Unsere woche Das historische Desaster der CDU

Geldern · Die Bürgermeister-Wahlen im traditionell "schwarzen" Kreis Kleve endeten für die siegesgewohnte CDU nicht mit einer Niederlage, sondern mit einem fürwahr historischen Desaster. Gerade mal noch sieben CDU-Bürgermeister werden bis 2020 in den sechzehn Kommunen des Kreises regieren, eine noch vor zwei Jahren unvorstellbare Minus-Quote. Auch die Höhe der Debakel für die christdemokratischen Kandidaten, die teilweise gerade mal die 25-Prozent-Marke schafften, spricht für sich. Die CDU im Kreis steckt in einer tiefen Krise, auch wenn der Kreis-Parteivorsitzende und Landtagsabgeordnete Günther Bergmann davon spricht, es habe sich "nur" um eine Bürgermeisterwahl, also um eine Personenwahl, gehandelt.

Eine höchst eigene Sicht der Dinge, wenn man berücksichtigt, dass die CDU schon im vorigen Jahr bei der Kommunalwahl fast allerorten verloren hat und beispielsweise in Kalkar dem gerade erst gegründeten "Forum Kalkar" den Vortritt als Nummer 1 lassen musste. Genau daraus wird eher ein Schuh: Viele neue Bürgermeister gehören nämlich nicht einer der etablierten Parteien an, sondern einer Bürgergruppierung außerhalb des üblichen Parteienspektrums.

Und eben dieses Wahlverhalten zeigt die Unzufriedenheit des Souveräns namens Bürger mit den sogenannten Volksparteien. Was in schwarzen Gegenden nämlich für die CDU gilt, das gilt in roten für die SPD. Natürlich ist es richtig zu analysieren, dass das Wählerpotenzial der CDU im Kreis Kleve auch weiter bei (mindestens) annähernd 60 Prozent der Stimmen liegt, denn dafür hat man den mit 58 Prozent der Stimmen gewählten Landrat Wolfgang Spreen als Beweis auf zwei Beinen.

Aber das nutzt in den einzelnen Kommunen gar nichts, wenn es nicht gelingt, dieses Potenzial auch abzurufen. Dafür wiederum braucht es Personen, die bei der nächsten Wahl auf kommunaler Ebene im Jahr 2020 andere, sprich natürlich bessere Ergebnisse einfahren.

Aber fünf Jahre sind nicht eben viel Zeit für eine Rundumerneuerung mit Erfolgsaussicht. Und ob die Kreispartei da gut beraten ist, diesen Erneuerungs-Prozess der lokalen CDU in jeder einzelnen Kommune selbst zu überlassen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Einfacher ist es natürlich, denn dann hat jede Partei vor Ort die Verantwortung, ob für Siege oder Pleiten. Das kann man basisdemokratisch nennen oder eben auch führungslos.

Der Kreisparteichef-Vorgänger von Bergmann, der heutige Bahnvorstand und frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla prägte vor Jahren das Zukunfts-Motto, das in drei Worten zusammengefasst schlichtweg lautete: "Jünger und weiblicher". Das gilt so ähnlich wohl auch noch heute.

juergen.loosen@rheinische-post.de

(RP)
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