Familie aus Issum in Indien „Das muss man einfach aushalten“

Adrian und Heike Gandhi wollten in Indien einen entspannten Urlaub machen. Doch die Heimkehr nach Issum gestaltete sich schwierig.

 Familie Gandhi saß in Indien fest und berichtet von der Lage.

Familie Gandhi saß in Indien fest und berichtet von der Lage.

Foto: Gandhi

Vor vier Wochen waren Adrian und Heike Gandhi aus Issum aufgebrochen, um ihren Urlaub in Indien zu verbringen. Doch nach ihrer Ankunft veränderte sich die Welt. Das Coronavirus hat das öffentliche Leben in vielen Ländern lahmgelegt, der Flugverkehr ist stark eingeschränkt – und Reisende wie die Gandhis haben große Probleme, wieder nach Hause zurückzukehren. „Wir warten auf die E-Mail, in der steht, dass wir nach Hause können“, sagte Adrian Gandhi vor einigen Tagen am Telefon. „Das muss man jetzt aushalten.“

Am 17. März sollte der Urlaub für die Issumer eigentlich beendet sein. Am Flughafen in Mumbai hatten sie bereits für die Heimreise eingecheckt, als sie erfuhren, dass ihr Flug storniert wurde. Also mussten sie umplanen und improvisieren: Die Gandhis entschieden, nicht in der Metropole an der indischen Westküste auf neue Entwicklungen zu warten, sondern in Candolim in Goa. In dem beliebten Ferienort besitzt die Familie nämlich ein Haus. Adrian Gandhi, dessen Vater aus Indien stammt, hat vor zehn Jahren dort ein Domizil gekauft, in dem sie ausharren konnten.

Da die indische Regierung einen Stop für internationale Linienflüge verhängt hat, hat das Auswärtige Amt ein Rückholprogramm für gestrandete deutsche Reisende gestartet. Nach Informationen der Gandhis gehören sie zu rund 5000 Europäern, die Indien nicht verlassen durften. In den vergangenen Tagen wurden bereits tausend Personen von Delhi nach Europa geflogen, in den nächsten Tagen sollen weitere folgen. Per E-Mail werden die Gestrandeten vom Konsulat informiert, wann sie an der Reihe sind. Ins Flugzeug steigen darf aber nur, wer keine erhöhte Körpertemperatur hat. Zeigt das Thermometer 37,3 Grad Celsius oder mehr, müssen die Reisenden für zwei Wochen in Quarantäne. Die Lage in Goa sei noch entspannt, berichtet Adrian Gandhi. Zwar gelte eine landesweite Ausgangssperre, doch in der Region gebe es derzeit nur drei Infizierte. „Wenn wir jetzt nach Deutschland kommen, begeben wir uns ins Krisengebiet“, sagt er. In anderen Teilen Indiens ist die Lage prekär. In Neu-Delhi sind zehntausende Arbeiter nach Schließung der Baustellen arbeitslos und obdachlos geworden. Sie versuchen Medienberichten zufolge verzweifelt, von der indischen Hauptstadt in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Viele machten sich in den vergangenen Tagen zu Fuß auf den Weg, da jeglicher Personenverkehr wegen der Ausbreitung des Coronavirus eingestellt wurde.

Und auch andere Reisende können die Situation nicht so gelassen angehen wie das Ehepaar aus Issum, weiß Adrian Gandhi. Für ihn sei Indien auch sein Zuhause, er kenne das Land. Für andere Touristen zerre die Situation an den Nerven. Personen, die auf Medikamente angewiesen sind, haben nun große Probleme mit der Versorgung. Andere kommen in finanzielle Schwierigkeiten, weil sie länger als geplant ein Hotel zahlen müssen. Zudem greifen die indischen Behörden hart durch: Wer gegen die Ausgangssperre verstößt und ohne Grund auf der Straße erwischt wird, kann zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt werden.

Für die Gandhis kam Anfang der Woche die erhoffte E-Mail: Sie konnten am Dienstag in den Flieger steigen und die lange Reise nach Issum antreten. Walter J. Lindner, deutscher Botschafter in Indien, verkündete am Mittwoch, dass in den vergangenen sechs Tagen insgesamt 2100 gestrandete Reisende von Indien nach Frankfurt geflogen wurden.

„Die Botschaft und unsere vier Generalkonsulate arbeiten eng mit den indischen Behörden in Delhi und in den Bundesstaaten sowie mit Air India zusammen, um auch die noch in Indien verbliebenen deutschen Reisenden zurückzuholen“, so der Botschafter. Im Rahmen des Rückhol-Programms der Bundesregierung habe die Botschaft weitere Rücktransportflüge gechartert und arbeite rund um die Uhr daran, die Gestrandeten aus Indien abzuholen und nach Deutschland zu bringen.

Adrian Gandhi lobt die Arbeit des Botschafters: „Seine Videobotschaften und sonstigen Mitteilungen geben sicherlich dem einen oder anderen viel Kraft und Hoffnung. Als Deutscher kann man sich sehr glücklich schätzen, solche Unterstützung zu bekommen.“

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