Den Welthandel vor Ort vernetzen „Fair ist nicht gleich bio“

GELDERN · Seit einem Jahr darf sich die Stadt Geldern mit dem Label „Fairtrade-Stadt“ schmücken. Gefeiert wurde im Bürgersaal. Es gab einen Vortrag über fairen Handel.

 Genau vor einem Jahr wurde Geldern das Zertifikat verliehen.

Genau vor einem Jahr wurde Geldern das Zertifikat verliehen.

Foto: Verein

„Auf den Tag genau vor einem Jahr wurde das Zertifikat im Anton-Roeffs-Saal überreicht“, meinte Bürgermeister Sven Kaiser und gratulierte zur einjährigen Auszeichnung Fairtrade-Stadt Geldern im Bürgerforum. 40 Personen waren zur Feier mit Vortrag in Kooperation mit der Volkshochschule und dem Weltladen angemeldet – nicht alle waren gekommen. Auf die Abstandsregelung wurde geachtet, die Stühle standen weit auseinander.

Der Bürgermeister appellierte an die Steuerungsgruppe, dass man nun weiter am Ball bleiben müsse, damit Fairtrade noch mehr ins Bewusstsein der Menschen gelange. Der Leiter der Steuerungsgruppe, Hubertus Heix, dankte seinem Stellvertreter und rechten Hand Manfred Austrup – „die linke Hand ist meine Frau Elisabeth“ – für die Erstellung einer neuen Internetseite und des neuen Flyers. Die Besucher freuten sich über Schokolade auf ihren Plätzen aus dem Weltladen als Ersatz für den geplanten Umtrunk, der coronabedingt ausfallen musste.

Die Leiterin der Volkshochschule Gelderland, Sonja Vieten, beglückwünschte die Stadt und sagte, dass die Auszeichnung ein Grund dafür sei, stolz zu sein. Es solle trotz Corona in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung weiterhin um faire wirtschaftliche Beziehungen gehen. „Es muss neue Allianzen für ein faires Geldern geben, damit der gerechte Welthandel vor Ort vernetzt werden kann“, so Vieten. Redner Frank Herrmann, Betriebswirt und Buchautor („Fair einkaufen, aber wie“ und „FAIRreisen“), erzählte von seinen Erlebnissen in Mittel- und Südamerika, wo er als Entwicklungsexperte tätig war. Noch im März war er in der Kaffeeanbauregion Atitlán See in Guatemala in einem Klima des ewigen Frühlings zu Besuch und musste wegen Corona zurückgeflogen werden. „Kaffee ist weltweit das zweitwichtigste Handelsgut, an erster Stelle steht Erdöl“, sagte Herrmann und erzählte, dass Deutschland vier Milliarden für Kaffee ausgibt – „noch mehr aber für Bier“. Er berichtete aus Sierra Leone und Ghana an der Elfenbeinküste und schilderte die Not der Kinder. Er klärte die Zuhörer über „Greenwashing“ und das „Lieferkettengesetz“ auf und dass „fair nicht gleich bio ist“. „Jeder kann ein Beispiel sein und vor allen Dingen Multiplikator für den fairen Handel,“ meinte Herrmann zum Abschluss.

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