Straelen Edeka Dahmen: Blumen zum Abschied

Straelen · Heute schließt der Supermarkt an der Klosterstraße in Straelen. Für Inhaber Franz Dahmen und seine Frau Andrea ist das ein schwerer Schritt. Viele Kunden sind traurig. Ein Rückblick auf 17 Jahre - nicht ohne Bitterkeit.

 Franz Dahmen baut die Werbetafeln ab. Seine Frau Andrea verteilt Vergissmeinnicht an die Kundinnen Margret Heiligers und Annegret Burbach.

Franz Dahmen baut die Werbetafeln ab. Seine Frau Andrea verteilt Vergissmeinnicht an die Kundinnen Margret Heiligers und Annegret Burbach.

Foto: gottfried Evers

Als Franz Dahmen von "meinen Mädchen" spricht, stockt ihm die Stimme. Kurz muss er sich über die Augen wischen. Denn heute um 16 Uhr heißt es für ihn: Abschied nehmen von den liebevoll so genannten Mitarbeiterinnen. Dahmens Edeka-Markt an der Klosterstraße schließt. 17 Jahre Straelener Einzelhandelsgeschichte sind passé. "Das tut mir leid. Danke für Ihre Mühe", spricht Annegret Burbach den Kaufmann an. Wie viele Kunden ist sie traurig darüber, dass der Edeka-Markt aus Straelens Stadtkern verschwindet. "Das war doch schön so, mitten im Ort. Und die Bedienung ist so nett."

Wäre es nach Dahmen gegangen, bliebe er in Straelen. Doch es sind die Ereignisse von 2016, die ihm die Rückschau bitter machen. Damals ging es darum, wer den am Ostwall geplanten neuen Supermarkt betreiben sollte. Als alteingesessener Geschäftsmann machte sich Dahmen Hoffnungen und bekundete Interesse. "Ich hatte sogar in Erwägung gezogen, neben dem Ostwall den Standort an der Klosterstraße weiter zu betreiben." Die Signale aus Rat und Verwaltung, meint der 48-Jährige rückblickend, seien ermutigend gewesen. Im November 2016 fiel die Entscheidung jedoch anders: statt Edeka kommt nun Rewe - und Dahmen war raus. "Darüber bin ich nach wie vor sauer", bekennt er. Dabei hatte er gemeinsam mit den 25 Mitarbeitern beraten, ob er nicht doch in der Blumenstadt bleiben sollte. "Aber die Investitionen in Computertechnik und Kälteanlagen wären zu hoch gewesen", bilanziert er die Risiko-Abwägung. Und während er dank der treuen Kundschaft der Konkurrenz durch Kaufland noch Paroli bieten konnte, hielt er die Chancen gegen den Vollsortimenter Rewe für geringer.

Bis Ostern orderte Dahmen, der 1995 in Kervenheim seinen ersten Edeka-Markt eröffnete, noch Ware und ließ danach nur noch die Frischeabteilung mit Nachschub bestücken. Nach und nach leeren sich die Regale. Nach Geschäftsschluss am heutigen Samstag wird er die übriggebliebene Ware in seinen Märkten in Kleve und Hinsbeck platzieren. Verzichten müssen werden die Straelener auch auf Dahmens beliebte Bratwürste, die der Metzgermeister selbst herstellte.

So ganz kann Dahmen das alles noch nicht begreifen. "Ich kann mir nicht vorstellen, hier nicht mehr hinzufahren", sagte er gestern. Da verteilte er, ebenso wie heute, Vergissmeinnicht an die Kunden. Durch das Persönliche sei eine starke Bindung entstanden. Schwer sei der Abschied, meint der Mann, der in Kapellen wohnt. "So eine lange Zeit schweißt zusammen", sagt er mit Blick auf die Belegschaft, die er zum Teil in seine anderen Märkte übernimmt. "Niemand ist auf der Strecke geblieben", betont er.

Mit Straelen, dessen Werbering er lange Jahre als Vorsitzender leitete, wird Dahmen nicht völlig brechen. "Das ist mein zweites Zuhause, es gibt eine emotionale Bindung." Und mancher Händler in der Blumenstadt wird weiter auf ihn als Kunden zählen können.

(RP)
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