Kerken Erinnerung an Wölfe im Bruch

Kerken · 1957 schreibt Anton Ingenhaag von Wölfen in Wachtendonk und Nieukerk.

In den vergangenen Wochen wurde viel über einen oder verschiedene herumstreifende Wölfe im Rheingebiet berichtet. Einige Beweisvideos, aber auch viele Gerüchte sorgen für neuen Gesprächsstoff und erregen Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Besonders zwischen Wesel und Rees wurde ein Tier von mehreren Personen gesichtet. Dabei scheint der Wolf mehrmals die Rheinseite gewechselt haben. Er benutze vermutlich die Rheinbrücken, um den Fluss zu überqueren, und ändere seinen Standort regelmäßig, heißt es zu diesem Verhalten. Außerdem berichten Quellen, dass ein Wolf erneut gesichtet wurde, und zwar in Mehrhoog.

Nun Fragen sich Naturschutzforscher und auch alle anderen Bewohner dieser Gebiete, woher der Wolf kommt, wieso er in dieser Region aufgetaucht ist und ob es nun mehrere oder doch nur einen Wolf hier bei uns gibt. Viele Bürger sind natürlich auch besorgt, was ein Wolf in freier Bahn anrichten kann. Jedenfalls wurde er an Straßen und in Wäldern gesichtet und kann für manche Menschen auch eine Gefahr bedeuten. Es mag Pärchen oder Familien geben, die es sich angesichts all dessen doch lieber zweimal überlegen, ob sie ihren Waldspaziergang nun machen wollen.

Doch wie uns Hermann Verhoeven aus Kerken berichtet, sind die Wölfe keine unbedingte Neuheit am Niederrhein. In einem Artikel in dem Geldrischen Heimatkalender von 1957 schreibt Anton Ingenhaag von Wölfen, die in Wachtendonk und Nieukerk leben. Sind die Wölfe also doch nicht so fremd am Niederrhein? In diesem Auszug "Wölfe im Bruch" wird davon berichtet, dass die Wölfe durchaus eine Geschichte bei uns haben:

"Es klingt heute fast unwahrscheinlich und es glaubt wohl kaum noch einer wieder, dass früher in dem Bruch zwischen Wachtendonk und Nieukerk noch Wölfe hausten. So war es auch im Jahre 1648, als der Dreißigjährige Krieg sein Ende genommen hatte. Ein altes Aktenstück besagt, dass der Jäger des Vinzenz von Bylant auf dem Rittergut Holtheide in den Jahren 1648 bis 1658 fünft Wölfe geschossen hat. Beide Gemeinden zahlten eine Prämie bei Abschuss eines Wolfes. Wachtendonk hatte bereits gezahlt. Doch Nieukerk nicht. Da der Jäger, Lins Dumpen genannt, zu wiederholtem Mal um Zahlung gebeten, jedoch nichts von der Gemeinde erhalten hatte, nahm er seine Zuflucht zum Gericht. Das Gericht ,wolle belieben, zu befehlen', dass ihm gemäß der nachbarlichen Absprache seine Gerechtigkeit entrichtet werde. Ob er nun zum Geld gekommen ist, lässt sich nicht nachweisen.

Es gibt in Wachtendonk noch heute eine Flurparzelle, die Wolfskuhle heißt. Und der dort vorbeiführende Weg heißt Wolfskuhlenweg. Im benachbarten Wankum wurde noch im Jahre 1763 eine Wolfsjagd abgehalten und dabei ein Wolf zur Strecke gebracht. Die Schöffen hatten auch dort eine Belohnung, wie aus einem alten Schriftstück hervorgeht, ausgesetzt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort