Geldern DDR-Bürgerrechtlerin spricht mit Schülern

Geldern · Sie war bereits am Vorabend bei einem Vortrag der VHS Gelderland. Gestern Vormittag sprach Freya Klier schließlich vor rund 500 Jugendlichen in der Aula des Lise-Meitner Gymnasiums. Bei der Gemeinschaftsveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung, der VHS sowie den drei weiterführenden Schulen in Geldern ging es um das Thema DDR und "25 Jahre Deutsche Einheit" aus der Sicht der Bürgerrechtlerin und Mitbegründerin der ostdeutschen Friedensbewegung.

 In der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums in Geldern sprach Bürgerrechtlerin Freya Klier vor vielen Schülern.

In der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums in Geldern sprach Bürgerrechtlerin Freya Klier vor vielen Schülern.

Foto: Gerhard Seybert

Die Referentin erzählte nach Jahrzehnten sortiert von ihren Erlebnissen in dem Diktaturstaat. Wie sie früher als Schülerin "das Unbehagen hatte, nicht frei reden zu können" und von den kleinen Nachwuchs-Spitzeln, die ebenfalls mit in der Klasse waren. Von dem später aufkommenden "Langhaar-Problem" für die Obrigkeit und wie ihr Bruder für vier Jahre in ein Schwerverbrechergefängnis gekommen ist wegen des Besitzes von "westlicher Schmutzliteratur". Wie ihr Fluchtversuch aus der DDR gescheitert ist und dass "heute Gefangene ein Grundrecht haben. Etwas, dass es damals bei uns einfach nicht gab."

Sie führte weiter aus, dass sie dank einer Lehrerin an ihrer Theateruniversität nicht so lange wie andere ihre Strafe absitzen musste und anschließend ihr Studium sogar wieder aufnehmen konnte. Wie sie später einen Mordanschlag überlebt hat und dass so etwas "eben ein Risiko ist, das wir eingegangen sind".

Mit viel Kraft in der Stimme und einem mitreißenden Elan führte Freya Klier den Schülern das Bild einer vergangenen Zeit vor Augen, die ihre Schatten in die Neuzeit wirft. Sie nahm Bezug auf die momentane Flüchtlingssituation, die besonders in Ostdeutschland grassierenden Probleme mit dem Rassismus und beantwortete abschließend Fragen der Zuhörer. "Das war alles richtig gut", fand Schülerin Marielle de Jong (16). "Es war hoch interessant, zu erfahren was sie früher in der DDR durchgemacht hat, und wie sie gelebt hat. Das kann man gar nicht fassen, da wir es heute doch alle so gemütlich haben." Auch Schüler Alessio Meil (19) fand die Einblicke "sehr gut, denn sonst hört man in den Medien immer deutlich weniger Kritik. Es ist schon etwas anderes, das Ganze von einem Menschen zu hören, der wirklich mit dabei war."

In einem an die Aula-Veranstaltung anschließenden Interview mit der Schülerzeitung des Lise-Meitner-Gymnasiums riet Freya Klier für die Zukunft: "Demokratie ist nichts was bleibt, es gibt immer Momente, in denen sie abzustürzen droht. Man muss wachsam sein."

(cnk)
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