Issum Damit kann man rechnen

Issum · Das His-Törchen präsentiert die umfangreiche Rechenmaschinensammlung von Heinz Dieter Bonnekamp. Auch Nicht-Mathematiker dürfen sich freuen. Viele der Maschinen bergen interessante Geschichten.

Die Liebe zum Rechnen hat Heinz Dieter Bonnekamp von Hause aus. Der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer des Lise-Meitner-Gymnasiums in Geldern stellt jetzt im Issumer His-Törchen seine umfangreiche Sammlung an Rechenmaschinen aus.

Zur Eröffnung am Sonntag war auch Bürgermeister Gerhard Kawaters anwesend. "Denn als ehemaliger Kämmerer liegt mir das Rechenwesen besonders am Herzen", sagte Kawaters scherzhaft. Aber auch, wer der Mathematik bisher nichts abgewinnen konnte, wird an der Ausstellung Freude haben. Auf Ratschlag von der Ehefrau des Ausstellenden Bonnekamp ergänzen Bilder und Sinnsprüche die reiche Auswahl an Rechenmaschinen.

Römischer Abakus

"Wer viel zu rechnen hat und die modernen Hilfsmittel nicht benutzt, der verschwendet seine Gesundheit und Nervenkraft, seine Zeit und Geld, und setzt sich noch Irrtümern und Verlusten aus", ist auf einem der Schilder zu lesen.

Bis es zu den modernen Hilfsmitteln wie Taschenrechner und Computer kommen konnte, war es ein langer Weg. Den zeichnet Bonnekamp mit seiner Sammlung nach. Das erste und älteste Hilfsmittel, so Bonnekamp, seien die Finger. In der oberen Etage des His-Törchens findet sich dann die Weiterentwicklung von dem begrenzten Zehn-Finger-System: der Abakus.

Die Ausstellung zeigt nicht nur ein dem römischen nachempfundenes Modell, sondern auch Modelle aus China, Japan und Russland. Die Internationalität setzt sich bei den Rechenmaschinen fort. Die Maschine mit dem weitesten Weg stamme aus Australien, sagt der Sammler. Angefangen habe alles damit, dass aus der Schulverwaltung eine Kurbelmaschine gegen eine elektrische ausgetauscht worden sei. Das alte Gerät hat Bonnekamp in seine Obhut genommen. Es folgten Zahlenschieber und Logarithmentafeln, die auch im Schulbetrieb benutzt wurden. Die Abgabe eines Sammlers aus England erhöhte seine Sammlung um 20 Exemplare.

Die Exponate stammen aus fast allen Teilen der Erde. Den Besuchern gibt Bonnekamp in Schautafeln Erklärungshilfen. Erklärt werden unter anderem das Prinzip des Zahnsegments, des Proportionalhebels oder der Schaltklinke.

Der Weg vom Abakus zum mechanischen Rechner war ein weiterer Entwicklungsschritt, den der Besucher verfolgen kann. Hinter einigen Exemplaren verbergen sich ganze Geschichten: Stolz weist Bonnekamp auf die kleinste Maschine hin. Für die "Curta" erhielt Curt Herzstark am 13. 1939 mehrere Patente. Die Umsetzung gelang ihm allerdings erst nach 1945, denn als "Halbjude" wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Konzentrationslager gesteckt. Er überlebte auch dank seiner einzigartigen Erfindung. Wer die Ausstellung besucht, sollte Zeit mitbringen, denn es gibt viel zu entdecken. Als mathematischen Leckerbissen hat Bonnekamp einige Rechenaufgaben und Instrumente zum Ausprobieren ausgelegt.

(RP)
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