Gelderland Die vielen Gesichter der Gottesmutter

Gelderland · Maria wird auf verschiedene Weise dargestellt. Wie, das zeigen die unterschiedlichen Bildnisse in den Kirchen von Wachtendonk und Kerken. Die RP stellt fünf Kunstwerke vor – alle haben ihre besonderen Freunde.

Maria wird auf verschiedene Weise dargestellt. Wie, das zeigen die unterschiedlichen Bildnisse in den Kirchen von Wachtendonk und Kerken. Die RP stellt fünf Kunstwerke vor — alle haben ihre besonderen Freunde.

Lange muss Maria Elsemann nicht überlegen, welches die Lieblingsdarstellung ihrer Namensvetterin und Mutter von Jesus ist. Sie muss sich aber schon auf die Suche nach dem Bild begeben, denn einen festen Platz hat es in Wachtendonks katholischer Kirche noch nicht. Die gemalte Tonkachel ist ein Gastgeschenk der brasilianischen Partnergemeinde. Schlicht, eindrucksvoll und farbenfroh ist Maria dort dargestellt und vor allem als Mutter, findet Maria Elsemann.

Sie arbeitet ehrenamtlich in der Kirchengemeinde und ist selbst Mutter von sechs Kindern. Deswegen kann sie einige Nöte, die Maria im Laufe ihres Lebens mit Jesus durchmachte, gut nachvollziehen.

Zum Beispiel als Maria den kleinen Jungen Jesus verliert und erst Tage später im Tempel wiederfindet. Elsemann erinnert sich noch gut an die Schreckminuten, als ihre Tochter auf einer Italienreise mitten in Rom auf der spanischen Treppe verschwunden war und das Aufatmen, als sie gefunden wurde. Auf dem Bild der brasilianischen Partnergemeinde hält Maria Jesus liebevoll im Arm und blickt ihn an, findet Elsemann: "Sie ist dort wirklich als Mutter dargestellt, nicht als Königin. Als Mutter, die alle Wege mitgeht. Die die Freude über die Geburt kennt, aber auch die Sorgen. Denn Mütter begleiten ihr Kinder durch dick und dünn."

In der katholischen Kirche in Wankum fällt ihr eine andere Mariendarstellung besonders ins Auge. Dort steht eher die klassische Variante. Elsemann zeigt auf die fast lebensgroße Figur. Diesmal ist Maria eindeutig als Königin dargestellt. Sie trägt eine Sternenkrone und ein türkis-goldenes Gewand. Elsemann hat die Figur in der Nähe des Altarraums ausgesucht, "weil es so eine schöne Figur ist". Die Schönheit versteht sie nicht nur rein äußerlich, sondern als Abbild der inneren Schönheit Marias.

Die schönste Marienfigur in St.-Peter-und-Paul-Aldekerk befindet sich für Günter Bossmanns in einem Anbetungsaltar. Bossmanns bietet Kirchenführungen an und kennt die Kirche wie kein zweiter. Der Anbetungsaltar befindet sich mitten im Kirchenraum zwischen den Sitzreihen. Gefertigt wurde der kleine Altar vom Künstschnitzer Ferdinand Langenberg aus Goch. Das besondere der Mariendarstellung ist, dass auf ihr auch ein Mönch zu sehen ist. Dominicus kniet vor der Gottesmutter und empfängt von ihr einen Rosenkranz. "Ich kenne keine Geschichte, in der Maria mit so einem Heiligen in Verbindung gebracht wird", sagt Bossmanns. Auffällig ist die aufwendige Schnitzarbeit drumherum, die der Szene eine besondere Erhabenheit gibt.

Anbetung — sie ist das Thema der Lieblingsdarstellung Mariens von Dechant Theodor Prießen in St. Dionysius Nieukerk. Auf dem Altarbild des Hochaltars knien die drei Sterndeuter vor der Mutter mit dem Kind nieder. "Das Bild Mariens stammt aus der Zeit der Nazarener Kunst, entstand um die Jahrhundertwende. Maria ist darauf in bunten Farben naturgetreu dargestellt", erklärt Prießen. Die Wahl der Farben hat eine Bedeutung. Das Gewand Marias ist blau, eine Königsfarbe. Gemalt wurde das Bildnis auf den Altar 1878 von Johann Klein in Wien.

Eine Szene vom Hochaltar hat es auch Michael Ermen, Küster in Stenden, besonders angetan. Der Hochaltar steht an seinem Arbeitsplatz in St. Thomas Stenden. Der Hochaltar wurde 1902 aufgestellt und zeigt die Szene von der Hochzeit in Kana. Ein Diener flüstert darauf Maria zu, dass Wein gebraucht wird, ein anderer Diener füllt Wasser in die großen Krüge. Maria beauftragt Jesus damit, aus dem Wasser Wein zu machen. Maria weiß, dass ihr Sohn, in der Vollmacht als Gottessohn, diese Verwandlung vollbringen kann. Es ist das erste Wunder Jesu, von dem die Bibel spricht. Die Szene ist nicht nur aufgemalt, sondern die Figuren sind aus Holz geschnitzt. "In der heutigen Zeit würde man das als 3-D bezeichnen", sagt der Küster. Beim Abstauben kommt Ermen den Figuren der Bibel ganz nahe. Als Arbeit sieht er das nicht: "Das ist Muße, dabei kann ich komplett vom Alltag abschalten und bin in aller Stille sozusagen mit Gott verbunden."

(bimo)
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