61 Infizierte nach Hochzeit Welche Lehren Rheinberg aus dem Corona-Ausbruch zieht

Geldern/Rheinberg · Der Betreiber des Festsaals in Rheinberg versichert, auf alle Schutzmaßnahmen geachtet zu haben. Vorgaben für solche Feste gibt es jedoch kaum. Auch eine Anmeldung ist nicht notwendig.

 Ein Arzt hält einen Corona-Abstrich in der Hand (Symbolfoto).

Ein Arzt hält einen Corona-Abstrich in der Hand (Symbolfoto).

Foto: dpa/Britta Pedersen

Es war die erste Hochzeit, die nach dem Lockdown in dem Festsaal in Rheinberg stattfand. Im Ortsteil Millingen feierten mehr als 100 Gäste ausgelassen, bevor nachher die erschreckende Nachricht kam, dass sich eine Besucherin mit dem Coronavirus infiziert hat. Die Folgen sind bekannt: Alle Gäste kamen in Quarantäne, alle wurden getestet. Inzwischen steht fest: 61 von ihnen sind mit dem Virus infiziert. Fast alle kommen aus Geldern.

Der Betreiber des Festsaals legt im Gespräch mit unserer Redaktion Wert darauf, dass die Infektion nicht über seine Mitarbeiter erfolgt sei, sondern dass das Virus über eine Familie aus Schweden eingeschleppt worden sei. Er habe größten Wert auf Hygiene gelegt. So hätten am Eingang Spender mit Desinfektionsmitteln gestanden. Hier konnten sich die Hochzeitsgäste die Hände desinfizieren.

Die Caterer hätten viel Wert darauf gelegt, das Essen unter besonderer Vorsicht auszugeben. Alle hätten sich die Hände desinfiziert. Man habe gemacht, was möglich sei. Schließlich sei er ja selbst auch daran interessiert, den Saal weiter für Hochzeiten anbieten zu können. Die nächste Feier ist für den 15. August geplant. Dann sollen die Gäste noch einmal verstärkt darauf hingewiesen werden, auf Corona zu achten und möglichst Abstand einzuhalten.

Gerade bei einer Hochzeit ist so etwas natürlich schwierig. Zudem gebe es für solche Feiern keine wirklichen Vorgaben, so Jonny Strey, Leiter des Ordnungsamtes Rheinberg. Das ist zuständig, weil die Feier auf Rheinberger Stadtgebiet ausgerichtet wurde. „Vorgeschrieben ist allerdings nur, dass nicht mehr als 150 Gäste erlaubt sind und eine Liste der Teilnehmer zur Kontaktnachverfolgung erstellt werden muss“, erläutert Strey. Ansonsten gebe es nur Empfehlungen. Eben Hände zu waschen, Abstand zu halten. Eine Maskenpflicht gibt es nicht.

Die Stadt wusste noch nicht einmal von der Hochzeit. Denn solche Feiern müssen auch in Corona-Zeiten nicht genehmigt werden. „In diesem Fall hat es vorher auch keinerlei Kontakt gegeben. Bei anderen Hochzeiten kommt es schon mal vor, dass das Brautpaar sich bei uns meldet und fragt, worauf zu achten ist“, sagt Strey. Doch vorgeschrieben sei das nicht, eben weil so eine Feier gar nicht angemeldet werden muss. Strey würde sich aber wünschen, dass die Veranstalter Kontakt aufnehmen würden.

Als Konsequenz aus dem Vorfall will das Ordnungsamt sich jetzt auch Daten über anstehende Hochzeitsfeiern geben lassen, um gegebenenfalls zu kontrollieren. Vor allem gehe es dann darum, zu schauen, ob tatsächlich nur 150 Gäste bei der Feier sind. Dann werde man auch an die Besucher appellieren, auf Abstand zu achten.

Wie berichtet, sind inzwischen 61 Gäste positiv getestet worden. Die 50 Besucher der Hochzeit, die negativ getestet wurden sollen im Laufe der Woche ein zweites Mal auf das Coronavirus untersucht werden.

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