Issum Buß-und Bettag: Zeit für den Neuanfang

Issum · Als offizieller Feiertag ist er abgeschafft, an Bedeutung hat der Tag aber für evangelische Christen nicht verloren, sagen Yvonne Brück und Johannes Fries. Auch in ihren Gemeinden wird es entsprechende Gottesdienste geben.

Im Kalender ist der Tag nicht mehr rot markiert, also kein offizieller Feiertag. 1995 kam das Aus für den evangelischen Feiertag, um Arbeitgeber bezüglich der Pflegeversicherung zu entlasten. Auf dem Kalender ist der Buß- und Bettag gestorben, "er wird von uns natürlich weiter gefeiert, ist ja klar", sagt Johannes Fries, Pfarrer der evangelischen Kirche Weeze. Am Mittwoch, 18. November, findet in seiner Kirchengemeinde deswegen ein Gottesdienst statt.

"Buße hört sich alt an", gibt er zu, aber das Thema beschäftigt die Menschen seit dem Alten Testament und hat an Aktualität nichts verloren. Buße meint eigentlich Umkehr. "Man kann es heute mit den Händen greifen, wenn es keine Umkehr in verschiedenen gesellschaftlichen Schichten gibt, wird es schwer", sagt der Pfarrer. Umkehr, das sei Orientierung am Gebot, am Willen Gottes, der Leben erhalten will. Fries zitiert aus dem Alten Testament: "Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe."

Buße, das habe in seinen Augen nichts damit zu tun, in Sack und Asche zu gehen, sagt Fries. Eigentlich sei es ein Festtag, wenn Umkehr geschieht. "Da passiert wirklich etwas Neues." Der Mensch kann nach vorne schauen. Fries versucht am Buß- und Bettag mit der Gemeinde ins Gespräch zu kommen. Das eigene Leben, das gesellschaftliche Leben und das Leben in der Kirche nachhaltig zu ändern, sei das Ziel. "Die Kirche bleibt nicht stehen. Sie muss ständig erneuert werden. Das ist deswegen so, weil die Zeiten sich ändern und das Wort Gottes immer wieder neu gehört werden muss", erklärt der Pfarrer. Das Wort Gottes, das sei die Ausbildungshilfe für ein waches Gewissen. "Das Schöne am Wort Gottes ist dies: Der Welt wird ein Weg gezeigt zum Leben", sagt Fries. "Dass wir in einer schönen Welt leben, kann man nicht sagen", sagt Fries nachdenklich angesichts von Kriegen und Zerstörung. Der Buß- und Bettag lade dazu ein, sich anstoßen zu lassen, innezuhalten. Buße ist der eine Teil des Tages, Beten der zweite Teil. "Sich vor Gott hinstellen, das kann man nicht oft genug tun, um neue Ideen zu bekommen", lädt der Geistliche ein. Spannend werde es da, wo der Alltag mit dem Wort Gottes in Verbindung gebracht werde.

Zum Beispiel die Zehn Gebote, die Richtschnur. "Sie sind gegeben, um den Lebensschutzbereich zu wahren", erklärt Yvonne Brück, Pfarrrerin der evangelischen Kirche Issum. Buße tun, darunter versteht sie den Versuch, das eigene Leben zu reflektieren. "Aber wer guckt schon gerne auf sein Leben in einer Gesellschaft, in der man mit Erfolgen glänzen muss?", stellt sie eine Frage.

Buße bedeutet Ehrlichkeit, zu sich selbst und vor Gott. Wer die Zehn Gebote als Richtschnur nehme, der werde an Grenzen stoßen. Allein das erste Gebot, Gott zu ehren. "Woran hänge ich mein Herz?", stellt Brück als Frage in den Raum. Des nächsten Besitz nicht begehren, was ist mit Gefühlen wie Neid oder Missgunst? Nicht falsch Zeugnis wider den Nächsten reden.

"Wie oft sage ich nichts oder drehe an der Wahrheit?", stellt die Pfarrerin eine weitere Frage zum Nachdenken. "Ich glaube, manche Dinge schleichen sich ein, verfestigen sich und ich merke nicht, wo ich schief laufe", sagt Brück. "Deswegen sollte man regelmäßig nachdenken über sein Leben. Das finde ich wichtig in einer Welt, die sich immer schneller dreht." Der ökumenische Gottesdienst, der in Issum am Buß- und Bettag um 19.15 Uhr gefeiert wird, lädt zum Ausstieg aus dem Alltag ein. "Allein den Betern kann es noch gelingen", so drückt es der deutsche Schriftsteller Reinhold Schneider aus. Zeit dafür nehmen, dazu lädt der Buß-und Bettag ein.

(RP)
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