Freizeit Gassigehen für Fortgeschrittene

Sevelen · Claudine Westerfeld aus Sevelen bietet Packwork-Rudeln an. Hunde nimmt sie gleich zu mehreren mit auf einen Spaziergang. Dabei geht es erstaunlich ruhig zu. Wie das geht und warum das auch im Alltag hilfreich ist, erklärt sie.

 Claudine Westerfeld ist mit Huck, Mücke, Mailo und Cassy unterwegs in Sevelen.

Claudine Westerfeld ist mit Huck, Mücke, Mailo und Cassy unterwegs in Sevelen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wenn Claudine Westerfeld zu ihrer Gassi-Runde aufbricht, dann hat sie eins, zwei, drei, vier oder mehr Hunde dabei. Dabei geht es alles andere als wuselig zu, sondern sehr gesittet. Das Ganze hat einen Namen: Packwork-Rudeln. Gemeinsam mit Renée Leising aus Mainz hat sie das Konzept entwickelt. „Eigentlich biete ich nur einen Gassiservice“, sagt die Frau aus Sevelen bescheiden. Das Besondere ist, dass sie immer auch ihre Hunde, den Australian Shepherd Collie Mix Mailo und die Weiße Schäferhündin Cassy, dabei hat. An diesem Morgen sind auch die Labrador-Rüden Huck und Mücke mit von der Partie. Je zwei an ihrer Seite laufen ruhig nebeneinander. Selbst die beiden Hunde, die hinter einer der Haustüren kläffen, bringen die fünf nicht aus dem Konzept.

„Es gibt Regeln“, sagt die Sevelenerin. „Sie dürfen mich nicht überholen, maximal neben mir laufen.“ Der Grund: „Wenn der Hund vorbeiläuft, hat er auch Kontrolle über den Spaziergang.“ Und das kann schnell aus dem Ruder laufen, zum Beispiel, wenn verführerische Rehspuren locken. Wer neu mit auf die Gassi-Runde geht, der müsse sich erst einmal in das Rudel einfügen, erklärt Claudine Westerfeld. Freilaufende Hunde versetzen sie nicht in Angst und Schrecken, wenn sie mit ihren vielen Hunden an der Leine unterwegs ist. „Ich beschütze mein Rudel. Ich schicke den anderen Hund einfach weg und stelle mich vor die Hunde“, erklärt die Sevelenerin. Ansonsten könne es blutig werden, ein Kampf entstehen.

Den Hunden Sicherheit geben, darauf komme es an, sagt Claudine Westerfeld. „Der Hund möchte folgen“, sagt sie. „Hunde stammen vom Wolf ab. Wir haben sie in unsere Welt geholt. Der Hund kann in unserer Welt nicht Dinge für uns regeln, dafür ist er nicht gemacht“, erklärt die Hundefreundin.

Nicht nur in Großstädten, auch auf dem Land werde der Gassiservice gut angenommen. „Oft gehen die Besitzer arbeiten und haben keine Zeit“, nennt Claudine Westerfeld den Grund, warum Kunden ihr Packwork-Rudeln nutzen.

Mit den Tieren unternimmt sie strukturierte Spaziergänge. Das sei etwas anderes, als wenn der Hund vorläuft, das Herrchen am Handy telefoniert und es irgendwann zurück nach Hause geht. Strukturierter Spaziergang bedeutet: kein Spielen, kein Schnüffeln, erstmal nur laufen. „Der Hund lernt, dass es ein Gemeinschaftsding ist“, sagt die Sevelenerin. Um auch mental den Tieren einiges zu bieten, gibt es während des Spaziergangs Tempowechsel.

Nach dem gemeinsamen Laufen gibt es Zeit für Spiel und Trainingseinheiten. Impulskontrolle ist so eine Trainingsgeschichte. Der Ball wird nicht angerührt, auch wenn er am Hund vorbei rollt, hat seine Schnauze nichts daran zu suchen, bis es ein anderes Kommando gibt. Die Kontrolle haben, das sei auch im Alltag wichtig, wenn es darum geht, dass der Hund sitzen bleibt, auch wenn ein Radfahrer vorbeifährt und der Hund vielleicht lieber kläffen und mitlaufen würde. Claudine Westerfeld macht nicht viele Worte. Nach dem Spaziergang reicht ein kurzes „Sch“, und ihre beiden Hunde bleiben sitzen, auch wenn sie schon in die Wohnung vorgeht. „Man muss versuchen, so wenig wie möglich zu reden. Denn Reden liegt nicht in seiner Natur“, sagt sie lachend. Der Hund kommuniziert vor allem über die Körpersprache.

„Ich glaube, es ist eine Lebenseinstellung“, sagt Claudine Westerfeld. Ein Leben ohne Hund? Sie schüttelt vehement den Kopf: Das könne sie sich auf keinen Fall vorstellen.

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