Issum Denkanstöße in gleich vier Gotteshäusern

Issum · Während die Sonne langsam untergeht, versammeln sich über 50 Leute in einem kleinen Hinterhof in Issum. Die ehemalige Synagoge ist gut gefüllt. So gut, dass manche Menschen sich auf Bänken vor der Synagoge setzen. Jeder wird von Werner Brall und seiner Ehefrau Christine Brall, die im Arbeitskreis jüdisches Bethaus mitarbeiten, freundlich begrüßt, und sofort reden viele miteinander. Alle wirken entspannt und freuen sich auf den Abend. Ein Abend, der im Zeichen der Religion stehen soll, aber gleichzeitig ist es egal, welcher Konfession man angehört.

 Christine und Werner Brall empfangen die Besucher in der "Nacht der offenen Gotteshäuser" im jüdischen Bethaus.

Christine und Werner Brall empfangen die Besucher in der "Nacht der offenen Gotteshäuser" im jüdischen Bethaus.

Foto: Gerhard Seybert

Als Werner und Christine Brall über die Geschichte von Margret Cohen berichten, einer Jüdin, die zur NS-Zeit gelebt hat, wird es leise in dem Bethaus, und sofort wird klar, welche Konsequenzen es haben kann, sich zu bekennen. Und es wird auch deutlich, dass sich an diesem Abend alle auszeichnen durch Offenheit und Toleranz.

Dazu sagt der Besucher Bernhard Greitemeier: "Es ist schwierig, sich in Freiheit zu bekennen. Umso schwieriger muss es sein, das in Drangsal zu tun." Für ihn geht es am Ende um drei Sachen: Verständnis, Miteinander, Verbindung.

Die Menschen treffen sich schon zum dritten Mal zur Nacht der offenen Gotteshäuser in Issum. Der Abend steht unter dem Thema "Was wir bekennen". Es werden Impulse zum Thema gegeben, Psalme vorgetragen, und es wird gemeinsam gesungen. Am Ende des jeweils zehn Minuten andauernden Programms gibt es die Möglichkeit, die Gebäude weiter zu erkunden und Gespräche zu führen. Die Besucher gehen ab 19 Uhr von der ehemaligen Synagoge zur St.-Nikolaus-Kirche, von dort zur evangelischen Kirche und am Ende zur Christlichen Gemeinde.

Lotte Nachtmann und Regine Bocean sind unter denen, die zur ehemaligen Synagoge kommen, um mehr über die jüdische Geschichte in Issum zu erfahren. Die beiden sind in der Gemeinde aufgewachsen. Sie empfinden den Abend als sehr schön. Beide schätzen die offene Gemeinschaft in Issum, die religionsübergreifend besteht.

Werner Brall sieht die Nacht als eine Möglichkeit dazu, dass sich Menschen kennenlernen und dass andere Interpretationen des Glaubens den Besuchern näher gebracht werden. Er betont dass die Glaubenskultur Issum, obwohl es ein kleiner Ort ist, einzigartig und vielseitig sei, denn es bestehe ein zwangloses Miteinander der Konfessionen. So sei es ein guter Ort, um andere Positionen kennenzulernen und am Ende die eigene Einstellung zu hinterfragen.

(RP)
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