Was bieten Kommunen der Jugend an? Ferientage vor der Haustür

Niederrhein · In diesen Sommerferien ohne große Reisen und ohne Ferienlager müssen Schüler sehen, dass sie vor Ort Beschäftigung finden. Ein Jugendlicher sieht sich für die RP in den Kommunen der Region um.

 Der zehnjährige Joel zeigt Tricks mit seinem Scooter.

Der zehnjährige Joel zeigt Tricks mit seinem Scooter.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Zugegeben: Viel Zeit zu haben ist ein Luxusproblem. Und ich würde mich auch gar nicht beklagen, wenn wir dank Corona in den vergangenen Monaten nicht schon genügend Zeit zu Hause verbracht hätten. Nun sind endlich Sommerferien, und wenn man nicht aufpasst, geht alles so weiter wie bisher, denn nennenswerte Reisen werden die meisten von uns wohl nicht unternehmen. Ein paar Tage mit den Eltern an die See – okay. Aber was mich wirklich glücklich gemacht hätte, wäre ein Ferienlager. In den vergangenen Jahren war ich im Sommer immer ein paar Wochen mit Jugendlichen unterwegs, also ohne Eltern, und das ist ja das, worauf es ankommt. In diesem Jahr ist alles abgesagt: Schweiz, Ameland, Sauerland – nichts findet statt. Da wird es Zeit, sich mal in der Nachbarschaft umzusehen. Ich werde in den kommenden Wochen den Kreis Kleve „bereisen“ und gucken, wer da an knapp 14-Jährige wie mich gedacht hat.

In einem Punkt bin ich ja mit meinen Eltern inzwischen einig: Immer nur am PC herumzuhängen, bringt’s auf die Dauer nicht. Der Garten zu Hause ist langweilig, mit 13 oder 14 sind Spielplätze keine Alternative, und Fußball spielen auf dem Bolzplatz ist nicht meins. Was gibt’s also für uns Jugendliche, vor allem für solche, die wie ich das Skaten für sich entdeckt haben? Ich sag’s euch schon mal: Da, wo ich wohne, gibt’s keinen Skatepark, dafür in Sonsbeck, wo meine Großeltern leben, einen ganz tollen. Den stelle ich euch jetzt mal vor, er ist ganz neu und wegen Corona noch nicht einmal offiziell eröffnet, man darf aber schon dort fahren. Und das mach’ ich jetzt so oft wie möglich.

Sonsbecks Skate-Anlage ist für Anfänger wie für fortgeschrittene Skater perfekt. Dort gibt es mehrere Rails, also Stangen, und Ledges, so etwas wie Bänke oder Kanten zum Tricks machen. Es gibt auch mehrere Verts, also steile Elemente wie Rampen, und sogar eine Bowl, eine Art Pool ohne Wasser. Absolut glatter Beton sorgt dafür, dass man ordentlich Tempo drauf kriegt, übrigens nicht nur wir Skater, sondern auch Inliner und BMX-Räder sind zugelassen. Von Scootern, das sind so Roller mit kleinen Rädern, steht auf dem Hinweisschild der Gemeinde nichts, aber von denen sind zahlenmäßig die meisten da. Damit fahren vor allem Jüngere. Mütter haben mir erzählt, dass sie ihre Kinder oft gleich mittags dorthin lassen und sie dann bis abends nicht wiedersehen. Kann ich mir gut vorstellen.

Auf den Fotos sieht man erstens mich, wie ich einen so genannten Kickflip mache. Auf dem anderen Bild ist Joel zu sehen, wie er auf seinem Scooter Grabs und Tailwhips übt. Das ist aber gar nicht das, worauf es ankommt. Besonders toll finde ich nämlich, dass der Park ein guter Treffpunkt für Freunde ist. Da treffen sich immer nette Leute, die ein gemeinsames Hobby haben. Dabei verstehen sich sogar Zwölfjährige und 18-Jährige, und keiner findet den anderen blöd.

Das Ganze wurde auf dem Gelände eines früheren, aber veralteten Skateparks errichtet. Es ist ein Ergebnis von „Leader“, einem Projekt, in dem sich mehrere Städte zusammengetan haben, um gemeinsam etwas für ihre Bürger zu tun. Ich habe erfahren, dass es da europäisches Geld für die ländliche Region gibt, wenn man sich darum bemüht. In Sonsbeck wurden sogar die Jugendlichen gefragt, was sie sich wünschen, und ein Architektenbüro hat nach deren Ideen geplant. Der Park ist aber noch viel besser geworden als das ursprüngliche Modell aussah, finde ich. Da stehen nicht einfach ein paar Rampen und Rails rum, da passt alles zusammen, ein echter Skater-Himmel. Klar, hat auch viel Geld gekostet, aber offenbar sind die Sonsbecker Kinder und Jugendlichen den Politikern dort einiges wert. Ich bin gespannt, wie sich die anderen Städte so schlagen. Aber keine Sorge, ich schaue nicht nur nach Skate-Anlagen.

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