Geldern am Aschermittwoch 1945 Um 9.03 Uhr fielen die ersten Bomben

Geldern · 1945 fiel der Aschermittwoch auf den 14. Februar 1945. Geldern versank an diesem Tag in Schutt und Asche. Um 9.03 Uhr fielen die ersten Bomben auf die Stadt — und noch viele folgten an diesem Tag. Die todbringende und zerstörerische Last trugen die Maschinen der 9. US Bombardment Division.

 Blick vom Harttor auf die zerstörte Hartstraße, direkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Blick vom Harttor auf die zerstörte Hartstraße, direkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Foto: Illustrierte Geschichte de Stadt Geldern 1848-1969

Die US-Bomberbesatzungen starteten im niederländischen Helmond. Ein Teil des Geschwaders fand Geldern gar nicht, bombardierte statt dessen Kevelaer und die Niersbrücke bei Winnekendonk. Doch was zwei Stunden lang auf die Herzogstadt fiel, reichte für deren Untergang.

Die ersten Bomben detonieren an der Egmondstraße, am Issumer Tor und am Nordwall. Der 15-jährige Heinz Bosch wird zum Feuerwehrhaus am Nordwall geschickt, um die Brandbekämpfer zu holen. Doch es ist niemand mehr zum Löschen da. Nicht nur, weil die Stadt von September bis Dezember 1944 zum größten Teil evakuiert wurde. Gleich zu Beginn des Angriffs sind die Geräte und die Einsatzleitung der Gelderner Feuerwehr ausgeschaltet worden. Bosch findet nur das beschädigte Gerätehaus vor. Und zerfetzte Leichen von Feuerwehrleuten und Anwohnern, die im benachbarten Bunker Schutz gesucht hatten – und einem Volltreffer zum Opfer fielen.

 Mit dem Fahrrad soll Bosch in Nieukerk Hilfe holen und von dort aus die Bezirksregierung informieren. Auf dem Weg trifft er auf einen Lastwagen voller deutscher Fallschirmjäger. „Die fuhren verbotenerweise bei Tag“, berichtet er. Der Radler lässt sich ein Stück weit ziehen. Als zwei feindliche Jagdbomber auftauchen, löst er sich vom Lkw und sucht in einiger Entfernung Deckung. „Ich hörte nur die Bordkanonen und habe mich danach schnell auf den Weg nach Nieukerk gemacht.“ Aus Düsseldorf bekommt er eine Hilfszusage. Auf dem Rückweg nach Geldern stößt er wieder auf die Fallschirmjäger – alle tot.

 In der Mittagszeit kommen die Feuerwehren. Bis dahin wüten die Brände in der Stadt ungehindert. Am Nachmittag geraten die Feuerwehrleute selbst in Lebensgefahr. Feindliche Artillerie beschießt das Bahngelände, aus südlicher Richtung fliegen neue Marauder-Verbände das brennende Geldern an. Viele Krefelder Wehrmänner suchen Schutz in den unter Wasser stehenden Einmannlöchern am Straßenrand. Einzelne Gebäude können von den Feuerwehren gerettet werden. Die Gaststätte Manten zum Beispiel, die Wirtschaft „Zum Salm“ oder die Buchhandlung Schaffrath. Auch ein Brandherd am Turm der Pfarrkirche kann unschädlich gemacht werden. Insgesamt aber stehen die Männer dem gewaltigen Feuer hilflos gegenüber. „Geldern hat einen Tag lang gebrannt, bis zum Morgen des 15. Februar“, erzählt Bosch. Am Abend des Aschermittwoch und in der Nacht bietet sich dem Beobachter ein schauriges Bild. „Weithin leuchtete die Glut wie eine Riesenfackel. Das Vernichtungswerk war nicht mehr aufzuhalten“, schreibt Bosch in seiner „Illustrierten Geschichte der Stadt Geldern“.

Am nächsten Tag gleicht die Stadt einem Trümmerhaufen. Kniehohes Geröll bedeckt die Hartstraße. Dort sind die Schäden besonders schlimm, ebenso auf dem Nordwall, auf dem kleinen und dem großen Markt, auf der Kapuzinerstraße und der Dammerstraße (heute Hülser-Kloster-Straße). Nach dem Aschermittwoch zogen fast alle verbliebenen Innenstadtbewohner in die östlichen Randbezirke. Die Stadtverwaltung verlegte ihren Sitz nach Aengenesch.

 Der Bombenkrieg war für die Gelderner allerdings noch nicht zu Ende. Am Mittag des 21. Februar laden 58 US-Bomber ihre Fracht über der Stadt ab. Die meisten Bomben explodieren am Südwall und am Mühlenturm. Am 24. Februar kommen britische Bomber. Die Pfarrkirche wird schwer getroffen, auch das ausgebrannte Rathaus. Am 28. Februar trifft es Harttor, Haagschen Weg und das Wohngebäude von Schloss Haag. Der letzte Bombenabwurf geht am 2. März um die Fleuthbrücke an der Nieukerker Landstraße nieder. Bei Kriegsende ist Geldern zu 82 Prozent zerstört. 109 Zivilisten kommen durch Bomben ums Leben.

Literatur Heinz Bosch „Der Zweite Weltkrieg zwischen Rhein und Maas“, Geldern 1971; Heinz Bosch „Illustrierte Geschichte der Stadt Geldern 1848-1969“, Band 2, Geldern 1998

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort