Geldern "Die Entscheidung treffen die Eltern"

Geldern · Eltern aller Grundschüler können bis Freitag einen Fragebogen zur Schulwahl zurücksenden. Dabei geht es vor allem um die geplante Sekundarschule. Die Gelderner Verwaltung ist davon überzeugt: Eltern fühlen sich gut informiert.

 Helmut Holla, Leiter des Schulamtes Geldern, mit den Fragebögen für die Eltern der Grundschüler. Er hofft, dass es möglichst viel Rücklauf gibt.

Helmut Holla, Leiter des Schulamtes Geldern, mit den Fragebögen für die Eltern der Grundschüler. Er hofft, dass es möglichst viel Rücklauf gibt.

Foto: Gerhard Seybert

Wie viel Spaß macht es in diesen Tagen, Leiter des Schulamtes zu sein?

Holla Ich gehe nach wie vor jeden Morgen gerne ins Büro, und die Arbeit macht noch immer Freude.

Trotz der Kritik, die immer wieder laut wird? Zum Beispiel die Forderung der Piraten und der Freien Wähler nach einer Gesamtschule.

Holla Die stand bei der jetzigen Befragung nicht zur Debatte. Es gab im Frühjahr vergangenen Jahres eine Initiative der SPD, die aber keine Mehrheit gefunden hat. Im Herbst hat der Rat dann einstimmig beschlossen, mit den Vorbereitungen für die Sekundarschule zu beginnen. Dazu gehörten die Informationsveranstaltungen der vergangenen Wochen und auch die Befragung der Eltern.

Was spricht denn gegen die Gesamtschule?

Holla Das ist eigentlich eine politische Frage. Die Verwaltung führt das aus, was der Rat beschlossen hat. In den Beratungen wurde meines Erachtens aber deutlich, dass eine Gesamtschule die Schulvielfalt in Geldern gefährdet hätte. Mindestens ein Gymnasium hätte geschlossen werden müssen, vielleicht sogar beide Realschulen und beide Hauptschulen. Denn die Gesamtschule braucht mehr Schüler als eine Sekundarschule, und die hätten den anderen Schulen dann gefehlt. Wenn man eine Gesamtschule fordert, muss man das fairerweise auch sagen. Das Schulgesetz verlangt, auch die Auswirkungen für bestehende Schulen im Blick zu haben. In Geldern hätte es dann womöglich nur noch die Liebfrauen-Realschule gegeben. Die ist aber nur für Mädchen zugänglich, das hätte eine Ungleichbehandlung der Jungen gegeben. Darauf hat uns sogar die Bezirksregierung aufmerksam gemacht. Davon abgesehen ähnelt die Konzeption der Sekundarschule in der Form, wie wir sie planen, schon sehr einer Gesamtschule.

Die Kritiker, wie zum Beispiel Michael Heinricks aus Kerken, verstummen dennoch nicht... Ist er angesichts des klaren politischen Votums in Geldern ein schlechter Verlierer?

Holla Herr Heinricks ist, wie er ist. Er hat seine politische Auffassung, die er versucht, an den Mann zu bringen. Und das ist auch in Ordnung. Aber ich denke, die Eltern wissen das einzuordnen und unabhängig davon selber zu entscheiden.

Wäre es nicht trotzdem sinnvoll gewesen, die Eltern zu befragen, bevor mit den Planungen begonnen wird?

Holla Wenn ein Schulträger eine offizielle Befragung durchführt, dann hat das rechtliche Konsequenzen. Die Sekundarschule ist eine neue, kaum bekannte Schulform. Wir sind der Meinung, dass die Eltern erst gründlich darüber informiert werden müssen, bevor so eine wichtige Entscheidung zu treffen ist. Die, wie gesagt, auch starke Konsequenzen für die anderen Schulen in Geldern gehabt hätte.

Die Elternbeteiligung an den Workshops war aber eher gering.

Holla Das finde ich nach wie vor bedauerlich. Rückblickend ist es aber vielleicht auch ein bisschen verständlich, dass nicht so viele Eltern ein Interesse an dieser Expertenrunde hatten. Es haben zudem offizielle Elternvertreter teilgenommen, und das war auch gut und wichtig. Bei der zweiten Infoveranstaltung war das Interesse dann aber schon größer. Übrigens: Aus den ersten Fragebögen, die schon zurückgeschickt wurden, wird deutlich, dass sich eine große Mehrheit der Eltern gut informiert fühlt.

Trotzdem: Die Elternbeteiligung hätte stärker sein können.

Holla An dem Punkt sind wir doch jetzt. Mit dem Fragebogen beteiligen sich die Eltern nicht nur an der Schulentwicklung, sondern sie sind diejenigen, die entscheiden, ob die Sekundarschule kommt.

Inwiefern?

Holla Pro Jahrgang müssen sich mindestens 75 Schüler aus Geldern für die Sekundarschule anmelden. Durch die Befragung wollen wir herausfinden, ob diese Zahlen wirklich zustande kommen. Wenn das so ist, dann gehen die Planungen in die nächste Phase.

Und wenn nicht? Zum Beispiel, weil viele Eltern angeben, ihr Kind an einer Gesamtschule in einer Nachbarkommune anmelden zu wollen?

Holla Wenn das wirklich so kommen sollte, dann müssen wir auch damit umgehen. Welche Konsequenzen das hat, kann ich jetzt aber noch nicht sagen. Wir sollten jetzt erst mal den Rücklauf der Fragebögen abwarten. Dazu ist noch bis Freitag Zeit.

Angenommen, der Rücklauf ist gering...

Holla Wir haben 930 Fragebögen verteilt und am Mittwoch schon mehr als 220 zurück bekommen. Würden, zum Beispiel, nur 50 Prozent zurück kommen, dann gibt es einen festgelegten Schlüssel, die Zahlen auf 100 Prozent hochzurechnen. Aber ich appelliere an alle Eltern, die Befragung zu nutzen und so über die Schullandschaft für ihre Kinder mitzubestimmen.

Haben Sie schon Gespräche über mögliche Teilstandorte geführt?

Holla Gespräche zu schulorganisatorischen Fragen wurden in den vergangenen Monaten mit den benachbarten Kommunen schon einige geführt, allerdings noch keine konkreten Absprachen zu möglichen Teilstandorten; dazu haben wir aber nach der Auswertung noch ausreichend Zeit. Der letzte Termin, um die Einrichtung der Schule zu beantragen, ist im Oktober.

Glauben Sie persönlich, dass die Sekundarschule kommt?

Holla Ja!

LUTZ KÜPPERS UND CHRISTIAN BREUER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP/rl)
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