Ostfriesischer Sport in Geldern Es darf ab jetzt gebosselt werden

Geldern · Eine Kugel, eine Spazierstrecke und jede Menge Unterhaltungswert, so erklärt Karl-Heinz Lorenz die ostfriesische Sportart. Wenn es nach ihm und seinen Mitstreitern geht, soll das gesellige Werfen auch in Geldern heimisch werden.

 Auf dem Gelderner Marktplatz proben Eugen Brück, Karl-Heinz-Lorenz, RP-Reporterin Bianca Mokwa und Lutz Stermann das Bosseln schon einmal als Trockenübung. Der Freizeitsport soll noch viele Mitstreiter gewinnen. Deswegen findet am Dienstag eine Info-Veranstaltung statt.

Auf dem Gelderner Marktplatz proben Eugen Brück, Karl-Heinz-Lorenz, RP-Reporterin Bianca Mokwa und Lutz Stermann das Bosseln schon einmal als Trockenübung. Der Freizeitsport soll noch viele Mitstreiter gewinnen. Deswegen findet am Dienstag eine Info-Veranstaltung statt.

Foto: Thomas Binn

Nach einer typischen Handbewegung gefragt, gehen Karl-Heinz Lorenz und seine Mitstreiter leicht in die Knie und holen schwungvoll mit dem Wurf-Arm aus. Normalerweise würde sich nun eine Kugel den Weg über den Gelderner Marktplatz bahnen. Aber das Equipment fehlt noch. Das Bosseln ist bis zur Gründung einer Unterabteilung des TTC Blau-Weiß Geldern-Veert erst einmal eine Trockenübung. Das soll aber nicht so bleiben. Bald schon soll der ostfriesische Sport auch in der Herzogstadt heimisch werden und viele begeisterte Menschen anlocken.

Gründe, warum das genau so passieren könnte, weiß Lorenz einige. "Erstens, die Leute sind an der frischen Luft", sagt der Gelderner, der durch einen Arbeitskollegen auf die ostfriesische Sportart aufmerksam wurde und sich vom "Bossel-Fieber" anstecken ließ. Einfach ausgedrückt, gehen 14 bis 16 Leute, die zwei Mannschaften bilden, auf einen längeren Spaziergang.

Auf einer Karte zeigt Lorenz eine mögliche Strecke. Startpunkt wäre der Parkplatz in der Nähe der Gelderner Friedhofsgärtnerei, weiter ginge es über den Grünen Weg, entlang der Vernumer Straße und darüber hinaus. Wichtig sei, dass die Strecke möglichst gerade ist, betont Lorenz. Denn die Kugel um die Ecke rollen zu lassen, dass sei denkbar schwierig, wenn auch nicht unmöglich. Dafür gibt es spezielle Wurftechniken. Aber das ist dann schon für Fortgeschrittene.

Geworfen wird abwechselnd von beiden Mannschaften. Je weniger Würfe für die festgelegte Strecke gebraucht werden, desto besser. Die Kugel ist mit einem Gewicht von einem Kilo gut zu handhaben. Lorenz kann sich gut vorstellen, dass Bosseln durchaus zu einem Familiensport avancieren kann. Aber auch Alleinstehende, Senioren, Menschen mit Behinderung können mitmachen. "Im Grundsatz ist es ein Sport, der an Alter überhaupt nicht gebunden ist. Man kann einen Zehnjährigen mit Bosseln lassen und jemandem im Rollstuhl. Wichtig ist nur, mit dem Arm zielgerichtet werfen zu können", sagt Lorenz und schiebt noch schnell die weiteren gute Gründe fürs Bosseln hinterher. "Man betätigt sich an der frischen Luft", sagt der Gelderner. Und das rund ums Jahr. Denn egal, ob Sommer oder Winter, gebosselt werden kann immer, es sei denn, es schneit oder regnet in Strömen.

Einmal im Monat soll so ein Bossel-Termin stattfinden. Neben dem sportlichen Gedanken wird die Kommunikation groß geschrieben. Noch so ein Vorteil, wie Lorenz findet. Während der vier bis sechs Kilometer langen Strecke (die kann je nach Teilnehmer-Fitness variieren), bleibt zwischen den Würfen genug Gelegenheit zum Plaudern. Falls jemand dabei Durst bekommt, kein Problem, denn auch ein Bollerwagen mit Proviant gehört sozusagen zum Equipment des Bosselns. Für das Bosseln selbst und die Verpflegung unterwegs werde ein kleiner Beitrag erhoben.

"Der soll an der absolut untersten Grenze sein, denn der Beitrag soll auf jeden Fall kein Hindernis sein", betont Lorenz. Und zum Abschluss jeder monatlichen Bossel-Runde soll noch in die Lindenstuben eingekehrt werden. "In den Ursprungsländern des Bosselns gibt es Kohl und Pinkel, geräucherte Grützwurst", sagt Lorenz. Man sei gespannt, welche Bossel-Spezialität sich Egbert Groterhorst von den Lindenstuben einfallen lasse, sagen die ersten Bossel-Begeisterten augenzwinkernd.

Unterstützung findet die Idee einer Bossel-Bewegung auch bei Lutz Stermann, dem Vorsitzenden des Kreissportbunds: "Ein ganzheitliches Bewegungsangebot in der Natur, mit Einzelspielern bis hin zu familiären Strukturen, das könnte am Niederrhein eine gute Möglichkeit haben, sich auszubreiten."

(RP)
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