Kleve/Wachtendonk Drogenkoch wollte Spielschulden tilgen

KLEVE/WACHTENDONK · Der 40-jährige Niederländer, der als Initiator des Amphetamin-Labors gilt, hat sich im Landgericht Kleve zur Tat eingelassen.

 Im April stürmten Spezialeinsatzkräfte den Bauernhof in Wachtendonk, in dem eine Drogenküche eingerichtet worden war.  Foto: Evers

Im April stürmten Spezialeinsatzkräfte den Bauernhof in Wachtendonk, in dem eine Drogenküche eingerichtet worden war. Foto: Evers

Foto: dpa/Gottfried Evers

Spielschulden habe er gehabt, und das nicht zu knapp. 120.000 Euro, schätzt der 40-jährige Angeklagte aus den Niederlanden, habe er den falschen Leuten geschuldet. Leute, „mit denen nicht gut Kirschen essen“ sei, so Verteidiger Thomas Pusch am Donnerstag im Klever Landgericht. „Ich will es mal so formulieren: Die Gläubiger bestanden nicht aus Banken. Irgendwann haben sie auf die Rück­zahlung der Schulden bestanden, was mein Mandant nicht konnte.“

Um die Gläubiger zu besänftigen, habe er sich überreden lassen, für diese eine Amphetaminküche aufzubauen. Das Drogenlabor in Wachtendonk, das im April 2018 hochgenommen wurde, habe laut Anklage von Januar bis April gut 2000 Liter Amphetaminöl produziert, aus denen sich neun Tonnen der Aufputsch­droge herstellen ließen. Der Niederländer machte umfangreiche Angaben zu seiner Rolle im Drogengeschäft. Die Einlassungen der Mitangeklagten – darunter die Wachtendonker Hofbesitzerin und ihre beiden Söhne – würden weitgehend zutreffen, so der 40-Jährige, der vor seiner Verhaftung in Belgien lebte. Er habe das Fachwissen zur Amphetaminherstellung mitgebracht und das Drogenlabor in dem Vierkanthof eingerichtet, im Laufe der Zeit dann immer mehr Aufgaben an den 31-jährigen Sohn der Hofbesitzerin delegiert. Wenn 60 Liter des Amphetaminöls bereitstanden, was gewöhnlich im Wochenturnus der Fall gewesen sei, habe er das Öl abgeholt, zu seinen Auftraggebern gebracht, den Lohn empfangen und einen Teil des Geldes an die Wachtendonker weitergegeben.

1000 bis 2000 Euro habe die Hofbesitzerin wöchentlich an Miete erhalten. Anders als von der Mitangeklagten behauptet, habe diese aber von Anfang an gewusst, worum es gehe, so der Niederländer. Der ältere Sohn soll pro Charge 6000 Euro erhalten haben. Der Niederländer selber habe 2000 bis 3000 Euro pro Lieferung erhalten, zudem sei ein Teil seiner Schulden getilgt worden.

Zu den Hintermännern, seinen Gläubigern also, wollte der Niederländer jedoch nichts sagen. Dass die Auftraggeber ihren Schuldner in der Amphetaminproduktion einsetzten, sei durch sein Vorwissen zu erklären, so der Angeklagte. Denn er ist in den Niederlanden bereits verurteilt worden, weil er in einer Drogenküche wirkte. Damals habe er sich von einem erfahrenen Amphetaminkoch anlernen lassen, ähnlich wie der Niederländer in Wachtendonk dann später selbst den 31-jährigen Mitangeklagten in die Produktion des Amphetaminöls einführte.

Um die Spielsucht des Angeklagten zu belegen, reichte sein Verteidigung verschiedene Dokumente ein, etwa zu Therapien, die der Mann versucht hatte. Der 40-Jährige erklärte sich zudem bereit, sich von einem psychiatrischen Sachverständigen begutachten zu lassen. Fortgesetzt wird der Prozess am 24. Januar, 10 Uhr im Klever Landgericht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort