Fluss in Wachtendonk Die Nette ist ausgetrocknet

Wachtendonk · Auch alt eingesessene Einwohner von Wachtendonk können sich nicht erinnern, dass der kleine Fluss jemals ohne Wasser war. Jetzt ist es so weit. Manch einer vermutet, nicht nur die extreme Trockenheit ist der Grund dafür.

 Die ausgetrocknete Nette bei Wachtendonk.

Die ausgetrocknete Nette bei Wachtendonk.

Foto: Wiltsch

Richard Christian Wiltsch bezeichnet sich als in Wachtendonk zugezogen. Doch das Phänomen, das er unweit seines Hauses beobachtet, ist für die Ortschaft wohl einzigartig. „Keiner, auch niemand von den Alteingesessenen, erinnert sich, dass die Nette jemals trocken gefallen ist“, berichtet der 54-Jährige. Jetzt ist es so weit. Der kleine Fluss sieht aus wie ein Trampelpfad in der Savanne, hier und da mit kleinen Pfützen.

Mit dramatischen Folgen für die Fische. Viele sind in den vergangenen Tagen in dem zu warmen und niedrigen Wasser der Nette verendet. Am Freitag kam es laut Wiltsch zu einer Rettungsaktion. Junge Leute versetzten rund 50 Fische in die Niers.

 Die Nette führt im Sommer normalerweise Wasser.

Die Nette führt im Sommer normalerweise Wasser.

Foto: Geissels

„Ich habe wie einige Nachbarn Kaltwasser in die Nette gepumpt, aber das kann man natürlich nicht ewig machen“, so der Wachtendonker über das, womit er die Flossentiere zu retten versuchte. Auch verendete Krebse entdeckte er.

Wiltsch führt Aufzeichnungen über den Wasserstand der Nette seit dem 1. Juli 2017 an. Danach liegt das mittlere Hochwasser bei rund 85 Zentimetern, das mittlere Niedrigwasser bei 30 Zentimetern. Noch im Januar 2018 war die Nette fast 90 Zentimeter tief.

Jetzt zeigt der Pegel am Haus Langenfeld gerade mal 25 Zentimeter, nachdem er am 29. Juli noch bei rund 38 Zentimetern stand. Der so plötzlich gefallene Pegel lässt ihn vermuten, dass nicht nur das extreme Sommerwetter der Grund für die ausgetrocknete Nette ist.

Ist es aber doch, heißt es beim zuständigen Netteverband. „Wir hatten seit Mai so gut wie keinen Regen. Die trockene Nette ist den extremen Witterungsbedingungen geschuldet“, sagt Julia Herda, beim Netteverband für die Planung von Renaturierungen zuständig. Zusätzlich zu dem fehlenden Niederschlag spielen die Seen eine Rolle. Von denen gibt es laut Herda zwölf im Einzugsgebiet der Nette. „Die Seen halten das Wasser zurück. Das ist praktisch zum Schutz gegen Hochwasser“, erläutert die Expertin. In Sommern wie diesem zeigt sich jedoch die Kehrseite der Medaille. Auf den großen Seeflächen verdunstet viel Wasser, entsprechend weniger bleibt für die Nette übrig.

 Der Pegel der Nette bei Haus Langenfeld.

Der Pegel der Nette bei Haus Langenfeld.

Foto: Wiltsch

Vermutungen, der Netteverband trage durch Absperrungen oder Umleitungen zum Austrocknen der Nette bei, weist Julia Herda zurück. „Der Netteverband nimmt zurzeit keinen Einfluss auf den Wasserstand.“ Alle See-Auslässe seien ungesteuert, bis auf einen am De-Witt-See. Aber der werde nur bei Hochwasser aktiviert.

Eine weitere Vermutung: Da entnimmt jemand unerlaubt Wasser aus dem Fluss. Diesem Verdacht gehen die Behörden nach, wie die Kreisverwaltung Kleve als Untere Wasserbehörde auf Anfrage mitteilt. Pressesprecherin Elke Sanders am Mittwoch zu unserer Redaktion: „Der Netteverband hat Wasserentnahmen an der Nette in Wachtendonk gemeldet.“

Daraufhin sei ein Kontrolleur der Unteren Wasserbehörde vor Ort gewesen. Er hat Fördereinrichtungen an der Nette festgestellt, die jedoch zum Zeitpunkt der Kontrolle nicht in Betrieb waren. Die Untere Wasserbehörde hat laut Pressesprecherin daraufhin die Grundstückseigentümer der Flächen ermittelt, auf denen die Fördereinrichtungen stehen, und diesen die Wasser-Entnahme aus der Nette untersagt. Außerdem wurde auch zwei weiteren Personen, die über eine wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Wasser aus der Nette verfügen, vorläufig die Wasserentnahme untersagt.

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