Gelderland Den Winter noch nicht abschreiben

Gelderland · Flora und Fauna müssen sich wieder auf eine späte, kalte Jahreszeit einstellen. Trockene Kälte ist oft kein Problem. Dauerregen kann Krankheiten verursachen. Für die Pflanzen darf der Temperatursturz nicht zu krass ausfallen.

 Walbecker Wetterfrosch: Willi Bouten steht bei fast frühlingshaften Temperaturen an seiner Wetterstation in der Gelderner Ortschaft. Dass der Winter noch mal so richtig kalt wird, schließt der Hobby-Meteorologe aber nicht aus.

Walbecker Wetterfrosch: Willi Bouten steht bei fast frühlingshaften Temperaturen an seiner Wetterstation in der Gelderner Ortschaft. Dass der Winter noch mal so richtig kalt wird, schließt der Hobby-Meteorologe aber nicht aus.

Foto: Gerhard Seybert

Verkehrte Welt: Vorgestern beklagte eine Frau aus Geldern den Stich einer Biene am Ohr. Fast gleichzeitig bemerkte eine Hausfrau während des Abendessens einen kleinen Marienkäfer auf ihrer Bluse. Zur Erinnerung: Es ist Anfang Januar. Doch diese Entwicklung ist nicht ganz ungewöhnlich, wie Willi Bouten, Hobby-Meteorolage und Besitzer einer Wetterstation in Walbeck, die er bis vor wenigen Jahren intensiv betrieb, erklärt.

"Der vergangene Winter war extrem. So etwas habe ich noch nicht erlebt", berichtet der Walbecker. "Der Winter kam spät, war dann sehr kalt und zog sich bis weit ins neue Jahr hinein." Kalte Winter mit viel Schnee habe es immer schon gegeben, erinnert Bouten zum Beispiel an die 1960er Jahre. Da in diesem Jahr die Temperaturen jedoch für einen normalen Winter relativ hoch sind, schließt er einen ähnlichen Wetterverlauf wie im Jahr 2013 nicht aus.

Ein später Wintereinbruch muss nicht unbedingt zu einem großen Problem in der Pflanzen- und Tierwelt führen. So sieht das jedenfalls Theo Mohn, Ortssprecher des Naturschutzbundes (Nabu) in Kevelaer. "Die Haselnuss blüht bereits, und auch die Schneeglöckchen haben bereits ihre Köpfchen aus dem Boden gesteckt", schildert der Fachmann seine aktuellen Eindrücke. Doch diesen heimischen Pflanzen mache eine kalte Wetterperiode nichts aus. Nur aus fremden Gegenden angesiedelte Pflanzen könnten bei einem plötzlichen Wetterumschwung Probleme bekommen. Das bezeichnet das Nabu-Mitglied jedoch als natürliche Bereinigung. Es dürfe für die heimischen Pflanzen nicht einen plötzlichen Temperatursturz von zehn bis 15 Grad geben. Tiere würden sich bei Kälte verkriechen und Schutz suchen. Igel habe er derzeit noch nicht beobachtet, so Mohn. "Die befinden sich noch im Winterschlaf."

Nicht dramatisch sieht auch Gerhard Thomas, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Kleve, einen späten und intensiven Wintereinbruch. "Solange das Wetter kalt und trocken ist, haben die Tiere am Niederrhein keine großen Probleme", ist der gelernte Förster überzeugt. Doch andauernd nass-kaltes Wetter könne vor allem bei den Hasen zu tödlichen Krankheiten führen. Ein normaler Winter würde zur normalen Auslese führen. Der erhebliche Rückgang bei Rebhühnern, Fasanen und Hasen am Niederrhein habe sicherlich ganz andere Gründe.

Recht gelassen sieht die Wettersituation auch Kreislandwirt Heinz Lax. Erst die Wärme und dann später extreme Kälte und viel Schnee würde den Pflanzen keine großen Schäden zufügen. Die Einschätzung gelte jedoch nicht für die Kollegen, die extrem früh ernten möchten. Dazu zählt der Landwirt vor allem die Bauern, die zeitig die Frühkartoffeln aus dem Boden holen wollen, um sich gegen die ausländische Konkurrenz behaupten zu können. "Auch die Gemüsebauern, die ebenfalls rechtzeitig im Frühjahr ernten wollen, sind von einem späten und harten Winter betroffen", berichtet der Kreislandwirt.

(RP)
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