Geldern Ein Hightech-Labor - kein Gewächshaus

Geldern · Dümmen Orange hat sein neues Gebäude vorgestellt. Es hat sieben Millionen Euro gekostet.

 In der "Library" wird jede einzelne Pflanze in einem Kunststoffbehälter aufbewahrt und behandelt.

In der "Library" wird jede einzelne Pflanze in einem Kunststoffbehälter aufbewahrt und behandelt.

Foto: Olaf ostermann

Einfach nur von einem "Gewächshaus" zu sprechen, ist fast eine Beleidigung des jetzt vorgestellten Wunderbaus der Firma Dümmen Orange am Dammweg in Eversael. "Was hier entstanden ist, ist ein hochmodernes Laboratorium", machte dann auch Biense Visser, der aus den Niederlanden angereiste Vorstandsvorsitzende von Dümmen Orange, deutlich. Und Jean-Baptiste Wautier von BC Partners in London zeigte sich sehr zuversichtlich, in das richtige Projekt investiert zu haben.

Sieben Millionen Euro haben die Pflanzenaufzuchtexperten mit weltweit 7000 Mitarbeitern überwiegend in Ostafrika (Äthiopien, Kenia, Uganda, Tansania) und Mittelamerika (El Salvador, Guatemala) in das Elite-Gewächshaus investiert. Vor genau einem Jahr erfolgte der erste Spatenstich für das 10.000 Quadratmeter große Glashaus. Bei dieser Größe wird es allerdings nicht bleiben. Links und rechts des Neubaus ist die Erde für Erweiterungen bereits geebnet. Auf 35.000 Quadratmeter kann die Eversaeler Hightech-Station noch anwachsen. Unterdessen wird das Vorgänger-Gewächshaus (3000 Quadratmeter) baldmöglichst abgerissen.

Elite - das Konzept dahinter folgt dem Leitgedanken "start clean, stay clean" (sauber beginnen, sauber bleiben). Die kleinen Keimlinge (Beet- und Balkonpflanzen, Stauden, Schnittblumen und Topfpflanzen), die Dümmen aufzieht, müssen frei sein von Bakterien und Pilzen, bevor sie später in die Südbetriebe in Afrika und Amerika gehen, wo sie gedeihen und später an die Kunden in aller Welt verkauft werden.

"Wir müssen vorbeugen, damit wir ausschließlich gesundes Material haben", erläutert Thomas Bousart, seit vier Jahren Geschäftsführer von Dümmen Orange am Standort Eversael mit 150 Mitarbeitern. "Die hohen Hygienestandards ziehen sich durch die komplette Produktionskette. Die sind bei uns höher als in einem Krankenhaus." So werden die Minipflanzen nicht nur genauestens untersucht und behandelt, es wird auch eine "Sicherungskopie" von ihnen erstellt. In der "Library" wird gesundes Pflanzenmaterial aufbewahrt, damit es zur Verfügung steht, falls mal eine Produktionslinie ausfällt. "Das könnte ansonsten riesige finanzielle Ausfälle bedeuten", sagt Bousart. Jetzt war die letzte Möglichkeit, sich das Elite-Haus - es ist einmalig in Europa - von innen anzuschauen. Bereits heute beginnt die Desinfektion. Danach gleicht der Neubau einem Hochsicherheitstrakt. Nur speziell ausgebildete Mitarbeiter (20 an der Zahl) werden hineingelassen - und das nur nach der Überwindung von Schleusen. Wie Betriebs- und Projektleiter Benjamin Göpferich bei einer Führung ausführte, müssen die Mitarbeiter sich komplett entkleiden, duschen und in Spezial-Kleidung schlüpfen, die das Elite-Haus nie verlassen, dort auch gewaschen werden. Selbst ihr Mittagessen müssen die Beschäftigten untersuchen lassen, weil bestimmte Gemüsesorten nicht zulässig sind. Und: Raucher dürfen grundsätzlich nicht hinein, weil selbst kleinste Spuren von Tabak die Jungpflanzen schädigen können.

Sowohl im Quarantäne-Bereich (wo die Pflanzen untersucht werden) als auch in der Library steht jede einzelne Geranie, jede Petunie in einem eigenen Kunststoffbehälter - fast 40.000 Stück insgesamt und alle aus dem normalen Ikea-Sortiment.

Für Geschäftsführer Thomas Bousart und auch die Mitglieder der Familie Dümmen steht fest: "Das Elite-Projekt ist ein Meilenstein für unser Unternehmen."

Rheinbergs Bürgermeister Frank Tatzel freute sich über eine weitere Investition des Unternehmens Dümmen in den Wirtschaftsstandort Rheinberg.

(up)
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