Krankenhaus-Pforte in Corona-Zeiten Die Krisenmanagerin an der Pforte

Der Kampf gegen das Coronavirus beginnt am Eingang. Dort hat Ulrike Rous, die seit einem Monat für das Gelderner St.-Clemens-Hospital arbeitet, ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden. Besuchern begegnet sie mit Engelsgeduld. Und zur Fachfrau in Sachen Desinfektion ist die 41-Jährige ganz nebenbei auch noch geworden.

 Gute Laune auch in Corona-Zeiten: Ulrike Rous an ihrem Arbeitsplatz im Gelderner Krankenhaus.

Gute Laune auch in Corona-Zeiten: Ulrike Rous an ihrem Arbeitsplatz im Gelderner Krankenhaus.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Arbeit einer Pförtnerin kann hart sein. Verdammt hart sogar. Beispielsweise in verrückten Corona-Zeiten, in denen ein Krankenhaus beinahe abgeriegelt werden muss wie eine Festung, damit das Virus keine Chance hat und außen vor bleibt. Nur gut, dass sich Ulrike Rous so schnell nicht aus der Ruhe bringen lässt. Die 41-jährige Geldernerin hatte von ihrer Tochter Tamina, die zurzeit im St.-Clemens-Hospital eine Ausbildung absolviert, davon erfahren, dass im Empfang eine Stelle frei ist. Die gelernte Bürokauffrau interessierte sich für diese Aufgabe und bewarb sich erfolgreich.

Zu diesem Zeitpunkt konnte sie allerdings noch nicht ahnen, was auf sie zukommen sollte. „Mein erster Arbeitstag an der Pforte im Clemens-Hospital war am 20. April. Da wusste ich dann sofort, was los ist“, erzählt Ulrike Rous. Vor knapp einem Monat galten die Corona-Regeln noch in ihrer strengsten Form. Von absoluten Ausnahmen einmal abgesehen durfte kein Besucher ins Krankenhaus. In solchen Situationen bedarf es einer einfühlsamen Mitarbeiterin, um aufkeimende Konflikte schon im Ansatz zu ersticken. „Ich kann es auf der einen Seite natürlich verstehen, wenn Angehörige zu einem Patienten möchten, der gerade erst mit einem Rettungswagen eingeliefert worden ist und sich in einer Notsituation befindet. Aber ich habe dann mit den Betroffenen das Gespräch gesucht und sie wenigstens mit den nötigen Informationen und Telefonnummern versorgen können“, schildert die neue Pförtnerin, die mit einer Engelsgeduld ausgestattet ist.

Nach und nach lernte sie ihre neue Kollegen kennen, die aber immer noch brav ihren Mitarbeiter-Ausweis vorlegen, bevor sie das Krankenhaus betreten. Ganz nebenbei avancierte Ulrike Rous, die sich ursprünglich auf eine Tätigkeit als Telefonistin mit Verwaltungsaufgaben eingestellt hatte, auch noch zur Fachfrau in Sachen Desinfektion. Bei jeder einzelnen Tasche, die im Eingangsbereich für Patienten abgegeben wird, ist zunächst einmal eine aufwändige „Kampf-dem-Virus“-Aktion angesagt.

Solche Tätigkeiten hat die 41-Jährige, die während ihrer jeweils siebenstündigen Früh- und Spätschichten den obligatorischen Mund-Nasen-Schutz trägt, schon nach einem Monat verinnerlicht. Inzwischen sind die strengen Regeln leicht gelockert worden. Auch Ulrike Rous freut sich darüber, dass die Patienten im Gelderner Krankenhaus zumindest gelegentlich wieder Besuch empfangen können.

Die Pforte bleibt in Zeiten der Pandemie ein entscheidender Faktor. „Bei uns ist die Regelung so, dass jeder Patient inzwischen eine Person benennen darf, die er in einem bestimmten Zeitfenster empfangen kann. Für diese wird in Abstimmung mit dem jeweiligen Arzt ein Passierschein mit relevanten Daten ausgefüllt, der dann bei uns an der Pforte hinterlegt wird“, erklärt die Geldernerin.

Selbstverständlich bekommen die Besucher das „Ticket“ nicht einfach so in die Hand gedrückt. Bevor Ulrike Rous und ihre Kollegen grünes Licht geben, muss noch ein Fragebogen ausgefüllt werden. Wer beispielsweise Symptome einer Erkältung verspürt, muss den geplanten Besuch dann doch noch auf unbestimmte Zeit verschieben. Die Pförtnerin ist erleichtert, dass praktisch alle Menschen Verständnis für die Prozedur zeigen. „Die Sicherheit unserer Patienten geht vor. Ein Krankenhaus ist nun einmal ein sehr sensibler Bereich. Das sehen auch unsere Besucher ein. Kritik gibt’s jedenfalls ganz selten“, beteuert die Pförtnerin.

In ihrer Freizeit kann Ulrike Rous dann auch einmal abschalten: „Ich werde nur selten nach meinen Erfahrungen im Krankenhaus gefragt. Das liegt sicher auch daran, dass die meisten meiner Freundinnen im Pflegebereich beschäftigt sind. Die wissen, was aktuell los ist, und sind ebenso wie ich ganz froh, wenn sie sich über andere Themen unterhalten können.“

Trotz des Starts in Krisen-Zeiten hat die Geldernerin ihre neue Stelle noch keine Sekunde bereut. Und sie macht sich auch keine Gedanken darüber, dass das Arbeitsleben einer Pförtnerin eventuell etwas stressfreier verläuft, sobald die Pandemie erst einmal ein Ende hat. „Das interessiert mich nicht. Mir geht’s so wie den meisten Menschen. Wir sind doch alle froh, wenn diese Sache irgendwann einmal ausgestanden ist. Und bis dahin müssen wir vorsichtig sein“, sagt die „Neue“, die ihre Probezeit jedenfalls schon einmal mit Bravour bestanden hat.

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