Geldern Die Sorgen der Tagesmütter

Geldern · Seit zehn Jahren ist Marion Hein Tagesmutter in Walbeck. Sie weiß um den Spaß, den der Job mit sich bringt, aber auch um die Probleme: Schlechte Bezahlung, Bürokratie und Vorschriften. Vom Betreuungsgeld hält sie wenig.

 Marion Hein inmitten "ihrer" Kinder. Für sie hat die 36-Jährige das Wohnzimmer in ein Kinderparadies mit unzähligen Spielsachen verwandelt.

Marion Hein inmitten "ihrer" Kinder. Für sie hat die 36-Jährige das Wohnzimmer in ein Kinderparadies mit unzähligen Spielsachen verwandelt.

Foto: Gerhard Seybert

Wenn die vier Knirpse Felix, Feenja, Luis und Luise um sie herum springen, durch die Wohnung toben und Bauklötze vor sich hochstapeln, dann ist Marion Hein in ihrem Element. Die 36-Jährige ist seit zehn Jahren Tagesmutter mit Leib und Seele und kann sich zurzeit nicht vorstellen, den Alltag mit "ihren" insgesamt sechs Kindern, die sie betreut, gegen einen anderen Beruf einzutauschen. Dabei haben es Tagesmütter nicht leicht, wie Marion Hein berichtet, und mit dem geplanten Betreuungsgeld wird sich die Situation wohl eher verschlechtern als verbessern.

Gut vier Euro bekommt Marion Hein pro Tageskind — je nachdem, welches Jugendamt zuständig ist. "Seit 2009 ist es so geregelt, dass die Tagesmütter nicht mehr direkt von den Eltern bezahlt werden. Statt dessen zahlen die Eltern abhängig von ihrem Gehalt einen Beitrag ans Jugendamt, und die bezahlen dann uns Betreuerinnen", erklärt Hein.

In Geldern zahlen Eltern, die bis zu 12 300 Euro im Jahr verdienen, acht Euro bis zu einer Betreuungszeit von 15 Stunden. Wird das Kind 16 bis 35 Stunden betreut, fallen zehn Euro an, bei 36 bis 45 Stunden 20 Euro. Bei der Tagesmutter kommen 4,20 Euro an. "Wir müssen davon aber noch die Hälfte unserer Renten- und Krankenkassenbeiträge mitfinanzieren", sagt Hein.

Aus ihrem Umkreis weiß die Walbecker Tagesmutter, dass in ihrem Ort immer wieder Kolleginnen das Handtuch werfen. "Unsere Situation ist nicht berauschend. Der Bedarf ist zwar da, da es in Geldern schwer ist, Kindergartenplätze in der U3-Betreuung zu bekommen. Wir müssen uns aber an viele Vorschriften halten, eine Pflegeerlaubnis vorweisen, und uns mit dem Jugendamt auseinandersetzen."

Für das kommende Jahr plant Familienministerin Kristina Schröder (CDU) die Einführung eines Betreuungsgeldes für Eltern, die keine Kindertagesstätte oder Tagesmutter in Anspruch nehmen wollen. Marion Hein verfolgt die Diskussion: "Ich stehe nicht dahinter. Ich denke, das Geld sollte in den Ausbau von Krippenplätzen investiert werden. Außerdem bleibt die Frage, ob die Eltern das Betreuungsgeld nicht für Zigaretten oder Ähnliches verwenden, statt für das Kind", bemängelt die gelernte Erzieherin.

Dass die Einführung des Betreuungsgeldes dazu führen könnte, dass es für sie künftig in Walbeck nichts mehr zu tun gibt, glaubt die zweifache Mutter nicht. "Die Situation in den Kindergärten in Geldern ist katastrophal — es gibt einfach nicht genügend Plätze und wir werden noch gebraucht", sagt sie.

Doch ob die Nachfrage mit der Einführung des Betreuungsgeldes langfristig hoch bleibt, weißt sie nicht. Sie würde sich aber wünschen, dass sich die Politik mehr um die Belange der Tagesmütter kümmern würde. "Die Jugendämter sind überfordert. Jedes Amt hat andere Abrechnungsmethoden, es gibt keine einheitlichen Regelungen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort