Gelderland Biogas gefährdet Artenvielfalt

Gelderland · Durch den Anbau von Mais für Biogasanlagen schwinden die Grünflächen am unteren Niederrhein – der Platz für Wiesenvögel wird eng. Auch die lange beschworene Klimafreundlichkeit der Anlagen ist umstritten.

 Dunkle Wolken ziehen auf über den Biogasanlagen am Niederrhein, die unter anderem in Straelen, bei Schloss Wissen und zwischen Geldern und Walbeck stehen.

Dunkle Wolken ziehen auf über den Biogasanlagen am Niederrhein, die unter anderem in Straelen, bei Schloss Wissen und zwischen Geldern und Walbeck stehen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Durch den Anbau von Mais für Biogasanlagen schwinden die Grünflächen am unteren Niederrhein — der Platz für Wiesenvögel wird eng. Auch die lange beschworene Klimafreundlichkeit der Anlagen ist umstritten.

Es ist noch nicht lange her, da war die Ernte der Bauern fast ausschließlich für den Teller bestimmt. Seitdem der Bundestag im Jahr 2004 beschloss, den "Nachwachsenden-Rohstoff-Bonus" (kurz: Nawaro-Bonus) in das Erneuerbare-Energien-Gesetz aufzunehmen, ist das anders.

Bis dahin konnten Biogasanlagen lediglich mit Gülle oder organischen Abfällen rentabel betrieben werden. Mit der Einführung des Bonus wurde es nun auch lukrativ, nachwachsende Rohstoffe wie Mais oder Raps einzig für die Verwertung in Biogasanlagen anzubauen.

Seit der Einführung des Nawaro-Bonus hat die Anbaufläche von Mais im Kreis Kleve um ein Drittel auf 16 500 Hektar zugenommen. Auf 32 Prozent der 50 000 Hektar Acker- und Grünflächen wird nun Mais angebaut. Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich die Anzahl der Biogasanlagen im Kreisgebiet auf etwa 40 bis 50 Anlagen, wie im Kreis-Bauamt geschätzt wird.

"Problem erkannt"

Das Problem sei erkannt, meint Kreislandwirt Heinz Lax aus Wachtendonk. "Wir dürfen die Landwirte, die in einer Biogasanlage ein weiteres finanzielles Standbein gefunden haben, nicht verdammen", ist der Fachmann überzeugt.

Doch werde im Augenblick intensiv nach anderen Früchten gesucht, mit denen eine Biogasanlage gefüttert werden könnte, zum Beispiel eine spezielle Art von Zuckerrüben, Hirse oder Gras. Auch die Anlagen müssten dafür jedoch verändert werden.

Mit der Ausweitung des Maisanbaus geht die Gefährdung der Artenvielfalt am unteren Niederrhein einher, weiß der Nabu-Mitarbeiter Daniel Doer von der Naturschutzstation Niederrhein.

Durch das Umpflügen von Wiesen und Weiden in Äcker zur Bebauung mit Energiepflanzen wird der Lebensraum von Wiesenvögeln, wie der Uferschnepfe, immer kleiner. "Es ist bereits ein Rückgang der Feldvogelarten zu beobachten", erklärt Naturschutzreferent Doer: "Beim herkömmlichen Betrieb von Biogasanlagen besteht ein Konflikt zwischen Klima- und Artenschutz."

Dieser Konflikt ließe sich vielleicht rechtfertigen, wenn der Strom aus Biogasanlagen tatsächlich besonders klimafreundlich wäre. Aber das ist seit der Einführung des Nawaro-Bonus oftmals fraglich. KOMMENTAR

(RP/jul)
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