Familienseite Eine Zahnbürste zu Weihnachten

Lynn und Jana machen seit vielen Jahren beim Projekt „Weihnachten im Schuhkarton“ mit. Es werden kleine Pakte für Kinder in armen Ländern gepackt. Auf die Idee brachte sie ihre Ballettlehrerin.

 Die zehnjährige Lynn und ihre Schwester Jana zeigen, was alles Schönes in die Weihnachtspäckchen kommt, die bald auf die Reise gehen.

Die zehnjährige Lynn und ihre Schwester Jana zeigen, was alles Schönes in die Weihnachtspäckchen kommt, die bald auf die Reise gehen.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Auf den ersten Blick passt in den grün-roten Karton gar nicht so viel rein. Lynn und Jana haben einmal auf dem Tisch ausgebreitet, was alles rein soll: ein kleines Plüsch-Huhn, Knete, Haarspangen mit Glitzer, Süßigkeiten, Duschgel, ein schicker Zahnputzbecher, Zahnpasta und Zahnbürste. Das alles ist für ein Kind, das sie nicht kennen, aber überraschen wollen.

Die Geschwister machen mit bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“.

In einen Schuhkarton soll alles rein, was einem Kind Freude machen kann. Dazu gehören auch Zahnbürste und Zahnpasta. „Weil die generell nichts haben“, sagt Lynn und flüstert: „Die freuen sich sogar über sowas“, und meint damit die Schulhefte, eins mit einer Giraffe, das andere mit einem Kaninchen drauf. Die Kartons gehen in Länder, in denen Kinder leben, die wenig haben. Jana hat sich dazu einen Film angeschaut. Darin ist auch ihre Ballettlehrerin Janine Ingenpass zu sehen. Sie engagiert sich seit einigen Jahren für das Projekt „Weihnachten im Schuhkarton“ und ging mit den Päckchenverteilern auf Tour durch Weißrussland.

Dort lernte sie das Mädchen Nastya kennen, die davon träumt, Balletttänzerin zu werden, aber erst noch ein paar Operationen über sich ergehen lassen muss. Die Tanzlehrerin bewegt das Schicksal der Familie. Seitdem kümmert sie sich darum, wie sie das Leben der Familie leichter machen kann. In ihrem Tanzstudio 8counts in Geldern sammelt sie die Kartons für „Weihnachten im Schuhkarton“. „Je mehr Kartons da stehen, desto mehr werden auch wir daran erinnert, einen Karton zu packen“, sagt Achim Schoppmann, der Vater von Jana und Lynn. „Eine gute Sache“, sagt Mutter Petra. „Ich finde es wichtig, dass sich meine Kinder intensiv damit auseinandersetzen“, sagt der Familienvater. Und nicht nur das. Lynn und Jana haben die Idee in ihre Schulen weitergetragen. Lynn in die St.-Petrus-Grundschule Wetten. „Ich durfte dafür sogar ins Lehrerzimmer“, sagt sie stolz. Mittlerweile besucht sie wie ihre Schwester das Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Kevelaer. Dort hat die 14-jährige Jana das Projekt vorgestellt.

Wenn es nach den beiden Geschwistern geht, können noch viel mehr bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ mitmachen. „Damit die auch Weihnachten haben, wie wir es haben“, sagt Lynn.

Damit die Geschenke rechtzeitig ankommen, müssen sie bis zum 15. November gepackt und abgegeben sein. Jana und Lynns Vater hat dafür in der Vergangenheit seinen Kombi vollgepackt und die große Tour von der Grundschule Wetten, zum Kevelaerer Gymnasium und dann weiter zum Tanzstudio gemacht, um die Päckchen nach Geldern zu bringen. Weiter geht es über eine Sammelstelle nach Berlin und dann in die Länder, in denen verteilt wird. Um die Transportkosten (Sprit, Maut, Zoll) zu decken, wird pro Karton eine Spende von zehn Euro benötigt. Wer also nicht so gerne packt, kann auch spenden oder gleich beides tun, um sein Päckchen auf den Weg zu bringen.

 Wer vor einem leeren Karton sitzt, kann aussuchen, ob man für einen Jungen oder ein Mädchen packt, und dann ist das Ganze noch nach Alter gestaffelt. Die jüngsten Kinder sind zwei Jahre, die ältesten 14 Jahre. Auch Janine Ingenpass macht sich Gedanken darüber, wie sie einem Kind eine Freude machen kann. Sie ist im elften Jahr dabei und hat schon jede Menge Ideen. „Ich packe gerne eine Blockflöte mit rein“, sagt die Tanzlehrerin. Was auch immer gut ankommt, sind bunte Aufkleber auf dem Karton, am liebsten mit Glitzer.

Da die Päckchen von Geldern aus hauptsächlich in die osteuropäischen Länder gehen, sind auch Schal, Mütze und Handschuhe sinnvoll. „Es darf auch ein Teddybär sein“, sagt Janine Ingenpass.

Sie hat auf ihrer Reise erlebt, dass die Kinder in Weißrussland oft gar kein Spielzeug haben, sich das Bett mit ihren Geschwistern teilen und sehr froh sind, wenn sie etwas geschenkt bekommen. Für Jungs darf es dann auch gern einmal Spiderman als Kuscheltier sein oder eine Zahnbürste, auf der ein anderer Superheld zu sehen ist. Ein Schuhkarton ist nicht riesig groß, aber für die Kinder ist er wie ein „Weihnachtswunder“.

In ihren Tanzstunden erklärt Janine Ingenpass den Kindern, warum ihr die Aktion wichtig ist. „Ich finde, die Kinder lernen zu teilen und Dinge mehr wertzuschätzen“, sagt die Geldernerin. Und so haben beide etwas davon, die Beschenkten und die Schenkenden.

Die Schwestern Lynn und Jana packen die grün-roten Weihnachtskartons für ein Mädchen jeweils in ihrem Alter. Dann brauchen sie nur zu überlegen, was sie selbst gut finden. Und das Plüsch-Huhn findet Lynn ganz schön cool.

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