Geldern Der Kreis langt zu

Geldern · Schokolade, Bier und Käse - nur drei Beispiele, die zeigen, welche Bedeutung die Lebensmittelindustrie bei uns hat.Die Gewerkschaft NGG kritisiert aber auch den Einzelhandel - und bittet Verbraucher, auf faire Preise zu achten.

Geldern: Der Kreis langt zu
Foto: thinkstock

Hier mal eine Praline, dort mal eine Tafel. 9,5 Kilogramm Schokolade isst jeder Mensch im Kreis Kleve durchschnittlich im Jahr. Das geht aus Zahlen hervor, die die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) veröffentlicht hat. Ob Sie nun eher zu jenen gehören, die sagen: So viel esse ich nie im Leben - oder zu jenen, die gerade zusammenrechnen, ob Ihnen das überhaupt reichen würde, müssen Sie selbst entscheiden. Fakt ist: Rein statistisch kommt der Kreis Kleve auf einen jährlichen Schokoladen-Verbrauch von 2960 Tonnen. Oder, um es bildlich auszudrücken: 123 Sattelschlepper voll.

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Noch mehr wären es übrigens bei Käse - hier kommen die Kreis Klever auf 7600 Tonnen oder einen Pro-Kopf-Verbrauch von 24,5 Kilogramm. Und schließlich Bier: 323.000 Hektoliter ist davon im vergangenen Jahr unsere Kehlen hinuntergelaufen. Das macht 104 Liter pro Person.

Schokolade, Käse und Bier: das sind nur drei Beispiele, die zeigen, welche Bedeutung die Lebensmittelindustrie und das Lebensmittelhandwerk bei uns haben. Rund 3900 Arbeitsplätze hängen der Arbeitsagentur zufolge an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Bestes Beispiel sind die Unternehmen und Hersteller, die derzeit auf der Grünen Woche in Berlin den Niederrhein als Genussregion bewerben. "Die Branche ist aber nicht nur regional ein Schwergewicht. Nimmt man den Umsatz, ist sie der drittgrößte Industriezweig in Deutschland - ein Großteil der Produktion geht in den Export - und schafft es damit auf die internationalen Teller", sagt Hans-Jürgen Hufer von der NGG Nordrhein.

Dabei befindet sich die Branche in einem stetigen Wandel. Neue Trends wie Superfoods, gluten- oder laktosefreies Essen seien eine Herausforderung für die heimische Ernährungswirtschaft, sagt Hufer. Die sei gut aufgestellt und belege bei Produktions- und Hygienestandards weltweit einen Spitzenplatz. "Kaum irgendwo ist die Lebensmittelsicherheit höher als bei uns", sagt der Geschäftsführer der NGG Nordrhein. Alles gut also in der Lebensmittelindustrie? Nein - und da wird der Ton der Gewerkschaft schärfer. Mit Sorge sehe man den Trend zur Verramschung. "Gerade bei Getränken, Fleisch und Süßwaren erleben wir regelrechte Rabattschlachten in den Supermärkten. Damit werden Lebensmittel oft weit unter Wert verkauft", sagt Hufer. Weniger als 70 Cent für eine Tafel Marken-Schokolade sei bei einer fairen und umweltgerechten Produktion nicht machbar. "Solche Preise erhöhen den Druck auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsbedingungen", heißt es von der NGG.

Eine Grundvoraussetzung für gutes Essen bleibe, dass dieses auch fair produziert werde. Das fängt beim Anbau der Zutaten an und führt über die Arbeitsbedingungen bis hin zur Verarbeitung. "Gute Ernährung und gute Arbeit gehören zusammen. Hygiene unter Zeitdruck - das kann zum Beispiel nicht gut gehen", sagt Hufer. Dies bedeute auch, dass Unternehmen Tarifverträge einhalten und sich an der Berufsausbildung beteiligen. Dazu hat die NGG auch eine lebensmittelpolitische Initiative gestartet.

An die Verbraucher appelliert die Gewerkschaft, beim nächsten Einkauf auf die Preise zu achten. "Gute Lebensmittel sollten den Menschen etwas wert sein", sagt Hufer. "Gleichzeitig können sie damit die heimische Wirtschaft stärken und beim Essen neben dem Genuss auch noch ein gutes Gewissen haben."

(lukra)
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