Vernum Churchill schützte vor der Plünderung

Geldern · Ein wenig abseits der Duisburger Straße, kurz vor Vernum, versteckt sich Haus Grotelaers. Die Ursprünge des Anwesens gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. 1818 kaufte es Ludwig Cassian van Salomon – ein Nachfahre lebt dort heute noch.

 Ein Altar im Haus erinnert an deren fromme Besitzer.

Ein Altar im Haus erinnert an deren fromme Besitzer.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Ein wenig abseits der Duisburger Straße, kurz vor Vernum, versteckt sich Haus Grotelaers. Die Ursprünge des Anwesens gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. 1818 kaufte es Ludwig Cassian van Salomon — ein Nachfahre lebt dort heute noch.

 Michael und Helgi von Salomon leben in dem historischen Haus.

Michael und Helgi von Salomon leben in dem historischen Haus.

Foto: seyb

Es war gegen Kriegsende, als ein Panzer von der Duisburger Straße aus in die schmucke Allee einbog. Weil das schwere Gefährt nicht durch die gemauerten Pfeiler der Einfriedung passte, wurden diese platt gewalzt. Anschließend begannen die Soldaten, es waren wohl Briten, das herrschaftliche Haus, das mit seinem Türmchen schon fast an ein kleines Schloss erinnert, auszuräumen.

Doch in einem Zimmer stießen die Männer auf eine Wand voll alter Scherenschnitte, einen davon zierte der Name "John Churchill" und verlangte den Soldaten gehörigen Respekt ab. "Die kennen unseren Boss, hier wird nichts mehr ausgeräumt", soll der Kommandant gesagt haben, und so blieb das Anwesen von weiteren Plünderungen unberührt. Michael von Salomon erzählt diese Geschichte über das Haus und den Scherenschnitt, der übrigens das Konterfei des 1722 verstorbenen John Churchill, Herzog von Marlborough, zeigt.

Dabei leuchten von Salomons Augen, wie so oft, wenn er über die Geschichte des Hauses und seiner Familie erzählt. Etwa, wie beim Einbau eines neuen Schlosses in die schwere, alte Eingangstür eine Münze aus dem 19. Jahrhundert gefunden wurde. Sie steckt auch heute wieder dort. Oder wer die Frauen und Männer sind, die mit strengen Blicken von den Ölgemälden auf die Besucher schauen.

Viel Arbeit haben Michael und Helgi von Salomon in das Haus gesteckt, in dem sie seit 1967 leben. Der erste von Salomon, mit Vornamen Ludwig Cassian, hatte das Haus am 5. Oktober 1818 gekauft. Gebaut wurde es 1696, aber erwähnt wurde das Anwesen schon 1294/95, wie man in dem Buch "Die Denkmäler der Stadt Geldern" von Stadtarchivar Stefan Frankewitz nachlesen kann.

Von Salomon erinnert sich lachend an die ersten Jahre zurück: "Die Technik war aus der Zeit um 1900, wenn ich eine Scheibe Brot getoastet habe, dann ist es in den anderen Räumen dunkel geworden, weil das Licht schwächer wurde." Vieles haben er und seine Frau im Laufe der Jahre liebevoll restauriert und wieder in einen ursprünglichen Zustand zurück versetzt. Immer wieder mit unterstützender Beratung durch Gelderns Denkmalpfleger Heinz Maes. "Die Sensibilität für die Geschichte und die richtigen Maßnahmen entwickelt sich mit der Zeit", sagt er.

Dafür nehmen die von Salomons sogar kleinere Unannehmlichkeiten in Kauf. "Wir wählen die Zimmer, in denen wir uns aufhalten, nach der Windrichtung aus", erzählt Helgi von Salomon. Denn die alten Fensterrahmen halten nicht jeden Windstoß komplett außen vor. Zudem mussten in den vergangenen Jahren die Wasserrohre erneuert werden. Die alten hielten dem Druck nicht mehr stand, sogar zu Brüchen war es gekommen. Die Hausherrin zuckt mit den Schultern: "Es gibt ständig etwas zu tun. Solch ein Haus darf man einfach nicht vergammeln lassen."

Zwar gibt es bei entsprechenden Maßnahmen an denkmalgeschützten Häusern die Möglichkeit, bestimmte Summen bei der Steuererklärung abzuschreiben — aber Geld kosten sie natürlich trotzdem. Michael von Salomon verrät sein Geheimnis: "Anstatt in Urlaub zu fahren, nehmen wir das Geld, das wir für den Urlaub ausgegeben hätten und nutzen das für das Haus." Und — wer wollte schon verreisen, wenn er in einem herrlichen Garten mit Fischteich vor der malerischen Kulisse von Haus Grotelaers den Sommer genießen kann?

(RP)
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