Issum Flammende Plädoyers für Versöhnung

Issum · Zur Nacht der offenen Gotteshäuser hatten der Arbeitskreis Jüdisches Bethaus, die katholische und evangelische Kirchengemeinde und die Christliche Gemeinde Issum eingeladen. Das Angebot kam gut an.

 In der Nacht der offenen Gotteshäuser erklärt Pastor Stefan Keller das katholische Beichtverständis. Psalm 51 wurde im Wechsel gelesen, ein Lied, das ansonsten zur Bußzeit erklingt, gesungen. Die katholische Kirche war eine von vier Stationen an dem Abend zum Thema "Versöhnung".

In der Nacht der offenen Gotteshäuser erklärt Pastor Stefan Keller das katholische Beichtverständis. Psalm 51 wurde im Wechsel gelesen, ein Lied, das ansonsten zur Bußzeit erklingt, gesungen. Die katholische Kirche war eine von vier Stationen an dem Abend zum Thema "Versöhnung".

Foto: Gerhard Seybert

Die katholische Kirche ist hell erleuchtet, die Besucher sitzen in gespannter Erwartungshaltung in den Bänken, denn einen klassischen Gottesdienst werden sie an diesem Abend nicht erleben. "Katholiken haben es ja mit der Beichte", beginnt Pfarrer Stefan Keller seinen Abschnitt des Abends, der Nacht der offenen Gotteshäuser in Issum. Er geht zurück zum Ursprung. "Im Leben und Wirken von Jesus Christus wird Gottes Versöhnungsbereitschaft offenbar", sagt Keller. "Lasst euch...versöhnen", so lautet auch das Thema des gemeinsamen Abends der katholischen und evangelischen Kirche, des Arbeitskreises jüdisches Bethaus und der Christlichen Gemeinde Issum, der am Freitagabend begangen wurde. Begangen im wahrsten Sinne des Wortes, denn alle vier Gotteshäuser wurden zu Fuß nacheinander besucht.

Als erstes stand, auch aus der Historie heraus, das jüdische Bethaus auf dem Programm. Erst vor zwei Tagen haben die Juden ihr höchstes Fest, Jom Kippur, gefeiert, lässt Johannes van Leuck die Besucher wissen. Jom Kippur bedeutet auch "Versöhnungstag". Wie der Tag von einer jüdischen Auswandererfamilie in den 1920er Jahren in Amerika begangen wurde, erfahren die Besucher bei einer Lesung von van Leuck und Werner Brall. Gesungen wird auch, im Bethaus und vor den Fenstern draußen, weil das kleine Bethaus nicht alle Besucher fassen kann.

Nachdem van Leuck das Widderhorn erschallen ließ, machen sich die Besucher auf den Weg zur katholischen Kirche. Pastor Keller nimmt die Zuhörer mit auf eine Zeitreise. Es geht um das Beichtverständnis der katholischen Kirche. Weil der Mensch Fehler begeht, gibt es die Beichte. Keller erklärt den Wandel in der katholischen Kirche, angefangen vom öffentlichen Büßer über das Beichtgeheimnis bis zum heutigen seelsorgerischen Gespräch. Der Beichtstuhl, der sei in den meisten Kirchen mittlerweile ein Möbelstück. Nach seinen Ausführungen darf auch darein ein Blick geworfen werden, bevor es weitergeht zur evangelischen Kirche.

Deren Tür steht weit offen, Klaviermusik klingt durch den Raum, die angeregten Gespräche werden zu Gemurmel, bis auch das verstummt. Presbyter Jörg Kempken liest die Geschichte von Zachäus aus der Bibel vor, einem Mann, der Jesus nachläuft, weil er merkt, dass sein Leben nicht in Ordnung ist. Die Worte der evangelischen Pfarrerin Yvonne Brück sind eindrücklich und klingen noch lange nach. "Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ein kleiner Zachäus wohnt in jedem von uns." Die Pfarrerin macht deutlich, dass sie sich keinesfalls ausschließt. "Wir brauchen Gott, um aufrecht durchs Leben zu gehen."

Einen "Brückenschlag" nennt Ralf Overhoff von der Christlichen Gemeinde Issum das, was am Kreuz und mit dem Tod von Jesus Christus passierte. Per Fotogeschichte und gelesenem Dialog wird bei der vierten Station des Abends ein Blick auf Alltagssituationen geworfen, die nach Versöhnung schreien: ein vergessener Geburtstag, eine nicht reparierte Schranktür. Ein Schulterklopfen, ein "Es tut mir leid" sind die passende Antwort, zeigen die Akteure. "Versöhnung beginnt mit uns. Es bleibt Aufgabe jeder christlichen Gemeinschaft", sagt Overhoff.

Ein starkes Zeichen setzen Stefan Keller, Yvonne Brück und Ralf Overhoff, als sie sich beim Vater Unser an den Händen halten. An diesem Abend wurde gemeinsam gelacht, Gedanken angestoßen und gebetet. "Hier endet zwar die diesjährige Nacht der offenen Gotteshäuser, aber hier endet nicht der Weg der Versöhnung. Der geht weit über diesen Abend hinaus", betont Overhoff.

(bimo)
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