Geldern Flüchtlinge in Hartefeld gut angekommen

Geldern · In Geldern sind Anwohner in Aufruhr, weil in der Stadtmitte an der Friedrich-Spee-Straße eine Flüchtlingsunterkunft geplant ist. In Hartefeld gibt es diese Situation seit 2012. Die RP hörte sich dort um.

 15 Menschen sind derzeit im Alten Rathaus untergebracht. Die Nachbarschaft versteht sich mit den Asylbewerbern- trotz Sprachbarrieren. Archivfoto: Seybert

15 Menschen sind derzeit im Alten Rathaus untergebracht. Die Nachbarschaft versteht sich mit den Asylbewerbern- trotz Sprachbarrieren. Archivfoto: Seybert

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Im Alten Rathaus von Hartefeld sind derzeit 15 Personen untergebracht - vier deutsche Obdachlose und elf Asylbewerber. Gibt's Probleme mit den Fremden von nebenan? Krista Vossen von gegenüber schüttelt nachdenklich den Kopf: "Wüsste ich nicht", sagt sie. "Im Gegenteil. Hier war Kirmes und Kinderfest, da waren die voll integriert." Sie habe schon mal Spielsachen beim Alten Rathaus vorbeigebracht, und ab und zu kämen Bewohner wegen kleinerer Reparaturen vorbei - ihr Mann ist Handwerker und hat das nötige Werkzeug da. "Die sprechen wohl alle gar kein Deutsch", stellt sie fest, aber man verständige sich dann mit Händen und Füßen: "Klappt ganz gut."

Nachbarin Hanny Brune hat den Ärger um die geplante Asylunterkunft an der Friedrich-Spee-Straße mitbekommen und ist darüber irritiert. Die Flüchtlinge seien freundlich, man grüßt einander, es gibt nachbarschaftliche Gefälligkeiten, und vor allem gebe es keinen Ärger. "Wie können die Leute ein Urteil abgeben über andere, die sie gar nicht kennen?", fragt Hanny Brune. "Das sind Vorurteile. Ich finde das lachhaft", sagt sie und resümiert: "Wir haben da keine Last mit."

Karl-Heinz Schwarz ein paar Häuser weiter kommentiert die Angst vor den Neuankömmlingen in Geldern humorig: "Vielleicht haben wir ja die einzigen erwischt, die nett sind?", schlägt er vor und lacht.

Dabei gab es auch in Hartefeld Bedenken. Ortsbürgermeister Friedrich Dahl verfolgt den Ärger um die Friedrich-Spee-Straße: "Die gleichen Diskussionen haben wir hier auch geführt", sagt er. Vielleicht sei das ja verständlich. Sicher seien in Hartefeld viel weniger Leute untergebracht als für die Stadtmitte angedacht, "aber für so eine kleine Ortschaft sind 15 oder 20 Leute auch eine Menge." Jedenfalls gebe es keine Klagen: "Trotz anfänglicher Angst habe wir hier keine schlechte Erfahrung gemacht. Das kann man den Leuten in Geldern vielleicht mit auf den Weg geben."

Nachbarn rund um das Alte Rathaus und Passanten in Hartefeld bestätigen das. Wird es vielleicht manchmal zu laut am Alten Rathaus? Gibt es Beschädigungen? Belästigungen? Aufdringlichkeiten? Liegt vielleicht mal Müll rum? Nein, nein, nein und nochmal nein. "Die stören uns hier absolut überhaupt nicht", heißt es. Entweder bekomme man gar nichts von den Asylsuchenden mit, oder die Leute seien halt umgänglich.

"Und dabei haben die hier in Hartefeld ja nichts, wo sie mal hingehen könnten, was sie machen können", geben Paula Horn und Ihre Mutter Hilde Fonteyn zu bedenken. Da könnten sich ja auch Langeweile oder Frust entladen, aber offenbar passiere das nicht. "Die Leute sind immer freundlich, die Kinder sind sauber und gut angezogen, die Erwachsenen sowieso." Ob sie die Sorgen der Gelderner verstehen? "Also wirklich nicht."

Auch die Stadtverwaltung hat ähnliches zu berichten. Es habe aus Hartefeld "innerhalb recht kurzer Zeit Rückmeldungen gegeben, es wäre alles nicht so schlimm", so Stadt-Sprecher Herbert Stephoudt. Die Struktur bei der Belegung der Einrichtung sei derzeit gemischt: "Es sind drei Familien untergebracht, aber auch Einzelpersonen." Probleme seien nicht bekannt.

Dazu gibt es Lob von Friedrich Dahl: "Wir haben eine gute Betreuung seitens des Ordnungsamtes. Wir als Hartefelder und natürlich auch die Flüchtlinge werden nicht alleine gelassen."

(RP)
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