Gemeinsam am Rechner statt unter freiem Himmel wegen Corona Die Tolkien-Tage gehen online

GELDERLAND · Mittelerde ist ins Internet umgezogen wegen Corona. Das vielseitige Programm zog am Wochenende viele Tolkien-Begeisterte vor den Bildschirm. Veranstalter ziehen sehr positive Bilanz.

 Britta „Yavanna“ Otten und Beate „Yusraa“ Lehmann in ihrem Element vor dem Rechner-Bildschirm.

Britta „Yavanna“ Otten und Beate „Yusraa“ Lehmann in ihrem Element vor dem Rechner-Bildschirm.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Orks und Elben blieben in diesem Jahr für die Tolkien-Tage zu Hause. Corona-bedingt fanden sie online statt. Vor dem heimischen PC versammelten sich etliche Zuschauer. So auch Britta Otten, die sich extra als „Yavanna“, die Erschafferin des Grüns von Mittelerde gewandete, während ihre Freundin Beate Lehmann als „Yusraa“, die Bannerträgerin der schurkischen Haradrim, das Programm verfolgte. „Es ist natürlich nicht das gleiche, wie vor Ort zu sein, aber wir wollten auch beim Schauen etwas für Atmosphäre sorgen und haben etwas Kulisse aufgebaut. Eben so, wie andere beim Fußball mit Fähnchen und Gesichtsbemalung vor dem Fernseher sitzen“, verrieten die Freundinnen, die zur Gruppe „Kleines Königreich“ gehören und seit Jahren zu den Tolkien-Tagen gehören. Mit guter Laune und einem Glas Wein verfolgten sie am Samstag gemeinsam die Shows. „Es ist schön, wie abwechslungsreich das Ganze ist“, betonten die Tolkien-Fans. „Man sieht viele Leute, die man sonst vor Ort gedrückt hätte und es ist toll, dass es bei den Vorträgen auch mal ans Eingemachte geht, was das Hintergrundwissen angeht.“

Am Freitagabend begann die Reise nach Mittelerde um 19 Uhr mit einem Filmabend, bei dem zwei Fanprojekte präsentiert und die Macher im Anschluss interviewt wurden. Die Fans selber konnten Fragen stellen, die live beantwortet wurden. Samstag und Sonntag gab es von jeweils 11 Uhr bis in die Nachtstunden Kochshows, einen Rückblick auf die Geschichte der Tolkien-Tage, Sketche und Vorträge zu Themen der Romanwelt.

Von ihrer Zentrale im Gelderner Jugendheim Checkpoint aus, streamte die Deutsche Tolkien Gesellschaft mehr als 27 Stunden Material innerhalb von drei Tagen. In einem Raum kümmerte man sich um technische Belange, während man in einem zweiten die Moderatorenbühne eingerichtet hatte. Dort führten Sebastian Richartz, der Hauptorganisator des Events, sowie Annika Röttinger, die Pressesprecherin der Deutschen Tolkien Gesellschaft, von Freitag- bis Sonntagabend durch das Programm. „Wir haben viele Leute aus dem IT-Bereich im Verein und erst einmal 3000 Euro für Technik zusammengeholt“, erklärte Richartz. Ein weiterer wichtiger Helfer war Gerhard Schröder, der die „Kreative KommunikationsKonzepte GmbH“ in Essen leitet. „Auch die Unterstützung durch die Stadt Geldern war super, denn wir brauchten einen Ort wie das Jugendheim, damit wir genug Platz für alles hatten.“ Das Programm erstellte man durch Beiträge und Einsendungen von Fans und Gruppen. „Manche von ihnen haben zum ersten Mal Filme gemacht und waren mit viel Herzblut bei der Sache“, lobte Röttinger. Es kam viel Material zusammen, so „dass erst am Freitagmorgen um etwa ein Uhr der genaue Ablauf stand, weil wir bis zuletzt noch versucht haben, so viel wie möglich unterzukriegen“, erklärte der Hauptorganisator. Trotz der gut 27 Stunden Sendezeit, vier Bandauftritte und zahlreichen Programmpunkten, konnte man nicht alles unterbringen, weshalb eine Online-„Nachfeier“ mit zusätzlichen Shows und Beiträgen geplant ist.

 Blick in das „Herz“ der Tolkientage, das Aufnahmestudio in Geldern im „Checkpoint“.

Blick in das „Herz“ der Tolkientage, das Aufnahmestudio in Geldern im „Checkpoint“.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Auf dem Streaming-Portal Twitch präsentierte Michael „Doda“ Lukas in den drei Tagen parallel zur Haupt-Show Videospiele aus der Tolkien-Welt und unter dem Hashtag TolkienTageOnline stellten Fans Videogrüße und Clips ins Internet, um sich zu vernetzen und gemeinsam zu feiern. „Mal schauen, wie wir das in Zukunft vielleicht ins Programm einbauen können“, sagt Richartz. Abschließend sagte er zum Online-Event-Experiment, „dass es uns überrascht hat, wie gut es ankam und wie die Leute in Interaktion miteinander getreten sind. Obwohl man viele Kilometer auseinander ist, sind wir doch mehr verbunden, als wir dachten.“ Aus Lizenzgründen könne nicht das gesamte Programm im Nachhinein online gestellt werden. Den Gruppen steht es aber frei, ihre Beiträge selber auf eigenen Kanälen hochzuladen 

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