Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Serie "bauen & Wohnen" (5) Fußgängerzonen brauchen Auffrischung

Geldern · Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Gregor van der Beek fordert im Gespräch zur Planung von Innenstaden ein Gesamtkonzept: Wirtschaftsförderer, Kultur/Tourismus und der Fachbereich Planen gehörten dafür an einen Tisch.

Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Serie "bauen & Wohnen" (5): Fußgängerzonen brauchen Auffrischung
Foto: Venn J.

Kreis Kleve Die Apfelsinen auf dem Markt findet man auch an anderen Orten. Für die orange Südfrucht setzt man sich nicht ins Auto und fährt in eine fremde Stadt, sagt Prof. Gregor van der Beek, Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule Rhein-Waal. Es sei vielmehr ein Strauß von vielen Faktoren, der Besucher in eine Stadt locke: die Gebäude und Parks, Kulturangebote wie Museen, die Topografie der Stadt, der Mix der Geschäfte.

Für die Kreisstadt Kleve komme noch die Tradition hinzu, die sich bei den Bürgern in Nimwegen und Arnheim gewahrt hat, in die Stadt mit ihrer mächtigen Burg, die über allem thront, mit Haus Koekkoek und mit den vielen Cafés auf den Plätzen, die das "kopje koffie met gebak" bereithalten, zu fahren. "Durch diese Tradition hat Kleve einen klaren Vorteil gegenüber Goch oder Geldern", sagt er.

Die Kommunen müssten davon Abstand nehmen, dass es allein der Mix der Geschäfte ist, der Menschen in die Innenstädte zieht, erklärt van der Beek. Als alleinige Einkaufstätte könnten die Städte im Kreis Kleve nicht mit den Metropolen, die per Auto ja einfach erreichbar sind, mithalten. Sie dürften sich nicht allein als Einkaufsstandorte verstehen, sie müssten auch als Freizeitstandort einen Mehrwert bieten.

Um langfristig auch wirtschaftlich bestehen zu können, muss dafür die Stadtplanung die Rahmenbedingungen schaffen - für die richtigen Häuser mit den richtigen Geschäften und den richtigen Plätzen, die die Aufenthaltsqualität von der Konkurrenz abhebt. "Um bestehen zu können, brauchen die Städte und Gemeinden ein klares Konzept, das auch von der politischen Mehrheit getragen wird. Aber: Es sollte nicht das gleiche Konzept in Kalkar, Goch. Geldern oder Kleve gelten; es muss klar erkennbar sein, wofür die Stadt steht und was ihre Schwerpunkte sind", sagt der Professor.

Wichtig sei der Mehrwert, den der Besucher hat, wenn er beispielsweise von Nimwegen nach Kleve fährt. Zusätzlich müssten sich die Kommunen vernetzen und sich als Region verstehen. Dazu gehöre eine umsichtige Planung. "Viele kommen wegen der Burg nach Kleve, nicht wenige auch wegen der Museen - die müssen aber auch entsprechend in ein städtisches Konzept eingebunden und gut erreichbar sein", sagt der Wirtschaftsfachmann. Deshalb gehörten Wirtschaftsförderung, Kulturamt oder Museen und schließlich das Planungsamt an einen Tisch, wenn über die Planung der City gesprochen werde, sagt er.

Als positives Beispiel führt van der Beek die Kreisstadt an: Die prüfe im Rahmen des vom Land NRW geförderten integrierten Handlungskonzeptes mit Planungsbüros von außerhalb ihre Plätze. Van der Beek schränkt aber ein, dass die Anlage immer neue Plätze mit immer neuer Gastronomie auch endlich sei. "Als Gast trinke ich einmal, vielleicht zweimal eine Tasse Kaffee in der Stadt. Letztlich ist die Mischung entscheidend", sagt er. Und die hört nicht bei Bauen und Planen auf: Events wie "WDR für eine Stadt" oder andere Festivals hätten eine nicht zu unterschätzende Reichweite für das Image einer Stadt. Bleiben die neuen Medien, die zwingend dazu gehören: "Wenn ich als Fremder in eine Stadt fahre, sie als spannend erlebe und dort durch die Straßen schlendere und ein Geschäft sehe, möchte ich dieses Geschäft auch digital wiederfinden, wenn ich wieder zuhause bin", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler.

Planerisch rät er den Verantwortlichen in den Städten am Niederrhein, einmal kritisch durch ihre oft aus den 1970er/1980er Jahre stammenden Fußgängerzonen zu gehen. "Die sind oft sehr ähnlich, sind in die Jahre gekommen und bräuchten eigentlich eine ordentliche Auffrischung", sagt van der Beek.

Ein positives Beispiel ist im Kreis die City von Weeze. Hier hat sich der Cyriakusplatz von einem reinen Parkplatz zu einem attraktiven Zentrum im Ort entwickelt.

Es sei auch ein Irrglaube, mit einem tollen Geschäft in einem tollen Gebäude langfristig Besucher anziehen zu können. "Solange es nur singuläre Planungen sind, nutzt das nicht viel", sagt der Professor. Anders sehe es in einem gelungenen Ensemble aus: Dann werte ein tolles Geschäft in einem tollen Gebäude diese in sich schon anziehende Umgebung nochmals auf. In Emmerich dagegen sei die Fluss-Promenade nicht ausreichend mit der Geschäftszone in der Innenstadt verbunden. Dabei sei es wichtig, die für Besucher relevanten Bereiche miteinander zu verzahnen, anstatt singuläre Konzepte zu haben, warnt van der Beek.

(RP)
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