Breitbandversorgung auf dem flachen Land Wankumer wollen moderne Glasfaser

Wankum · Rund 360 Haushalte in Außenbereichen der Gemeinde Wachtendonk sollen an das moderne Internet angeschlossen werden. Doch in den Randbezirken von Wankum fürchten Bürger, beim Breitbandausbau außen vor zu bleiben.

 Die Aerbecker Straße führt von der L 140 zur Wankumer Bauernschaft Aerbeck. Hier ist die Internet-Versorgung ebenso mau. . .

Die Aerbecker Straße führt von der L 140 zur Wankumer Bauernschaft Aerbeck. Hier ist die Internet-Versorgung ebenso mau. . .

Foto: Klatt

Die moderne Telekommunikation im Sommer 2019 sieht in Aerbeck so aus: „Unsere Telefonleitung ist von 1928. Es ist zwar Vectoring durch die Deutsche Telekom installiert, aber das säuft bei Regen immer ab“, berichtet Günter Buschhaus, der in dieser Wankumer Bauernschaft wohnt. Und die von der Telekom versprochene Downloadgeschwindigkeit von 25 Mbit/s (25.000 Kbit/s) werde nie erreicht. Buschhaus: „Tagsüber habe ich gerade mal 8000 Kbit/s.“ Ein anderer Anwohner kommt immerhin auf 14.000 Kbit/s.

Das ist aber noch weit entfernt von den 30 Mbit/s, die mit dem Netzausbau bisher unterversorgter Gebiete durch die Deutsche Glasfaser erreicht werden sollen. Laut Simon Kretschmer von der Wankumer Wählergemeinschaft (WWG) sollen für rund 3,6 Millionen Euro 360 Haushalte in Außenbereichen der Gemeinde Wachtendonk an das moderne Breitbandnetz angeschlossen werden. Das heißt aber auch: Längst nicht alle, die sich bei der Deutschen Glasfaser angemeldet haben, kommen bei dieser Maßnahme zum Zug. Ihrem Unmut darüber haben laut Kretschmer Betroffene bei einer Bürgermeistersprechstunde in Wankum Luft gemacht.

 ... wie bei vielen Häusern auf der Langdorfer Straße. Die Anwohner hoffen auf Besserung.

... wie bei vielen Häusern auf der Langdorfer Straße. Die Anwohner hoffen auf Besserung.

Foto: Klatt

 Denn aus ihrer Sicht ergeben sich, sollte der Ausbau wie geplant durchgeführt werden, absurde Situationen. Zum Beispiel auf der lang gestreckten Langdorfer Straße. Einige Häuser mittendrin sind auf der Karte für das Interessenbekundungsverfahren im Kreis Kleve von Ende 2016 als unterversorgte Gebiete ausgewiesen. Auf der Karte, die eine wichtige Grundlage für den Kreis Kleve ist, um Mittel im Rahmen des Breitbandförderprogramms des Bundes zu beantragen und ergänzend Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen. Doch rund 40 Haushalte auf der Langdorfer Straße, die laut Kretschmer einen modernen Glasfaseranschluss wollen, fallen aus diesem Programm heraus.

Dabei geht es den Bürgern nicht nur um das schnelle Surfen auf Seiten und das fixe Herunterladen von Dateien. „Ich brauche ein leistungsfähiges Internet für meine Gärtnerei“, sagt Hans-Josef Weenen, der eine Gärtnerei auf der Langdorfer Straße betreibt. Und auch Landwirt Buschhaus kommt ohne schnelles Internet nicht aus.

Ihn und andere Betroffene ärgert auch die Aussage von Bürgermeister Hans-Josef Aengenendt auf einer Versammlung, wonach jeder weitere Anschluss über die 360 hinaus förderschädlich sei. Den Ärger kann der Bürgermeister verstehen. Er verweist jedoch darauf, dass Wachtendonk, wie alle Kommunen im Kreisgebiet, bei dieser Frage außen vor sei, da es wegen eines Kooperationsvertrages Sache des Kreises sei, stellvertretend für die Kommunen die Förderung bei Bund und Land zu beantragen.

Wie der Kreis über seine Pressesprecherin Elke Sanders mitteilt, richtet sich die Förderfähigkeit nach dem Bundesförderprogramm Breitband. In dem sei unter anderem geregelt, dass Anschlüsse im sogenannten Hauptverteiler-Nahbereich nicht förderfähig und damit von der Projekterschließung ausgenommen sind. Dies gelte für den Förderaufruf, zu dem der Kreis Kleve den Antrag gestellt hat. Die fraglichen Bereiche in Wankum liegen laut Elke Sanders im Hauptverteiler-Nahbereich. Dieser umfasse die Kabelverzweiger im Abstand von 550 Meter Kabellänge um den Hauptverteiler beziehungsweise die örtliche Vermittlungsstelle und umfasst somit ebenfalls die Adressen und Anschlüsse, die über diese Kabelverzweiger versorgt sind.

Über den Anschluss einzelner unterversorgter Haushalte, denen weniger als 30 Mbit/s zur Verfügung stehen, die aber nicht in das staatlich geförderte Ausbaugebiet fallen, hat sich CDU-Bundestagsabgeordneter Stefan Rouenhoff kürzlich mit Vertretern der Deutschen Glasfaser unterhalten. Es sollten pragmatische Lösungen gefunden werden, forderte der Politiker. Bürgermeister Aengenendt schließt nicht aus, dass es noch andere Möglichkeiten geben könnte, jedoch nicht innerhalb der aktuellen Fördermaßnahme.

Für die Haushalte, die sich im Wachtendonker Fördergebiet befinden, gibt es am heutigen Mittwoch, 24. Juli, einen gesonderten Infoabend zum Glasfaserausbau. Dazu lädt die Firma Deutsche Glasfaser alle betroffenen Bürger ab 19 Uhr ins Bürgerhaus Wachtendonk (Kirchplatz 3) ein. An diesem Abend stehen Projektleiter Dietmar Rotering von Deutsche Glasfaser und sein Team zu allen Fragen rund um den Glasfasernetzausbau Rede und Antwort.

Bürgermeister Aengenendt weist darauf hin, dass in den Außenbereichen das Förderprogramm nur bis zur Grundstücksgrenze gelte. Fürs Glasfaserkabel bis ins Haus seien weitere Verträge nötig.

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