Fahrzeugschau auf dem Gelderner Markt Wie die Zeit bei der Feuerwehr vergeht

Die Freiwillige Feuerwehr hat in Geldern am Sonntag – passend zum Jubiläum – die Fahrzeugtechnik der vergangenen 150 Jahre präsentiert. Der älteste Wagen der Wehr von 1963 und das neueste Modell von 2017 im direkten Vergleich.

 Feuerwehr: alt  und  neu im Vergleich.

Feuerwehr: alt und neu im Vergleich.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Vor zehn Jahren ist der alte, rote Wagen noch einmal ausgerückt. Zu dieser Zeit gab es eine Serie von Mülltonnenbränden in Geldern, die Feuerwehrleute waren ständig im Einsatz. Und jeder Wagen wurde gebraucht – auch das Tanklöschfahrzeug von 1963. Mit 150 Pferdestärken, bis zu 90 Stundenkilometern und ohne Servolenkung bretterte es über die Straßen.

Heute ist der Feuerwehrwagen der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz nicht mehr im Einsatz. Das historische Fahrzeug rückt noch manchmal zu Hochzeitsfahrten aus und zu anderen besonderen Anlässen, wie der historischen Fahrzeugausstellung am Sonntag in der Gelderner Innenstadt.

 Feuerwehr, alt gegen neu

Feuerwehr, alt gegen neu

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Für die Feuerwehr Geldern, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum feiert, will so die Technik der vergangenen Jahre präsentieren. Mehr als 50 Fahrzeuge konnten Feuerwehr- und Oldtimer-Fans bewundern. Eines davon ist der Gelderner Wagen von 1963 mit dem Original-Kennzeichen GEL-272.

Für die Kameraden des Löschzugs Mitte ist es das älteste Fahrzeug in ihrem Bestand. Sie haben es – nachdem es den Dienst quittiert hatte – eigenhändig fast ein Jahr lang restauriert. „Es hatte schon ziemlich viel Rost angesetzt“, sagt André Bardou von der Freiwilligen Feuerwehr Geldern. „Jetzt ist es wieder im Originalzustand und voll funktionstüchtig.“

 In Overalls ging es für die Feuerwehrleute früher zum Einsatzort.

In Overalls ging es für die Feuerwehrleute früher zum Einsatzort.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Unterschied zu dem aktuellen Fahrzeug der Wehrleute ist jedoch gravierend. Das Modell der Firma MAN von 2017 hat sich, wie die Kameraden auch, der Zeit angepasst. „Mit dem alten Wagen haben wir nur Feuer gelöscht“, sagt Bardoun. „Mit dem Neuen machen wir alles, es ist ein Multifunktionsfahrzeug.“

In den 60er Jahren war die Aufgabe der Feuerwehrleute in erster Linie die Brandbekämpfung. Darum findet sich in dem alten Fahrzeug mit Magirus-Aufbau vor allem Schläuche, eine Pumpe, Kanister mit Schaummittel, Axt und Schaufel. Auf dem Dach gibt es eine Holzleiter. Auch Luftflaschen für die sechs Feuerwehrleute, die in den Wagen passen, gab es schon. Bei Einsätzen trugen sie dunkelblaue Overalls und schwarze Metallhelme.

 Heute ist nicht nur mehr Platz im Wagen, auch die Technik hat sich entwickelt.

Heute ist nicht nur mehr Platz im Wagen, auch die Technik hat sich entwickelt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Heute, erzählt André Bardoun, leistet die Truppe häufig technische Hilfe bei Unfällen. Darum haben sie in dem neuen Fahrzeug auch Hebekissen an Bord und Werkzeug, um Autos aufzuspreizen oder aufzuschneiden. Und wenn es brennt, so Bardoun, dann anders als noch vor 50 Jahren. Ein Bauernhofbrand, wie es sie früher häufig gegeben habe, sei seit Jahren nicht mehr vorgekommen. Stattdessen stehe meist auch Kunststoff in Flammen – das wird deutlich heißer als Holz und die Gase können für Menschen gefährlich werden. Darum tragen sie Wehrleute auch Anzüge und Atemmasken, die mehr aushalten als die dunkelblauen Overalls.

Die Ausrüstung, die die Wehrleute am Körper tragen, liegt im Wagen bereit, sodass sie sich während der Fahrt vorbereiten können. Hinzu kommen Kettensäge, Werkzeug für Türöffnungen, Haspeln zur Verkehrssicherung und Blitzleuchten. Die Leiter kann per Seilzug heruntergelassen werden und ein Scheinwerfer auf dem Wagendach bietet Licht bei nächtlichen Einsätzen. Der Schaum wird heute automatisch gemischt. An einem Hygieneboard können sich die Kameraden waschen und desinfizieren. An Bord haben sie auch einen Kühlschrank mit Getränken und einen Stromerzeuger, über den alle Geräte angetrieben werden.

Und auch die Alarmierung hat sich geändert. In den 60er Jahren erfuhren die Feuerwehrleute per Sirene von einem Notfall. Jahre später folgten Funkgeräte, die als große Kästen mit Tragegurten auf der Schulter getragen wurden. Heute passiert alles digital. „Es hat sich unglaublich viel geändert“, sagt André Bardoun. „Wir sind froh, dass es diese Technik heute gibt. Auch wenn unser altes Schätzchen wirklich charmant ist.“

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