Bezahlbarer Wohnraum In Geldern fehlen 326 günstige Wohnungen

Geldern · Eine Analyse zeigt, dass mehr als 300 Haushalte in Geldern in zu teuren Wohnungen leben – sie bräuchten eigentlich günstigeren Wohnraum.

 Zettel für die Suche nach einer günstigen Wohnung (Symbolbild).

Zettel für die Suche nach einer günstigen Wohnung (Symbolbild).

Foto: grafik

Es ist eine genaue Zahl, die bei der Analyse für bezahlbaren Wohnraum herausgekommen ist: 326 – so viele Haushalte gibt es in Geldern, die in einer viel zu teuren Wohnung leben und eigentlich ein günstigeres Zuhause bräuchten. Dieses Ergebnis hat Michael Neitzel von dem Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung – kurz Inwis – aus Bochum dem Bau- und Planungsausschuss der Stadt Geldern vorgestellt.

Den Berechnungen des Instituts zufolge sind 733 Haushalte in Geldern überlastet. Sie gelten als überlastet, wenn sie 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten ausgeben. Viele der Betroffenen hätten notgedrungen eine teurere Wohnung angemietet, als sie sich eigentlich leisten könnten, und überschritten darum die 40-Prozent-Marke, so der Experte.

Der Analyse zufolge könnten 407 Haushalte dieses Problem lösen, wenn sie in eine kleinere Wohnung ziehen oder Unterstützung wie Wohngeld beantragen würden. Die Hemmungen, Wohngeld zu beziehen, seien immer noch groß, weiß Michael Neitzel. So ergebe sich der Bedarf von 326 günstigen Wohnungen in der Stadt.

Derzeit liefen bereits einige Bauprojekte, berichtete Beigeordneter Tim van Hees-Clanzett. 208 Wohneinheiten entstehen aktuell auf verschiedenen Baustellen im Gelderner Gebiet. In Planung seien zudem 431 Wohneinheiten, bei denen die Bauarbeiten erst in den kommenden Jahren beginnen sollen. „Theoretisch reicht das also, um den Bedarf zu decken“, so Neitzel.

Harsche Kritik äußerte jedoch Jörg Grahl (SPD). Er monierte, dass das Verfahren der Wohnraumanalyse deutlich zu lange gedauert habe. Der Antrag von Grünen und SPD sei bereits im März 2018 eingereicht worden, das Gutachten habe die Stadtverwaltung Monate später ohne politische Rücksprache bei Inwis in Auftrag gegeben. Erst jetzt, eineinhalb Jahre später, gebe es den Abschlussbericht.

Auch inhaltlich hatte Jörg Grahl Anmerkungen. „Die 40-Prozent-Marke wird hier als gesetzt angenommen, andere Experten halten das für unsozial“, sagte Grahl. Bei einer Quote von 35 Prozent würde sich der Bedarf an günstigen Wohnungen deutlich erhöhen, merkt Grahl an. Die Politik habe versäumt, die Kennziffern selbst zu setzen. Michael Cools von der CDU entgegnete, dass Jörg Grahl „das Haar in der Suppe“ suche.

Michael Neitzel von Inwis hingegen argumentierte, dass die Quote durch das statistische Amt Eurostat festgelegt sei. Zudem richtete er einige Ratschläge an die Stadt Geldern. Er empfiehlt den Neubau von 20 preisgünstigen Wohnungen für Drei- und Mehr-Personen-Haushalte sowie 100 Wohnungen für Ein- und Zwei-Personen-Haushalte, um zur Entspannung der Situation beizutragen. Das werde durch die geplanten Bauvorhaben abgedeckt. Es brauche jedochmehr Beratungsangebote für Gelderner mit niedrigem Einkommen, damit sie Leistungen wie Wohngeld in Anspruch nehmen.

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