So wird das Jahr 2024 in Issum „Die Herausforderungen bleiben hoch“

Interview | Issum · Die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge, Bau einer Grundschule und Modernisierung und Anbau der alten Grundschule. Das alles bei einem Minus von fünf Millionen in der Haushaltskasse. Und die Sorgen rund um die Diebels-Brauerei. So sieht der Bürgermeister die Zukunft.

Leichter werden die Zeiten nicht, ist Bürgermeister Clemens Brüx überzeugt. Auch in seiner Gemeinde Issum gibt es 2024 zahlreiche Herausforderungen.

Foto: Norbert Prümen

Wie sieht die aktuelle Flüchtlingssituation in der Gemeinde Issum aus?

Clemens Brüx Aktuell haben wir knapp 230 Geflüchtete in der Gemeinde Issum untergebracht. Daneben sind weitere geflüchtete Menschen privat untergebracht, die allermeisten leben in den Unterkünften an der Lindenau. In Sevelen haben wir zum Beispiel das alte Jugendheim an der Dorfstraße erworben. Dort ist Platz für 27 Personen.

Wie sieht es mit der Belegung von Turnhallen aus?

Brüx Aktuell ist nur die Turnhalle am Burgweg belegt. Wir wollen verhindern, dass wir auf weitere Turnhallen zurückgreifen müssen, auch wenn die Turnhalle Feldstraße und Am Tapp jetzt schon brandschutztechnisch vorbereitet werden. Allerdings gehen wir davon aus, dass wenn es so weiter geht, wir nächstes Jahr mindestens 100 weitere Geflüchtete zugewiesen bekommen.

Welche Herausforderungen im neuen Jahr auf die Gemeinde Issum zukommen, erklärt Bürgermeister Clemens Brüx im Interview.

Foto: Norbert Prümen

Was ist mit den Chalets, die am Koetherdyck in Sevelen aufgestellt werden sollen?

Brüx Die sind bestellt, 15 Stück. Pro Chalet haben acht Personen Platz, es bietet Platz für maximal 120 Geflüchtete. Wir versuchen aber, dass nur sechs oder sieben Personen in einem Chalet untergebracht sind. Der Platz ist schon sehr begrenzt.

Hätten Sie gewusst, dass Sie dort noch einmal eine Übergangslösung brauchen, hätten Sie die Blockbohlenhäuser, die 2015 dort standen, behalten?

Brüx Vermutlich ja. Allerdings ist nach drei Jahren die Baugenehmigung abgelaufen. Danach mussten die Holzhäuser dort entfernt werden. Ich möchte mal erleben, dass es diesmal anders ist. Das Land macht es sich zu einfach, wenn es sagt, es hat keine Kapazitäten mehr und reicht das Unterbringen der Flüchtlinge an die Städte und Gemeinden weiter. Das ist eine Frechheit sondergleichen.

Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?

Brüx Das Verständnis in der Bevölkerung, auch in unserer Kommune, schwindet immer mehr. Auch die Ehrenamtlichen, die sich um die Integration kümmern, nehmen ja nicht im gleichen Maße zu, wie die Flüchtlinge zugewiesen werden. Das ist finanziell und personell ein Problem. Es wird immer schwieriger, Integration umzusetzen.

Ist eine Lösung in Sicht?

Brüx Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass wir in Deutschland die Welt retten. Das geht nur gemeinsam, europaweit. Wenn in Europa alle mitmachen, würden wir das auch schaffen.

Das weitere große Projekt für die Gemeinde Issum ist der Schulneubau im Ortstteil Sevelen. Wie geht es da weiter? Sind schon alle dafür notwendigen Grundstücke erworben?

Brüx Alle Eigentümer der Grundstücke haben die Vertragsunterlagen zugesandt bekommen, ein Termin mit dem Notar ist vereinbart. Wenn alle dabei bleiben, was sie geäußert haben, werden die Kaufverträge unterschrieben und wir haben eine zusammenhängende Fläche für den möglichen Bau einer neuen Grundschule und einer Turnhalle.

Was sind die nächsten Schritte?

Brüx Es muss Baurecht geschaffen werden. Dafür sind einige Verfahrensschritte nötig, die Zeit in Anspruch nehmen. Die Bezirksregierung ist mit im Boot. Ich gehe davon aus, dass alles zusammen zwei Jahre dauert.

Wann könnte in Sevelen die neue Grundschule stehen?

Brüx Ich rechne mit einem Zeitraum von vier bis fünf Jahren. Wir sind jetzt schon mit den beiden Schulleiterinnen im Gespräch, was die pädagogischen Konzepte angeht. Noch steht aber nicht fest, welche der beiden Issumer Grundschulen nach Sevelen zieht.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Was wird die Schule kosten?

Brüx Ich gehe von 25 Millionen aus und zehn bis 15 Millionen für den Umbau und die Sanierung der zweiten, also der verbleibenden Grundschule im Ortskern Issum. Das sind Investitionen in die Bildung, die Zukunft. Für solche Projekte kann auch einmal eine Finanzierung, ein Kredit, aufgenommen werden.

Wie geht es an der Oberstraße in Sevelen weiter? Dort entsteht ein neues Baugebiet mit 26 Grundstücken.

Brüx Als nächstes werden die Vergaberichtlinien festgelegt. Wir als Verwaltung arbeiten die aus und legen sie der Politik vor, die darüber entscheiden wird.

Wie ist das Interesse?

Brüx Auch nachdem klar war, dass der Quadratmeterpreis zum ursprünglich angedachten Preis steigt, er liegt jetzt bei 260 Euro pro Quadratmeter, haben wir mittlerweile über 30 Bewerber. Ich habe mir tatsächlich darüber nie Sorgen gemacht, dass wir das Gebiet nicht vermarktet bekommen.

Wie sieht die weitere Wohnentwicklung in der Gemeinde aus?

Brüx Ich bin ein Landei und mag die Einfamilienhäuser-Struktur. Aber angesichts der kommunalen Wärmeplanung, dem Energiespargesetz und der Tatsache, dass der Bedarf an Wohnraum enorm ist, geht die Entwicklung Richtung Mehrfamilienhäuser.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das kommende Jahr?

Brüx Es bleibt anspruchsvoll und die Herausforderungen bleiben hoch. Personell und finanziell wird die Unterbringung und Integration der Geflüchteten die größte Herausforderung bleiben. Die Erweiterung des Gewerbegebiets Am Schankweiler steht noch an. Und wir haben 2024 fünf Millionen Euro Minus in der Haushaltskasse. Und dann haben wir noch die bekannte unangenehme Situation mit der Brauerei Diebels. Die treibt mir Sorgenfalten auf die Stirn. Es bleibt, glaube ich, turbulent.