Straelen Ein Helfer auf dem Weg zum Mond

Straelen · Neil Armstrong betrat am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Erdtrabanten. Frank Sperling aus Straelen hat seinen Beitrag dazu geleistet. Der promovierte Maschinenbauer analysierte für die Nasa im Vorfeld die Mondoberfläche.

 Frank Sperling, der die erste Mondlandung mit vorbereitet hat, wohnt nun im Marienhaus in Straelen.

Frank Sperling, der die erste Mondlandung mit vorbereitet hat, wohnt nun im Marienhaus in Straelen.

Foto: Seybert

Mit seinen 87 Jahren ist Frank Sperling technisch bestens ausgestattet. Beamer, DVD-Player, ein neuer PC, zwei Bildschirme — alles dabei. Youtube und Skype nutzt er regelmäßig. Die wahren Schätze liegen jedoch im Schrank. Mit zwei Urkunden dankt die Nasa (National Aeronautics and Space Administration) dem gebürtigen Berliner für sein jahrelanges Engagement und seinen Beitrag zur ersten Mondlandung. Aufhängen mag er sie nicht. "Im Schrank liegen sie gut", sagt der sympathische Rentner. Der Straelener ist zu bescheiden, ergänzt aber: "Ein bisschen stolz bin ich schon." Er darf sogar mächtig stolz sein.

Knapp acht Jahre lang war Sperling für die Nasa in Kalifornien tätig, insgesamt elf Jahre wohnte und arbeitete er in den USA. "Für meine Frau und mich war es die schönste Zeit unseres Lebens", betont der dreifache Familienvater, der die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erlangte. Nach vielen Jahren in den Niederlanden lebt er seit eineinhalb Jahren im Straelener Marienhaus.

Der promovierte Maschinenbauer arbeitete im Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa als mechanischer Ingenieur. Damit schuf er die Voraussetzungen für die Raumfahrtmission Apollo 11 und die geschichtsträchtige Mondlandung von Neil Armstrong und Edwin Aldrin. "Unsere Untersuchungen waren ganz entscheidend für Apollo 11", sagt Sperling.

Die Aufgabe des heutigen Straeleners war es, die Eigenschaften des Mondbodens zu untersuchen. Um dieser Aufgabe nachgehen zu können, wurden dreibeinige Weichlander benötigt. Die Dreibeiner wurden unter der technischen Verantwortung des JPL entwickelt und gebaut. Sperling zählte zu den neun Mitgliedern des JPL-Teams, die sich um mechanische Aspekte kümmerten und sich SLUMP (Surveyor LUnar Mechanical Properties) nannten. "Wir haben damals als Team sehr gut harmoniert," sagt Sperling.

An den 1. Juni 1966 erinnert sich der Weltraum-Liebhaber haargenau. Ein ihm von der Nasa geschenktes Feuerzeug zeigt das Datum, an dem erstmals ein Dreibeiner ("Surveyor") zum Mond geschickt wurde. "Als die Maschine zum Mond flog, hatten wir für sieben Minuten keinen Kontakt. Wir hielten den Atem an", berichtet Sperling. "Zu unserer Verwunderung landete sie." Weitere Dreibeiner landeten und schickten Daten von der Mondoberfläche und ihrer Festigkeit. Sperling: "Wir haben schnell das Okay gegeben, dass eine Besatzung bezüglich der mechanischen Eigenschaften der Mondoberfläche dort landen kann."

Wie genau der Maschinenbau-Experte die erste Mondlandung am 21.Juli 1969 verfolgte, weiß er nicht mehr. "Ich war da mit so vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt", sagt Sperling. Aber es war für ihn ein "sehr ergreifender Moment" und damit der "Höhepunkt meines USA-Aufenthaltes". Nach der Mondlandung ging es mit der US-Weltraumforschung laut Sperling "bergab". Er zog mit seiner Familie nach Noordwijk (NL) und arbeitete dort bis zu seinem Ruhestand für die europäische Weltraumforschung.

Sperling war schon als Kind von den USA fasziniert gewesen. "Für mich ging mit meiner Anstellung bei der Nasa ein Traum in Erfüllung", sagt der 87-Jährige. Außer einer kleinen USA-Flagge erinnert in seinem Zimmer im Marien-Haus nichts mehr an seine Zeit bei der Nasa. Neben High-Tech-Geräten und DVDs sind da nur Bücher von Goethe oder Thomas Mann. Doch beim Blick in den Schrank geben die beiden Urkunden einen kleinen Einblick in die spektakuläre Vergangenheit eines intelligenten Mannes.

(RP)
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