Geldern Erfrischende Barockklänge mit zwei Oboen

Geldern · Wie schwungvoll, lebendig und auch dramatisch "festliche Barockmusik" mit zwei Oboen und Orgel sein kann, erlebten rund 100 Zuhörer in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena im Rahmen der Geistlichen Konzerte. Claudia Hellbach und Gerhard Schnitzler (Oboe) ließen es nicht an Fingerfertigkeit und Ansatz fehlen, um die Affekte der mit vielen hör- und fühlbaren tänzerischen Harmonien ausgestatteten Werke deutlich hörbar zu machen. Dieter Lorenz an der Orgel begleitete die beiden Solisten akzentuiert, als würde er die raffinierten Sätze und Variationen bestätigend kommentieren.

In dem Choralvorspiel "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" und der sich anschließenden "Fantasie und Fuge g-moll, BWV 542" von Johann Sebastian Bach zeigte Lorenz in einem Solo an der Seifert-Orgel, wie angenehm leichtfüßig und unprätentiös eine ansprechende Registrierung wirken kann. Aus dem melancholischen Eingangssatz (Largo) erhob sich in der "Sonate d-moll für zwei Oboen und Continuo" von Jean-Baptiste Loeillet eine feierliche Beschwingtheit im "Allegro con fuoco" (Fröhlich mit Feuer), in der die beiden Oboisten voller Klangfröhlichkeit und rhythmischem Drängen mit rasantem Wechselspiel überzeugten. Die sich anschließenden drei Trios der Komponisten Franz Xaver Richter, Antonio Lotti und Carl Philipp Emanuel Bach bewiesen sehr schön die musikalische Entwicklung vom Frühbarock mit offensichtlicher italienischer Dominanz über das Hochbarock mit bedeutenden französischen Einflüssen bis hin zum Spätbarock und der Vorklassik. In Richters G-Dur Trio entdeckten die Oboen in der tonalen Finesse des Adagios die sich unbemerkt steigernde Leidenschaft, gestützt von einem Basso continuo in klangvoller Tiefe. In Lottis A-Dur Trio dominierten Schleifen im Vivace und Largo, aus denen sich mit zart freudigen Sprüngen die berauschende Euphorie des Allegro aufbaute. Schon während der ersten Minuten der Triosonate d-moll von Philipp Emanuel Bach, waren die Zuhörer gefesselt von dem wunderbaren Oboenduo mit seiner schmeichlerischen Klangfülle.

Subtile Phrasierungen, einfühlsames und sparsam eingesetztes Vibrato, ein elegantes Formen der Melodiebögen flossen zusammen und bildeten eine mühelose Sanglichkeit, die das Publikum erfrischte.

(usp)
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