Issum Blockhäuser für Flüchtlinge sind fertig

Issum · Mit dem Ergebnis ist die Gemeindeverwaltung mehr als zufrieden. In die neuen Unterkünfte am Koetherdyck in Sevelen sollen zwei Familien und mehrere Einzelpersonen einziehen. Auch andere NRW-Kommunen planen jetzt Blockhäuser.

 Thomas Schwolow vom Issumer Bauamt beim Rundgang durch die neuen Gebäude. Küchenutensilien stehen bereit, die Räume sind quasi bezugsfertig.

Thomas Schwolow vom Issumer Bauamt beim Rundgang durch die neuen Gebäude. Küchenutensilien stehen bereit, die Räume sind quasi bezugsfertig.

Foto: Gerhard Seybert

Ein bisschen erinnern die neuen Flüchtlingsunterkünfte am Koetherdyck in Sevelen an Ferienbungalows. Durch die Haustüre geht es in das Gemeinschaftszimmer. Hier gibt es eine kleine Küche mit Spüle und Herd, einem Tisch und sechs Stühlen. Alles riecht neu und nach Holz, durch die Gardinen am Fenster scheint die Sonne. Besteck, Geschirr und Gläser stehen für die künftigen Bewohner bereit.

 Ein Blick in die Siedlung. Acht Häuser sind aufgestellt, fünf werden belegt.

Ein Blick in die Siedlung. Acht Häuser sind aufgestellt, fünf werden belegt.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Drei Schlafzimmer gibt es pro Haus mit jeweils zwei Betten. Noch sind hier Matratzen, Kissen und Decken verpackt, der Kleiderschrank noch leer. Außerdem hat jedes Haus ein Badezimmer mit WC, Waschbecken, Dusche und einer Waschmaschine. Wasser, Strom und Gas sind angeschlossenen, die Räume sind laut Gemeinde "bezugsfertig", nur noch Kleinigkeiten fehlen. Die ersten Flüchtlinge sollen hier in der ersten Aprilwoche einziehen.

Thomas Schwolow vom Issumer Bauamt hatte die Blockbohlenhäuser Ende November 2015 bestellt und ist zufrieden: "Die Blockhäuser spielen optisch und von der Wohnqualität in einer ganz anderen Liga als Container oder Traglufthallen." Die neuen Unterkünfte seien sehr gelungen, findet er.

Die Qualität war allerdings nicht der hauptsächliche Grund für die Anschaffung: Die Gemeinde brauchte schnell neuen Wohnraum für Flüchtlinge. Die Turnhalle am Burgweg war belegt, die gemeindeeigenen Wohnungen wurden knapp. Mit Wohncontainern habe die Stadt in den 90er Jahren nicht so gute Erfahrungen gemacht. Die Blockbohlenhäuser boten kurze Lieferzeit und schnellen Aufbau. Das überzeugte Verwaltung und Politiker.

Und wenige Wochen später stehen sie nun da, auf dem hinteren Teil des Parkplatzes Koetherdyck in Richtung Grillplatz: acht Blockhäuser als Holz, gebaut von der Firma Blockhausklaus. Auf 50 Quadratmetern Wohnfläche pro Haus sollen je sechs Menschen unterkommen - insgesamt also 48. Erst mal werden aber nur fünf der acht Häuser belegt. In zwei von ihnen ziehen Familien mit Kindern ein, für weitere drei haben sich mehrere Einzelpersonen als Wohngemeinschaften zusammengefunden.

Für Ordnungsamtsleiterin Susanne Hackstein ist bei der Belegung der neuen Unterkünfte ein ausgewogenes Verhältnis wichtig: "Hier ziehen nur Leute ein, die wir bereits kennen. Einige der künftigen Bewohner leben zurzeit noch in der Turnhalle. Die Familien haben hier dann jeweils ein Haus für sich." Auch die Einzelpersonen, die sich künftig dann ein Haus teilen, kennen sich schon untereinander. "Von daher erwarten wir keine Streitigkeiten zwischen den Bewohnern", so Hackstein weiter.

Alleingelassen werden die neuen Bewohner des Koetherdycks auch nach dem Umzug nicht: Mehrere Mitarbeiter sollen die Flüchtlinge regelmäßig betreuen, ihnen Herd und Waschmaschine erklären und die Umgebung zeigen. "Wo geht es zur nächsten Bushaltestelle, wie kommt mein Kind zur Schule? Das sind mögliche Fragen, bei denen unsere Betreuer dann auch vor Ort helfen", sagt die Ordnungsamtsleiterin. Vor allem aber sollen die Betreuer auch bei möglichen Schwierigkeiten Ansprechpartner sein - für Flüchtlinge wie auch für Anwohner und Spaziergänger.

Etwa 12.000 Euro pro Bewohner kostet die Gemeinde die Unterbringung in dem Blockbohlenhaus. Insgesamt schätzt Thomas Schwolow die Kosten auf 570.000 Euro: "Eine Containerlösung wäre nicht viel billiger gewesen. Dafür gibt es einen größeren Wohnraum und die Bewohner haben mehr Privatsphäre - vor allem die Familien."

Die Baugenehmigung für das Areal läuft erst mal für drei Jahre. Danach werden die Häuser wahrscheinlich wieder abgebaut. Durch die besondere Bauart könnte die Gemeinde sie dann relativ problemlos woanders wieder aufstellen.

Issum ist NRW-weit wohl die erste Kommune, die sich für die Blockhauslösung entschieden hat. Mittlerweile denken auch andere Kommunen darüber nach: In Lette im Kreis Coesfeld sollen zunächst fünf Blockhäuser gebaut werden. In Alpen plant die Gemeinde, elf solcher Häuser für Flüchtlinge zu bauen.

(RP)
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