Geldern Führe uns nicht in Versuchung

Geldern · Die Fastenzeit hat begonnen. Auf Süßes oder Alkohol zu verzichten, ist für manche Menschen schon schwierig genug. Aber wie schaffen das diejenigen, die durch ihren Beruf ständigen Verlockungen ausgesetzt sind?

kreis Kleve Josef Mölders, Obermeister der Bäcker-Innung des Kreises Kleve, ist täglich mit der süßen Versuchung konfrontiert. Wenn seine Kollegen fasten möchten, dann empfiehlt er Durchhaltewillen: „Da ist Standfestigkeit gefragt. Allerdings, wenn man etwas probieren muss, um zu testen, ob es schmeckt oder nicht, dann muss das Fasten natürlich hintenanstehen. Aber dieses Genuss-Naschen, das muss man dann während der Fastenzeit eben sein lassen.“

Um Alkohol kommt Dr. Ulrich Balzer auch in der Fastenzeit nicht herum – rein beruflich, versteht sich. Er ist Plant-Manager und Erster Braumeister bei Diebels in Issum und meint: „Bier bricht das Fasten nicht!“ Das gelte heute „bei mir wie auch bereits bei den Irischen Mönchen Anfang des siebten Jahrhunderts“.

„Flüssiges Brot“

Balzer erklärt: „Diese sollen nämlich zu der Erkenntnis gelangt sein, dass Bier als nahrhaftes und wohlschmeckendes Getränk als Mahlzeit dienen kann. Kräftig genug gebraut, konnte ,das flüssige Brot’ gerade in der kargen Fastenzeit knurrende Mägen sättigen.“ Diesem Grundsatz nach seien später gerade deutsche Mönche bemüht gewesen, stets gehaltvolles Bier in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen.

Der Fachmann erklärt weiter, dass aus dieser Not nach und nach die kalorienhaltigeren Stark- und Bockbiere mit dem kräftigen Malzgeschmack entstanden seien. Balzers Fazit: „Bier war und ist also in der Fastenzeit immer erlaubt!“ Für ihn sei das wichtig: „Gut so, denn beim Verkosten jeder Abfüllung in der Brauerei ist es ja erforderlich, das Bier in kleinen Mengen – im Gegensatz zum Wein– auch herunterzuschlucken, um uns von der Qualität zu überzeugen. Erst im hinteren Rachenbereich entfaltet sich nämlich das volle Aroma des Bieres.“

Bernd Rous, Schlagzeuger der Gelderner Coverband „Second Edition“ weiß zwar, dass man während der Fastenzeit auf etwas verzichten sollte, was einem wichtig ist. Das wäre bei ihm die Musik. Die ist zwra nur ein Hobby, aber irgendwie so etwas wie eine Berufung. Nicht zu proben oder aufzutreten, kommt für den Musiker nicht in Frage: „Musik mache ich natürlich durchgehend weiter. Wir haben in der Fastenzeit sogar zwei Auftritte. Als Musiker kann man aber auch nicht einfach bis Ostern mal nichts mehr tun – da rosten ja die Finger ein. Man muss schon drin bleiben. Aber dafür lasse ich dann in der Fastenzeit gerne mal das ein oder andere Bierchen aus.“ Leiser geht es bei den Auftritten auch nicht zu: „Wir machen Rockmusik, da ist das nicht möglich.“.

Koch übt Verzicht

Frank Konen aus Kleve ist quasi doppelt belastet: Er hat als Karnevalsprinz dieser Session kräftig gefeiert und steht beruflich als Küchenchef am Herd des Seniorenheims „Haus Maternus“. Da ist er ständig mit Leckereien konfrontiert. „Probieren muss ich die Speisen natürlich, auch in der Fastenzeit. Anders geht das in meinem Beruf nicht, das Essen muss ja schmecken“, sagt Konen. Er schränke sich anderweitig ein. „Die nächsten sechs Wochen trinke ich definitiv keinen Alkohol. Und bei Süßigkeiten halte ich mich auch zurück. Und wir erklären den Kindern, dass man verzichten soll.“

(RP)
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