Aktion Sevelen und die Dritte Welt satt machen

Von Michael Klatt · Seit mehr als 35 Jahren führt der Kirchenchor Sevelen die Aktion „Brot und Fisch“ durch. Hunderte von Haushalten in der Region werden beliefert. Das heißt auch: Am Karfreitag früh aufstehen und durch die Gemeinde fahren.

 Petra Hilscher sowie Hans-Josef und Ria Paulus mit Brot und Fisch. Die Aktion des Sevelener Kirchenchors zu Karfreitag erfreut sich großer Beliebtheit.

Petra Hilscher sowie Hans-Josef und Ria Paulus mit Brot und Fisch. Die Aktion des Sevelener Kirchenchors zu Karfreitag erfreut sich großer Beliebtheit.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Da kann einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ein prächtiges Stück Kabeljau, gefangen in den Fluten des Atlantiks. Daneben ein schmackhaftes Roggenbrot, gebacken von einem niederrheinischen Fachmann. Und dann bekommt man das Ganze quasi direkt auf den Mittagstisch geliefert. Mit der Aktion „Brot und Fisch“ sorgt der Kirchenchor St. Antonius Sevelen dafür, dass für viele Haushalte im Hexenland und in der Umgebung das Karfreitagsessen gesichert ist. Und dass es notleidenden Menschen auf dieser Welt besser geht

Seit 1983 gibt es diese Aktion. „Der damalige Kirchenvorstand kam auf die Idee“, blickt der heutige Chorvorsitzende Hans-Josef „Jüppi“ Paulus zurück. Eine wichtige Fleißarbeit, die bis heute die Grundlage für die Organisation ist, leistete damals Heinz Maasackers. „Er stellte auf seinem Computer das ganze Straßenverzeichnis der Besteller zusammen“, erklärt Ria Paulus, die gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern Petra Hilscher und Astrid Lackmann derzeit federführend bei der Aktion ist. Auf die Datei, mittlerweile längst von DOS aus Windows übertragen, kann sich das Team noch heute stützen.

Auf mehr als 400 Adressen ist der Bestand angewachsen. „Wir haben eine gewisse Stammkundschaft, wo wir auch schon mal nachfragen, wenn die Bestellung nicht wie gewohnt bei uns eingeht“, sagt Petra Hilscher. Wurden anfangs nur Sevelener, und da vor allem Chormitglieder, beliefert, gehen die Touren jetzt auch nach Issum, Kengen, Nieukerk, Walbeck und Geldern.

Und das heißt für einige Chormitglieder am Karfreitag: früh aufstehen. Seit vielen Jahren kann sich der Chor bei der Aktion auf bewährte Lieferanten verlassen. Fischhändler Thomas Schmutz aus Rheurdt bringt den fangfrischen und filetierten Kabeljau bis um 9 Uhr ins Pfarrheim. Das Brot holen die Sevelener um 8 Uhr bei der Bäckerei Oomen in Wachtendonk. Um 9 Uhr treffen die zwölf jeweils zweiköpfigen Transportteams ein, um vom Pfarrheim aus die Ware in zwölf Bezirke zu fahren. Entsprechend den Bestellungen sind die Kartons gepackt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Fische und Brote im Pfarrheim selbst abzuholen. Im bisherigen Rekordjahr 1993 wurden 445 Kilogramm Fisch und 565 Brote ausgeliefert. „Jetzt pendelt es sich so bei 250 Kilogramm Fisch ein“, bilanziert der Chorvorsitzende. Nach etwa anderthalb Stunden sind alle Empfänger versorgt. „Und dann wird im Pfarrheim Kassensturz gemacht“, erklärt Paulus. Das Ergebnis wird in den Ostergottesdiensten unter großem Applaus der Kirchgänger verkündet.

Der Erlös ist zu 100 Prozent für einen karitativen Zweck. Welche Gruppe in den Genuss kommt, entscheidet der Kirchenchorvorstand immer am Jahresanfang. Es soll hungernden und leidenden Menschen in der Welt geholfen werden, getreu dem Bibelspruch „Und sie aßen alle und wurden satt“. In diesem Jahr unterstützt der Chor mit der Aktion die „Sesmaroglo-Kids“ in Wachtendonk für ein besonderes Projekt in Ghana. „Einem Sevelener ist der Stand dieses Vereins aufgefallen, als er eine Veranstaltung in Wachtendonk besuchte“, erinnert sich Paulus. Jetzt genießen viele Sevelener am Karfreitag das Kabeljaufilet und tragen dazu bei, dass in Ghanas Hauptstadt Accra eine „Farm of hope“ gebaut werden kann, in der verwaiste Straßenkinder Unterkunft, Verpflegung, schulische Bildung und medizinische Versorgung erhalten.

Wenn die Empfänger des Geldes aus der Region kommen, wird in der Regel beim Abschlussgrillen des Chors kurz vor den Sommerferien der Scheck überreicht. So war es zum Beispiel im vergangenen Jahr. Da nahm Dr. Elke Kleuren-Schryvers aus Kervenheim von der „Aktion pro Humanität“ den Erlös entgegen. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, um über die Hilfsprojekte zu informieren. Was wiederum dem Chor viel gab. „Uns ist wichtig, dass das Geld direkt ankommt“, betont Paulus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort