Historie in Nieukerk Ein Rundgang mit dem „Drietschörger“

Nieukerk · Im Rahmen der Woche der Geschichte kommt auch das Weberdorf groß raus. Lebendige Historie.

 „Drietschörger“ Markus Smeets lässt die Teilnehmer schnuppern.

„Drietschörger“ Markus Smeets lässt die Teilnehmer schnuppern.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zum Auftakt der Woche der Geschichte des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend hatte der Nieukerker Heimatverein zu einem Rundgang durch den Ort eingeladen. Vor etwa drei Jahren wurde Markus Smeets angesprochen, ob er die Kirchturmführungen übernehmen könne. Später hat er sich auch die Ortsführungen angeeignet. „Kostümführungen liegen im Trend“, weiß er. Deshalb hat er sich mit dem „Neikirksche Drietschörger“ authentisch als Weber mit Klumpen verkleidet. Dabei hat er eine Schubkarre mit Fass für den „Driet“. Die rund 30 Teilnehmer der Tour lauschten sehr aufmerksam den Ausführungen.

Das Rathaus war mal Verwahrschule, Hauswirtschaftsschule und St. Anna-Stift, woher noch die Heiligenfigur im Giebel zeugt. Gleich daneben liegt das Geburtshaus von Friedrich Nettesheim, der in Geldern als Mitbegründer des Historischen Vereins bekannt wurde. „Wej schörge wier“, forderte der 40-Jährige nach jeder Station zur Weiterfahrt auf. Beherzt griff er für Bilder und Utensilien in seine Tonne: Als Zeitleiste nutzte er zur Veranschaulichung der Jahreszahlen an der St. Dionysius-Kirche einen Zollstock.

Mit einer Wäscheklammer markierte Smeets zum Beispiel die abgeschlossene Gotisierung der Kirche bei 145,3 Zentimeter für das Jahr 1453. „Die Nieukerker Kirche ist die Mutterkirche der Aldekerker Kirche“, war dort eine wichtige Auskunft. Außerdem wies er auf die Alte Kaplanei – früher ein Kloster – mit dem Historischen Gewölbekeller hin, von wo aus ein unterirdischer Gang dafür sorgte, dass die Nonnen ungestört in die Kirche kamen.

Am Brunnen auf dem Webermarkt erzählte Smeets von den weit verbreiteten Hauswebereien in Nieukerk und lenkte den Blick auf den Schwanenmarkt mit seinen historischen Giebelhäusern, wie das Gemeindearchiv und die Whiskybotschaft. Michael Buyx, der berühmteste Sohn Nieukerks, war Landvermesser und galt als Vater der niederrheinischen Heimatkunde. Bevor das Michael-Buyx-Haus ins Eigentum der Gemeinde Kerken überging, kamen viele der Sammelobjekte ins Kevelaerer Museum. Eine Kopie einer antiquarischen Karte, auf der Buyx einzeichnete, wann er welche Ortschaften urkundlich erwähnt gefunden hatte, sorgte für Interesse bei den Teilnehmern.

Die Rochuskapelle, die früher auf der anderen Straßenseite stand und 1986 am jetzigen Standort neu aufgebaut wurde, ist ein Objekt der Dankbarkeit für überstandene Seuchen. Gegenüber, auf der Dennemarkstraße, war früher eine Bockstation. Die Tour endete im „Schpöötenhüske“, dem damaligen Spritzenhaus. Heute ist es die Heimatstube, wo auch die Theaterproben des Mundarttheaters stattfinden.

Info Im Rahmen der Woche der Geschichte gibt es in Kerken weitere Veranstaltungen. Am Donnerstag, 6. September, gibt es eine Kirchturmbesteigung mit Markus Smeets, zu der man sich unter Telefon 02833 2014 anmeldet. Am Freitag, 7. September, findet ab 17.30 Uhr eine Kirchenführung in der Aldekerker Pfarrkirche St. Peter und Paul mit Günter Bossmanns statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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