Wachtendonk Der große Unbekannte von Wankum

Wachtendonk · Der Geschichtskreis Wankum widmet seine neue Ausstellung Constantin von Ruys-Nieuwenbroeck. Damit erinnert er an den vor 200 Jahren geborenen Freiherrn, einem Mitgründer des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend.

Wachtendonk: Der große Unbekannte von Wankum
Foto: Runge

Er war von Adel, gehörte dem örtlichen Gemeinderat an, war Ortsvorsteher und Bürgermeister. Und doch ist er in Wankum weitgehend unbekannt: Constantin von Ruys-Nieuwenbroeck. Vor 200 Jahren wurde der Freiherr in Roermond geboren, war Mitte des 19. Jahrhunderts in Wankum und Umgebung auf vielfältige Weise aktiv. Mit einer Ausstellung in der Dorfstube, die ihm gewidmet ist, möchte der Geschichtskreis Wankum den Heimatforscher wieder in Erinnerung rufen.

Warum der Freiherr es nicht in die Annalen Wankums schaffte, erklärt sich für Heinz-Josef Naus nicht zuletzt mit dessen plötzlichem Tod im Jahr 1878. "Er hatte noch viele Pläne für Veröffentlichungen, doch dazu ist es nicht mehr gekommen", erklärt der 2. Vorsitzende des Geschichtskreises.

Er berichtet von 40 Aufsätzen aus der Feder von Ruys-Nieuwenbroecks, von denen allerdings nur wenige überliefert wurden. Auch habe er längst nicht in dem Ausmaß publiziert wie Forscherkollegen. Seine Altertumssammlung, mit der er die Geschichtete aufarbeitete, wurde größtenteils im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Funde von Urnengräbern seien zum Teil in die Sammlung von Michael Buyx, seinem Weggefährten, eingegangen.

So viel auch verschollen ist: Es lässt sich auch eine Menge sagen über die Bedeutung des Niederländers für die Historie in der Niers-Region. So zählte er 1851 zu den Gründern des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend und wurde dessen erster Vorsitzender. Nachdem er 1844 nach Wankum gezogen war, trat er schnell dem Gemeinderat bei. Er wurde im Jahr 1851 Ortsvorsteher und war von 1863 bis zu seinem Tod Bürgermeister des Amtes Wankum, Wachtendonk und Herongen.

Das Foto auf dem Plakat, mit dem der Geschichtskreis für seine Ausstellung wirbt, zeigt den Freiherrn mit einem Orden am Revers. "Den hat er 1863 vom König bekommen, weil er sich für die Entwässerung des Sumpflandes an der Niers eingesetzt hat", sagt Naus. Auch mit Reichskanzler Otto von Bismarck hatte von Ruys-Nieuwenbroeck Kontakt, als es um die Jubiläumsfeiern zur 150-jährigen Zugehörigkeit Gelderns zu Preußen ging.

Die letzten Spuren des Freiherrn in Wankum verschwanden, als dessen Frau und Tochter nach 1900 wieder zurück in die Niederlande zogen. Und zwar nach Nieuwenbrock bei Beesel, unweit von Kessel. Doch aus Sicht des Geschichtskreises steht von Ruys-Nieuwenbroeck dafür, dass es auch vor Hermann-Josef Lingen schon Heimatforschung in Wankum und Wachtendonk gegeben hat.

Der bekannte Heimatforscher Lingen war es übrigens, der sich 1956 dafür stark machte, eine Straße nach dem Freiherrn zu benennen. Mit dem Vorschlag "Ruys-Straße" konnte er sich damals allerdings nicht durchsetzen. Der Gemeindedirektor führte als Gegenargument Kritik aus der Bevölkerung an, wonach in Wankum bei den Straßenbenennungen zu stark geschichtliche Namen in den Vordergrund geschoben würden. Der Rat entschied sich statt dessen einstimmig für "Rathausstraße".

Für den Wankumer Geschichtskreis ist es nach 60 Jahren wieder an der Zeit, dieses Thema noch mal in die Diskussion zu werfen. Naus: "Wir wollen einen neuen Anlauf wagen."

(RP)
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