erzählte, sie hätte einiges gespart, dürften er innerlich frohlockt haben. Gertrud Arnold ließ sich zum Schein auf den Betrugsversuch ein. Tatsächlich verständigte sie ihre 62-jährige Tochter und die Polizei. Und damit begann ein filmreifes Katz-und-Maus-Spiel.

Sie ging davon aus, dass sie beobachtet würde: "Also habe ich mich ins Auto gesetzt und pro Forma eine Runde gedreht" - ihre angebliche Tour zur Bank. Währenddessen bezogen Kripo-Beamte heimlich bei ihr zu Hause Stellung. Nachdem sie zurückkam, rief der Täter immer wieder an, und immer wieder spielte Gertrud Arnold - jetzt im Beisein von Polizeibeamten - das ahnungslose Opfer. Wie viel Geld sie hätte? "20.000 habe ich abgeholt", behauptete Arnold. Das reiche nicht, meinte der falsche Hans voller Sorge, und Gertrud Arnold ließ sich nach einigem Hin und Her erweichen, noch 2000 Euro draufzulegen - alles Schauspielerei. "In Wahrheit hatte ich gerade mal 20 Euro im Portemonnaie."

Mehrere Kontrollanrufe und Fangfragen meisterte die Seniorin mit Bravour. Da fragte "Hans", in welchen Scheinen sie das Geld denn wohl bekommen habe. Sie gab umständlich vor, das prüfen zu müssen, und erfand: "Lauter Fünfhunderter."

Zweimal meldeten sich Fremde und gaben sich am Telefon selbst als Polizei aus - sie wollten ihre Kollegen sprechen. Gertrud Arnold blieb kühl: "Nee, was denn? Hier sind keine Kollegen." Und dann sollte plötzlich alles ganz schnell gehen: Sie sollte das Geld auf der Straße einem Kurier übergeben. Die 89-Jährige spielte mit.

"Ich bin dann runtergegangen mit meinem Täschchen voller Geld", erzählt sie - in Wahrheit natürlich mit einer leeren Tasche. Der Täter kam ihr entgegen, "und in dem Moment war der Zugriff", Polizisten stürmten vor, die Handschellen klickten - Mission erfolgreich.

An "Miss Marple" fühle sie sich erinnert, sagte Polizeisprecherin Manuela Schmickler gestern beeindruckt: "Da kann ein Täter sich warm anziehen." Woher sie ihre Kaltblütigkeit habe: "Ich bin ja ein Kriegskind", sagt Gertrud Arnold. Wenn es ernst wird, "dann reagiert man ganz ruhig, und erst später fällt man in sich zusammen." Außerdem hätten die Polizisten toll gearbeitet und ihr die Angst genommen.

(rp)
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