Geldern Gartenmüll gefährdet Leben im Wald

Geldern · Rund 76 Hektar Waldfläche gibt es auf Gelderner Gebiet. Immer wieder werden Gehölz- oder Rasenschnitt in der Natur entsorgt. Dadurch kann das zerbrechliche Ökosystem gestört werden, mit schlimmen Folgen für Tiere und Pflanzen.

 Der Ortsbürgermeister von Veert, Johannes Schraets, ärgert sich über Grünmüll wie zum Beispiel den Heckenschnitt am Veerter Büschchen.

Der Ortsbürgermeister von Veert, Johannes Schraets, ärgert sich über Grünmüll wie zum Beispiel den Heckenschnitt am Veerter Büschchen.

Foto: stadt Geldern

Das Gehölz von Hecken, der alte Weihnachtsbaum oder ab dem Frühjahr dann wieder das gemähte Gras — wenn es nicht mehr in die braune Tonne passt, kann es ja im Wald abgeladen werden. Weil es ja "Natur" ist und dort verrottet. Das scheint zumindest eine weit verbreitete Meinung zu sein, denn genau solche Abfälle finden sich oft entlang der Waldwege und -ränder.

Gaby Vohwinkel-Levels, Umweltschutzbeauftragte der Stadt Geldern, schüttelt energisch den Kopf. "Wer Gartenmüll im Wald entsorgt, der gefährdet den Kreislauf der Natur", sagt sie. Denn alles Leben im Wald sei sehr speziell aufeinander abgestimmt, und schon eine auf den ersten Blick unscheinbare Veränderung könne am Ende dramatische Folgen haben.

Die Umweltexpertin beschreibt, wie auch einfacher Rasenschnitt oder abgeladenes Laub den Wald aus seinem eingespielten Gleichgewicht bringen können: Jedes Jahr fallen Blätter zu Boden und geben bei der Verrottung Nährstoffe in den Boden ab. Und zwar ziemlich genau so viele, wie die anderen Pflanzen im Laufe des Jahres aufnehmen können. Werden nun Pflanzenreste aus dem Garten in den Wald gekippt, steigt der Nährstoffgehalt im Waldboden.

Was zunächst positiv klingen mag, ist tatsächlich aber ein Problem. Denn durch den höheren Nährstoffgehalt in der Erde können plötzlich andere Pflanzen wachsen, für die der Boden vorher zu mager war. Sie verdrängen mit der Zeit die ursprünglichen Pflanzen. Da es viele Tiere gibt, erklärt Naturkennerin Gaby Vohwinkel-Levels, die sich auf eine oder wenige Pflanzen spezialisiert haben, sterben auch diese Tiere, wenn die Pflanzen verdrängt worden sind.

Johannes Dercks, Leiter der Grünflächenabteilung, ergänzt: "In vielen Gärten werden heute Mittel gegen Insekten und sogenannte Unkräuter eingesetzt. Auch die werden mit den Pflanzenabfällen in den Wald gebracht und können dort Schaden anrichten." Außerdem werden fremde, teils sogar exotische Pflanzensamen oder -keimlinge in den Wald gebracht. Auch sie können den Bestand der heimischen Natur gefährden.

Das jüngste Beispiel für "grünen Müll" findet sich in Veert. Dort haben Anwohner Ortsbürgermeister Johannes Schraets auf abgeladenes Gehölz im "Veerter Büschchen", das ist ein kleiner Eschenwald, aufmerksam gemacht. Schraetz ärgert sich über die Müllsünder. "An verschiedenen Stellen findet man immer wieder Unrat, aber das war schon sehr auffällig", sagt er. Und warnt die Ablader, dass die Anwohner künftig wohl noch aufmerksamer sein werden.

"Im Grunde", sagt Dercks, "sind die Reste aus dem Garten Abfall und gehören in die Biotonne. Und sie in der Natur zu entsorgen, das ist kein Kavaliersdelikt." Denn Stadt oder Forst müssen den Müll wieder aus dem Wald herausholen. Die Kosten dafür trägt dann übrigens der Steuerzahler.

(RP)
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