RP Bürgermonitor Kapellener Fußweg: Jetzt auch ein Zaun

Kapellen · Die Kapellener Bauherren, die den Fußweg „Gartenstraße“ mit ihrer Gartenmauer zugebaut haben, haben jetzt einen Sichtschutz errichtet. Nachbarn sind darüber entrüstet. Die Stadt fordert, dass die ganze Gartenanlage entfernt wird.

 So sieht es jetzt aus: Über der Mauer ist eine Plane installiert, die den Blick auf den Garten verwehrt.

So sieht es jetzt aus: Über der Mauer ist eine Plane installiert, die den Blick auf den Garten verwehrt.

Foto: Korting

Wer den Fußweg „Gartenstraße“ in Kapellen entlangläuft, der endet jetzt nicht mehr nur vor einer Gartenmauer. Er steht dann auch vor einem hohen Sichtschutz, den die Grundstückseigentümer zusätzlich gesetzt haben. Am vergangenen Wochenende wurden die Planen zwischen Metallpfähle gespannt, die dazu in den aufgeschütteten Erdboden der Gartenanlage eingelassen worden waren.

Nachbarn, die unter der Sperrung des Weges leiden, versammeln sich regelmäßig samstags an der Grundstücksmauer, um „stillen Protest“ zu zeigen. Demnächst werden sie also vor dem Sichtschutz protestieren.

Sie sind empört über den Vorgang. Schließlich fordert die Stadt Geldern von den Bauherren, dass sie den Weg wieder freimachen. Sie sollen ihre Mauer entfernen, die Erde abtragen und die Fußgängerpassage wieder herstellen. Noch läuft die Frist, in der die Bürger diese Forderung, untermauert mit einem Rechtsgutachten, durch ihren Rechtsbeistand prüfen lassen.

„Da macht man sich doch lustig über die Stadt“, meint der Nachbar Johannes Korting. Seine Mitstreiter und er fürchten, dass mit dem Zaun neue Fakten geschaffen würden. „In der Anhörungsphase Zaunpfosten in Beton zu setzen, zeugt keinesfalls von einer Übergangslösung“, meint er. Das sei „einfach unzumutbar“. Und auch, wenn es den Bauherren um ihre Privatsphäre gehe, sei so ein Zaun „doch als Provokation und Anheizen der Sache zu verstehen“.

   Immer samstags treffen sich Nachbarn an dem Grundstück, um ihren Protest zu zeigen – hier noch vor dem Bau des Sichtschutzes.

Immer samstags treffen sich Nachbarn an dem Grundstück, um ihren Protest zu zeigen – hier noch vor dem Bau des Sichtschutzes.

Foto: Korting

Die Stadt Geldern erklärt, dass sie bei ihrer Rechtsposition bleibt: „An der Einschätzung der Stadt Geldern, dass es sich bei dem Fußweg auf der Gartenstraße um einen öffentlichen Weg handelt, hat sich nichts geändert“, teilt Stadt-Sprecher Herbert van Stephoudt mit. Nach Ansicht der Stadt darf niemand den Weg schließen. „Allerdings befinden wir uns in einem laufenden Verfahren, so dass – vom Grundsatz her – die Eigentümer auf ihrem Grundstück entsprechende Befestigungen durchaus vornehmen können“, führt van Stephoudt weiter aus. „Dagegen besteht unsererseits im Moment keine Handhabe.“

Die Sorge, dass „Fakten geschaffen“ würden, sei aber unbegründet. „Für den Fall, dass die Auffassung der Stadt Geldern bestätigt wird und es zu einem Rückbau und eine Wiederherstellung des Weges kommt, wird der Aufwand nur umso höher sein.“ Auch dieser jüngste Schritt der Bauherren „ändert nichts an unserem Vorhaben, den Weg wieder für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen“.

Die Bauherren selbst wollten sich nicht zu der Sache äußern. Sie hatten nach ihrem Hausbau ihren Garten über den Fußweg hinweg gebaut, weil er über ihren privaten Grund und Boden führt – so wie auch über den von weiteren Anliegern. Die Folgen für die Nachbarn sind gravierend. Nicht nur, dass die Durchgangsroute nun für alle gesperrt ist. Ein Rollstuhfahrer kann nicht mehr ohne Hilfe sein Haus verlassen, weil der Weg durch das Gartentor für ihn nicht mehr infrage kommt, und eine Seniorin muss die Mülltonnen durch die Wohnung ziehen, um sie an die Straße zu stellen.

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