Gertrud Fritzsche "Der Körper bedient sich aus dem Reservekanister im Kofferraum"

Woher kommt die Idee des körperlichen Fastens?

Woher kommt die Idee des körperlichen Fastens?

Gertrud Fritzsche In allen Kulturen und Zeiten war und ist das Fasten bekannt als rituelle Reinigung und Versuch, spirituelle Erfahrungen zu machen. Im Vergleich zum Hunger, der unfreiwillig empfunden wird, weil keine Nahrung zu bekommen ist, ist das Fasten ein freiwilliger Akt.

Was passiert da mit dem Körper?

Fritzsche Kurz gesagt stellt der Organismus seine Energieversorgung von äußerer Nahrung (Essen) auf "innere Ernährung" um. Auf den Punkt gebracht: Essen ist wie der Benzintank des Körpers, aber im Fasten bedient sich der Körper einfach aus dem Reservekanister im Kofferraum.

Für wen ist das geeignet?

Fritzsche Prinzipiell für alle gesunden Erwachsenen ab 18 Jahren. Wichtig ist, dass der Körper einen "Reservekanister" hat. Bei einem BMI (Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße) von 20 und mehr ist das der Fall. Man sollte sich einigermaßen fit fühlen, gesund sein und eine positive Einstellung zu der Sache an sich haben. Es fasten sogar Senioren bis weit ins 80. Lebensjahr hinein.

Was bedeutet es persönlich für Sie ?

Fritzsche Ich bin auf das Fasten nach den berühmten Babykilos nach dem dritten Kind gestoßen. Innerhalb eines Jahres hatte ich durch mehrere Fastenperioden mein altes Gewicht erreicht. Durch das Einbauen des Fastens in den Alltag, das intermittierende Fasten, kann ich auch heute mein Gewicht mühelos halten. Ein noch viel spannenderer Effekt war die Wirkung auf Seele und Geist. Für mich sind Fastenzeiten bis heute auch Zeiten der inneren Sammlung und Zielorientierung: Wo möchte ich hin? Welche Entscheidung möchte ich jetzt fällen? Ich empfinde das wie ein wohltuendes Innehalten in unserer hektischen Zeit. Und es ist ein totaler Kreativitätsschub - ich habe danach einen Sack voll neuer Ideen. Und Mut, das auch umzusetzen.

Wann ist die Fastenzeit beendet?

Fritzsche Nach dem kirchlichen Kalender ist das der Ostersonntag! Dann darf auch wieder Genuss sein. Ein richtig schönes Osterfrühstück mit selbst gebackenem, duftendem Osterbrot - herrlich. Aber es gibt Fastenangebote und Hotels, die Fastenfreizeiten rund ums Jahr anbieten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Fasten im Alltag ambulant mit einer Fastengruppe am Ort auszuprobieren. Insgeheim weiß es jeder, mit einem ausgewogenem Verhältnis von Essen und Nicht-Essen kommen Kopf, Bauch und Verstand am besten klar.

BIANCA MOKWA STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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