Geldern Die Spur eines Vermissten in der Nase

Geldern · Von den Fähigkeiten eines "Mantrailing"-Hundes hat sich Ulrich Janssen überzeugt. Das Tier gehört einer Mitarbeiterin aus dem Rathaus. Es kann noch nach Stunden Geruchsspuren verfolgen und steht nun für den Rettungsdienst parat.

 Monika Boß zeigt Artus, wo er die Spur aufnehmen soll.

Monika Boß zeigt Artus, wo er die Spur aufnehmen soll.

Foto: Seybert

Da hilft kein Deo und keine noch so dichte Jacke: Jeder Mensch legt ununterbrochen eine Duftspur, nicht wahrnehmbar für einen Menschen, aber wie ein klarer Weg für einen trainierten Hund.

 Bürgermeister gefunden: Nach wenigen Minuten ist der Hund erfolgreich.

Bürgermeister gefunden: Nach wenigen Minuten ist der Hund erfolgreich.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Eine solche Spürnase ist Artus, der dreijährige Magyar Vizsla von Monika Boß. Er ist ein "Mantrailer", was man in etwa mit "Spurenverfolger" übersetzen kann. Und als solcher kann er den Rettungsdiensten eine wertvolle Hilfe sein. Zum Beispiel, wenn ein Mensch mit Demenz oder ein Kind nicht nach Hause gekommen ist und vermisst wird. Da sich solche Suchen aber nicht nach Arbeitszeiten richten, hat Monika Boß nun einen Piepser bekommen, über den sie 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Wenn das der Fall ist, dann darf die ehrenamtliche Hundeführerin alles stehen und liegen lassen — auch ihre Tätigkeit im Amt für Arbeit und Soziales.

Für ihren aktuellen Einsatz muss sie nicht weit laufen. Es gilt, eine Person im Umfeld des Rathauses zu suchen. Einzige Information: Der Gesuchte hat kurz vor seinem Verschwinden noch den Briefkasten am Eingang berührt. Doch ein Kleidungsstück, das vielleicht noch Geruchsspuren trägt, gibt es nicht. Kein Problem für Artus, der auf Anweisung von Monika Boß am Briefkasten schnuppert und dann schnurstracks einer für Menschen unsichtbaren Fährte folgt. Der Schwanz wedelt, ab und an hält der Hund kurz inne, um dann wieder loszulaufen. Seine Besitzerin lässt ihn dabei an der langen Leine laufen. "Er ist der Boss", sagt sie, "nur er bestimmt, wo es jetzt hingeht".

Ablenken lässt Artus sich nun nicht, er ist bei der Arbeit. Die wird durch Regen und Wind erschwert. "Die Geruchsmoleküle werden dadurch fortgetragen, das ist für den Hund schwierig", weiß Monika Boß. Plötzlich biegt der Hund ab, wirkt fast ein wenig unschlüssig. Seine Führerin bringt ihn wieder zurück an die Stelle, an der er noch sicher auf der Spur war. Wieder senkt sich die Nase von Artus, dann geht es weiter.

Am Ende sitzt der Hund schwanzwedelnd vor Bürgermeister Ulrich Janssen — der Verwaltungs-Chef wollte sich selbst von den Fähigkeiten des Tieres überzeugen und hatte die Spur gelegt. Wenngleich Spur legen bedeutet, dass er zwar absichtlich den Briefkasten angefasst, ansonsten aber einfach nur einen kleinen Spaziergang rund um das Rathaus gemacht hatte — Übungseinsatz erfolgreich erledigt.

Dass Artus zwischendurch nicht mehr auf der aktuellen Fährte war ist somit gut zu erklären. Schließlich ist Janssen oft in der Umgebung des Rathauses unterwegs, und die Spur eines Gesuchten kann über mehrere Stunden, ja sogar Tage verfolgt werden. Doch auch wenn ihnen von einem Hund geholfen wird: "Das Tier ersetzt nie die Rettungskräfte, sondern unterstützt sie zusätzlich", betont Monika Boß.

Nach seinem Einsatz hat Artus erstmal Durst. Denn die konzentrierte Suche ist für das Tier auch anstrengend. Doch am Nachmittag geht es weiter: auf dem Programm steht Training.

(RP)
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