Neue Masche beim Enkeltrick in Wachtendonk Betrüger nutzen auch WhatsApp

Wachtendonk · Es gibt eine neue Variante des Enkeltricks: Bei einem Ehepaar aus Wachtendonk meldete sich der vermeintliche Sohn per Textnachricht. Er drängte darauf, einen Betrag zu überweisen, weil sein Online-Banking nicht funktioniere.

 Ekkehard und Ursula S. wurden rechtzeitig misstrauisch. Jetzt wollen sie andere vor solchen Betrugsversuchen warnen.

Ekkehard und Ursula S. wurden rechtzeitig misstrauisch. Jetzt wollen sie andere vor solchen Betrugsversuchen warnen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Nachricht kam über WhatsApp: „Hallo Mama. Das wird meine vorübergehende neue Nummer. Mein anderes Gerät ist abgestürzt. Schickst Du mir bitte eine WhatsApp, wenn Du diese Nachricht siehst?“ Es gab zwar ein paar Tippfehler, aber sonst nichts Auffälliges. Also fragte Ursula S. nach: „Wer bist Du denn? Fabian oder Sebastian?“ und versah ihre Nachricht noch mit einem ungläubig schauenden Smiley. „Sebastian“ kam prompt die Antwort und kurze Zeit später die Bitte, für den vermeintlichen Sohn eine Rechnung zu überweisen. Sein mobiles Banking funktioniere nicht.

Angesichts der hohen Summe von 2440 Euro stutzen Ekkehard und Ursula S. dann doch. Um so einen großen Betrag würden ihre Kinder nie einfach mal per Textnachricht bitten. Und so riefen sie Sebastian an, der von dem Ganzen nichts wusste. Die Betrüger gingen in diesem Fall leer aus.

Das Ehepaar aus Wachtendonk erstattete Anzeige und informierte die Lokalredaktion der Rheinischen Post in Geldern. Denn ihm ist wichtig, vor dieser neuen Variante des Enkeltricks zu warnen.

Zu Recht: Schon im Sommer begann eine neue Welle, bei der auch am Niederrhein in mehreren Fällen mit Textnachrichten gearbeitet wurde. Die Polizei warnte schon im Juni: „Mit einer neuen Betrugsmasche wollen unbekannte Betrüger ältere Menschen um ihr Geld bringen. Die Unbekannten kontaktieren die ahnungslosen Opfer über einen Messenger Dienst wie WhatsApp, geben sich als Sohn oder Tochter, Verwandter oder Bekannter der Angeschriebenen aus und behaupten, eine neue Handynummer zu haben, meist unter dem Vorwand, das alte Handy sei defekt. Haben sie erst das Vertrauen der Angeschriebenen gewonnen, bitten sie darum, Überweisungen zu tätigen, weil man mit dem Ersatzgerät Schwierigkeiten beim Online-Banking habe. So bewegen die Täter ihre Opfer dazu, bis zu vierstellige Beträge auf ein vorgegebenes Konto zu überweisen. Der Betrug fällt meist erst auf, wenn die Geschädigten Kontakt zu ihren echten Kindern aufnehmen.“

Genauso verlief der Betrugsversuch bei Familie S.. Der Chatverlauf, der unserer Redaktion vorliegt, liest sich sozusagen wie nach dem Betrüger-Bilderbuch verfasst. Am Ende gab es die Kontonummer, die ein Konto der reinen Online-Bank Solarisbank AG ist.

Solaris ist ein in Deutschland zugelassenes Kreditinstitut mit Sitz in Berlin, laut Wikipedia im März 2016 vom deutschen Fintech-Unternehmen FinLeap gegründet, und verfügt über eine Vollbanklizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Auf Anfrage unserer Redaktion reagierte die Bank bisher nicht.

Die Polizei rät, misstrauisch zu sein, wenn man von einer fremden Telefonnummer über einen Messenger-Dienst kontaktiert und um Geld gebeten wird. Man sollte genauso vorgehen wie in anderen Fällen und den angeblichen Verfasser der Nachricht unter dessen bekannter Rufnummer kontaktieren.

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