Metallverkauf für die „Patientenhilfe Darmkrebs“ Der König der Kronkorken
Geldern · Rund 1,5 Tonnen Flaschenverschlüsse hat Gregor Claßen aus Geldern gerade nach Liesborn geschafft. Sie stammen von vielen Unterstützern und werden als Altmetall für die „Patientenhilfe Darmkrebs“ verkauft.
Unter der Kellertreppe lagert Gregor Claßen einen Schatz. Kisten und Säcke und Kartons und Eimer voller funkelnder, glitzernder Metallscheibchen; zentnerweise davon. Normalerweise jedenfalls ist das so. Gerade jetzt hat der 65-Jährige mal wieder alles leergeräumt, in den Kleinbus mit Hänger verladen und nach Liesborn im Kreis Warendorf gekarrt: Rund 1,5 Tonnen Kronkorken.
Ein einzelnes, messingglänzendes Exemplar zieht er aus der Tasche und hält es hoch wie ein Pirat die erbeutete Goldmünze: „Eins wiegt zwei Gramm“, sagt er. Und Ehefrau Ursula ergänzt: „Ja, wir bücken uns auch noch für einzelne Kronkorken.“ Oder, sie sammeln sie ein, wenn sie kübelweise vor der Haustür abgeladen werden. Die Claßens sagen: Jedes Stück zählt.
Gregor Claßen – und viele, viele Mitstreiter, die ihre Sammlungen bei ihm abliefern – unterstützen die „Kronkorkensammelaktion“ von Ingo Petermeier aus Liesborn. Petermeier bekommt Lieferungen aus allen Himmelsrichtungen. Einmal pro Jahr lässt er alles zum Wertstoffhändler bringen, der den Metallwert bezahlt. „Der Erlös wird 1:1 der ,Patientenhilfe Darmkrebs’ gespendet“, informiert er. Bei der jüngsten Verladeaktion am 3. Januar sind 74,5 Tonnen zusammengekommen.
Von Geldern aus wurde ein ganzer Batzen dazu beigetragen: „Wir sind bei über drei Tonnen in 2018“, sagt Claßen. 700 Kilo hat er im Frühjahr nach Liesborn gebracht, 1200 im September. Dafür legt er sich auch ins Zeug: Wo er hingeht, stiftet er die Leute zum Sammeln an. „Wir gehen ins Theater – da geht ich erstmal da hin, wo die Getränke verkauft werden“, erzählt er. Er fragt freundlich, ob gesammelt werden könnte, „und die meisten sagen ja“.
So hat er ein riesiges Kronkorken-Netzwerk aufgebaut, das bis nach Duisburg, Brüggen oder Rheinberg reicht. Privatleute und Unternehmen lassen ihm ihre Ausbeute zukommen, Sportvereine und Feuerwehren machen mit. In Geldern sind unter anderem mehrere Restaurants mit von der Partie und zum Beispiel das Kino.
Günstig kommt es aus, dass Gregor Claßen seit vielen Jahren ehrenamtlich bei den Pfadfindern aktiv ist. Er kann den Pfadfinder-Bus nutzen, und natürlich wird geholfen: „Neulich kamen von den Pfadfindern aus Wesel 80 Kilogramm“, erzählt er. Die standen dann erstmal zwei Tage lang in kühlschrankgroßen Pappkartons im nicht allzu breiten Flur der Wohnung im Weg herum. Zugegeben: „Es weitete sich schon mal aus“, stellt Ursula Claßen dazu amüsiert fest. Auch die Garage füllt sich gelegentlich. Aber Hauptsache, das Auto geht noch rein, meint Ursula Claßen.
Natürlich sind einzelne Kronkorken klein und leicht. „Es gibt Leute, die sagen: Da kannste ja besser Waschmaschinen sammeln“, erzählt Gregor Claßen. Da wäre doch mehr Metall dran. „Aber wo soll ich die lagern, die Waschmaschinen? Wie soll ich die transportieren? Und wo kriege ich die alle her, dass ich mal drei Tonnen Waschmaschinen zusammenkriege?“ Kronkorken hingegen – die gibt’s überall, sie sind leicht zu handhaben, und viele machen gerne mit.
Ob es ganze Kartons oder nur ein paar Glitzerteile sind, die von den Mitstreitern bei ihm ankommen: Alles ist ihm wichtig, die Summe macht’s. „Das soll kein Wettbewerb werden“, macht er klar.
Die Anfänge seiner großen Sammelei liegen übrigens erst drei Jahre zurück. Da verlief eine Sammelaktion im Bekanntenkreis im Sande. „Da hatte ich irgendwann zwei Speiskübel voller Kronkorken und keiner wollte sie mehr haben.“ Im Internet stieß er auf die Aktion für die Patientenhilfe Darmkrebs, und von da an nahm alles richtig Fahrt auf.
Wer selbst Kronkorken loswerden möchte: Bei den Claßens, Franz-Hitze-Straße 6 in Geldern, Telefon 02831 88660, sind sie immer willkommen. Wenn keiner da ist: Einfach vor die Tür stellen.
