Kommunales Die Angst der Landwirte vor der Super-Stromtrasse

Issum · 300 Kilometer lang ist die Verbindung, durch die künftig Windstrom von Norden nach Nordrhein-Westfalen fließen soll. Die CDU Issum stellte kritische Fragen.

 Um die Trasse zu verlegen, muss an vielen Orten der Boden für das Erdkabel abgetragen werden.

Um die Trasse zu verlegen, muss an vielen Orten der Boden für das Erdkabel abgetragen werden.

Foto: Amprion

Eines Tages könnten sie kommen, die Bagger, die auf dem Acker tiefe Löcher graben. „Man hat schon Angst vor dem Projekt. Keiner weiß ja was Genaues, wie mir geht es auch ein paar Kollegen“, sagt Gerd Stenmans. Das Projekt ist die Superstromtrasse von Amprion, die  auch über das Issumer Gemeindegebiet führen könnte. Auch beim Sevelener Landwirt Stenmans könnten Flächen betroffen sein.

Zum 300-Kilometer-Projekt hielten Carsten Stiens und Claudia Herdickerhoff vom Unternehmen Amprion einen Vortrag im Issumer Rat. Claudia Herdickerhoff von der Unternehmenkommunikation warf einen Blick auf das große Ganze. „Die Stromerzeugung findet da statt, wo der Wind weht. Über große Entfernung muss der Strom verlustarm transportiert werden.“ Dafür ist die 300-Kilometer-Verbindung, die unter der Erde verlegt wird, gedacht. „Das Modell ist schon das richtige“, sagt Stenmans. Es bleibt ein großes „Aber“. „Man hätte gern Gewissheit“, sagt Stenmans und meint damit, ob denn nun über seine Felder und an den Höfen seiner Landwirtkollegen entlang die Trasse verläuft oder nicht.

Dazu erklärt Carsten Stiens von Amprion, dass grundsätzlich mit einem 1000 Meter breiten Korridor geplant wird. Das eigentliche Kabel hat 20 Zentimeter Durchmesser, das Schutzrohr noch einmal um die 25 Zentimeter, mit dem Schutzstreifen komme man auf eine 35 Meter breite Fläche, die für die Verlegung des Kabels benötigt wird. „Es wird sicher Einschränkungen für den ein oder anderen geben“, sagt Stiens. „Häuser werden natürlich nicht abgerissen.“ Um möglichst weit vom Schutzgebiet rund um das Wasserwerk in Hartefeld entfernt zu bleiben, rückt das Stromkabel näher an das Vorster Feld.

Stenmans macht sich Sorgen, wie nah die Stromtrasse an bereits bestehende Höfe herankommen könnte. Er sieht dadurch die Möglichkeit von späteren Vergrößerungen landwirtschaftlicher Betriebe für seine Kollegen gefährdet.

Sorge bereiten Stenmans auch die Böden und deren Bewirtschaftung, wenn erst einmal die Bagger alles aufgewühlt haben. „Das sind unheimliche Erdmengen, die da bewegt werden“, sagt der Landwirt. Dadurch werde die natürliche Bodenbeschaffenheit zerstört, zum Beispiel die Wasserführung. Stiens versichert, dass man deswegen mit Geologen zusammenarbeite. „Aber Theorie und Praxis sind unterschiedlich“, befürchtet Stenmans.

Für die nicht zu bewirtschafteten Flächen gibt es eine Entschädigung. Aber auch da gehen die Meinungen auseinander. Stenmans spricht sich für eine Entschädigung in Höhe von zunächst einem Drittel aus und dann einer kontinuierlichen. „Das fordern auch die landwirtschaftlichen Berufsverbände“, sagt der Mann aus Vorst. Stiens betont, man halte sich an die aktuelle gesetzliche Vorgabe und die sehe nur eine einmalige Entschädigung vor.

Günter Beier von der CDU spricht das lange Genehmigungsverfahren an. „Das kostet alles Geld. Wie wird sich das auf den Strompreis auswirken?“, will Parteikollege Udo Klingen wissen. „Da bin ich überfragt“, lautet die Antwort der Amprion-Vertreter. Viele Faktoren spielten eine Rolle, zum Beispiel die Entwicklung des Kupferpreises und die Tiefbaukosten.

Für Landwirt Gerd Stenmans ist nach dem Abend eines auf jeden Fall klar: „Da muss es mehr Informationspolitik geben.“

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