Geldern Frauen machen 73 Prozent aller Mini-Jobs im Kreis Kleve

Geldern · Im Kreis Kleve haben Frauen die schlechteren Jobs. Sie arbeiten nur Teilzeit, haben einen Mini-Job oder sind Leiharbeiterinnen. 73 Prozent aller nicht-regulären Jobs im Landkreis wurden im vergangenen Jahr von Frauen erledigt. Das sagt die Statistik.

Ganz anders sieht es dagegen bei den Vollzeit-Stellen aus: Dort lag der Frauenanteil bei 33 Prozent. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Sie beruft sich dabei auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zur "atypischen Beschäftigung". "Immer mehr Frauen werden in unsichere und niedrig bezahlte Jobs gedrängt", sagt Hans-Jürgen Hufer. Für den Geschäftsführer der NGG Nordrhein ist das eine "gefährliche Entwicklung".

Besonders stark hat die Teilzeit-Beschäftigung bei Frauen zugenommen. Vor gut zehn Jahren arbeiteten im Kreis Kleve laut Studie noch etwa 10.700 weibliche Beschäftigte in Teilzeit. Im letzten Jahr waren es bereits rund 19.700. "Es ist längst nicht so, dass die meisten Frauen freiwillig weniger arbeiten. Viele finden einfach keine Vollzeit-Anstellung mehr - im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen", erklärt Hufer.

Dies zeige, dass auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Kleve "grundsätzlich etwas im Argen liegt", so der Gewerkschafter. Gerade im Gastgewerbe oder in der Bäckerbranche hätten weibliche Beschäftigte immer seltener die Chance auf einen regulären Job. Stattdessen setzten viele Chefs auf Mini-Jobs, um Steuern und Sozialabgaben zu sparen.

"Die Folge ist Altersarmut. Schon heute haben viele Rentnerinnen damit zu kämpfen. Denn Frauen, die ihr Leben lang nur in prekären Jobs gearbeitet haben, bleibt nur eine Mini-Rente. Dazu kommen geringere Beiträge durch Elternzeit", sagt Hans-Jürgen Hufer. Es sei nicht hinnehmbar, dass es ausgerechnet alleinerziehende Mütter so schwer hätten, wieder mit einem normalen Job ins Berufsleben zurückzukehren.

"Viele Unternehmen im Kreis Kleve denken bei einer Bewerberin automatisch an Teilzeit, Mini-Job und Befristung", beklagt der NGG-Geschäftsführer.

Die NGG Nordrhein fordert eine deutliche Umkehr auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Hans-Jürgen Hufer: "Frauen brauchen nicht mehr Jobs auf Zeit und Zitter-Verträge, sondern mehr reguläre Stellen, von denen sie gut leben können. Weniger Stunden zu arbeiten, muss ihre freie Entscheidung sein. Teilzeit und Mini-Jobs dürfen nicht zum Normalfall werden." Die aktuellen Zahlen seien ein Warnsignal an Arbeitgeber und Politik. Wer jetzt nichts unternehme, der riskiere eine neue "weibliche Armut".

(RP)
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